Der Suender und die Lady
Und richtet zweifellos ein heilloses Durcheinander an. Oder sollte ich sagen, er richtet ein noch größeres Durcheinander an? Er steckt ohnehin schon tief in der Patsche, nachdem er Sie und Ihre Verwandten hier untergebracht hat. Entführer werden meines Wissens gehängt.“
Regina hätte gern etwas auf seine Beschreibung seines Bruders erwidert, hielt aber den Mund. Brüder glaubten wohl immer, ihre Geschwister würden nie erwachsen. „Wir sind nicht entführt worden, Mr Blackthorn. Wir sind Gäste. Sie sind doch Don John Blackthorn, nicht wahr? Black Jack? Und, wie soll ich sagen, auffällig in Ihren Versuchen, Ihrem Namen Ehre zu machen.“
Sein Lächeln bewirkte, dass sein Gesicht etwas von dieser irritierenden Schönheit verlor und sehr anziehend wurde. „Im Gegenteil, Miss Hackett, ich bin lediglich bestrebt, mich von diesem Namen reinzuwaschen. Vielleicht finde ich diese Situation so amüsant, weil es nicht das erste Mal ist, dass einer meiner Brüder in diesem herrschaftlichen Haus eine Frau versteckt. Womöglich hat das Puck ja auf diese Idee gebracht. Wie auch immer, nehmen Sie bitte Platz und entschuldigen Sie mein unhöfliches Benehmen. Dennoch frage ich noch einmal: Ist mein Bruder anwesend?“
Regina setzte sich, zog wieder die Beine hinauf aufs Polster und ordnete gewissenhaft ihre Röcke über den Hausschuhen, um Zeit für die Formulierung einer Antwort zu gewinnen. „Mag sein, dass er ausgegangen ist“, sagte sie schließlich. „Soll ich ihm mitteilen, dass Sie ihn besuchen wollten und ihn gern sprechen würden?“
„Vielen Dank für die höfliche Aufforderung, das Haus zu verlassen. Doch nein, ich glaube, ich warte lieber.“ Er setzte sich Regina gegenüber in einen Sessel und schlug elegant ein Bein über das andere. „Wir warten gemeinsam.“
„Gut, Mr Blackthorn“, sagte Regina und wünschte sich, sie hätte getan, was sich gehörte – zumindest insofern, wie die zugegeben absonderlichen Umstände es zuließen –, nämlich sich mit einer Entschuldigung zurückgezogen. „Aber geben Sie sich jetzt bitte nicht der irrtümlichen Annahme hin, wir könnten über Belanglosigkeiten plaudern, denn für solche Artigkeiten habe ich keine Zeit. Haben Ihre Ermittlungen in den Entführungsfällen Fortschritte gemacht? Sind Sie gekommen, um Erfolge zu melden, oder in der Hoffnung, dass Puck Ihrem Versagen Erfolge gegenüberstellen könnte?“
„Sie haben eine beleidigend scharfe Zunge, Miss Hackett. Gratuliere. Aber um Ihre Frage zu beantworten: Ich wäre mit meinen Ermittlungen wohl schon viel weiter, wenn mein Bruderherz mir genug vertraut hätte, um Informationen mit mir zu teilen. Im Grunde nur lächerliche kleine Einzelheiten. Zum Beispiel den Schauplatz des Maskenballs, von dem Ihre Cousine gegen ihren Willen entführt wurde. Wie gesagt, lächerlich.“
„Er hat es Ihnen nicht gesagt?“ Regina spielte die Überraschte. „Vertraut er Ihnen nicht?“
„Oh doch, das tut er ganz sicher. So sehr, wie ich ihm vertraue.“ Jacks smaragdgrüne Augen unter den geschwungenen Brauen verengten sich ein wenig. „Ich habe einen meiner besten Männer die ganze vergangene Nacht und den heutigen Tag über dafür abgestellt, dass er meinem lieben Robin Goodfellow folgt und die Vermeidung verzweifelter Situationen gewährleistet, nur um zu erfahren, dass mein Bruder jetzt anscheinend darauf verfallen ist, unglückselige Weiblichkeiten durch die Gassen zu jagen. Es versteht sich von selbst, dass meine Neugier erwacht ist. Wissen Sie etwas darüber, Miss Hackett?“
Reginas Mundwinkel zuckten, doch es gelang ihr, das Lächeln zu unterdrücken. „Das Einzige, was ich darüber weiß, Mr Blackthorn, ist, dass einer Ihrer besten Männer offenbar die Anschaffung von Augengläsern in Erwägung ziehen sollte.“
„Ah, und jetzt haben Sie mich ertappt. Gestatten Sie, dass ich mich korrigiere: Einer meiner Männer, nicht unbedingt einer meiner besten. Die Tatsache, dass Puck dem Burschen bei seinem Aufbruch früh am Abend vom Kutschbock aus zugewinkt hat – und mein Mann so dumm war, es mir zu sagen –, ist der Grund meines Hierseins.“
„Puck hat Ihren Mann gesehen? Und ihm zugewinkt?“
„Hat ihm sogar eine Kusshand zugeworfen. Ich fürchte, mein Bruder hat einen ausgeprägten Hang zum Dramatischen.“
„Und das erkennen Sie natürlich. Tja, vermutlich genauso, als würden Sie in einen Spiegel blicken“, stellte Regina lauernd fest.
Jacks Lächeln begann, Regina ein wenig zu
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