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Der Suender und die Lady

Der Suender und die Lady

Titel: Der Suender und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasey Michaels
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so lieb. So aufrichtig. So viel ehrenwerter, als er sich selbst einschätzte, als die Welt ihn einschätzte.
    „Ich will heute Nacht nicht allein sein, Puck“, sagte sie schließlich. „Du bist nicht nur der Mann, der zur Stelle ist. Das weißt du. Sag, dass du es weißt. Bitte.“
    „So geht es nicht, Regina. Ich würde nur deine Zukunft zerstören.“
    „Ist das nicht meine Entscheidung? Können wir nicht zumindest noch ein wenig reden? Ich kann sowieso nicht schlafen. Nicht, solange ich denke, was ich jetzt denke. Was … was danach geschieht, müssen wir nicht besprechen.“
    „Was ich heute Nachmittag getan habe, hätte nicht geschehen dürfen. Du bist verletzlich, und ich habe es ausgenutzt.“
    Endlich regte sich Zorn in Regina. „Oh ja, ich verstehe. Eine dumme Gans, diese Regina! Ein sehnsüchtiger Blick, ein paar Küsse, und sie gestattet einem sämtliche Freiheiten. Mr Blackthorn, Sie haben eindeutig die Pflicht, sie vor sich selbst zu schützen.“
    Puck lächelte. „Ich habe nie viel von Pflichten gehalten.“
    Er griff wieder nach ihrer Hand, und Seite an Seite schritten sie den dämmerigen Flur entlang und traten in Reginas Schlafzimmer.

10. KAPITEL
    W as er dachte, war verbrecherisch, in vielerlei Hinsicht.
    Sie war genauso, wie er gesagt hatte. Verletzlich. Jung. Sie wurde sich gerade erst des Unterschieds zwischen Mädchen- und Frausein bewusst. Ihre Cousine war verschwunden, höchstwahrscheinlich einem schrecklichen Schicksal ausgesetzt, das in seiner Brutalität kaum zu erfassen war. Und ihre Mutter war eindeutig eine labile Frau, nicht die Person, an die Regina sich um Rat wenden konnte.
    Sie hielt sich in seinem Haus, unter seinem Dach auf. Unter dem Dach des Bastards. Für sie beide konnte es keine Zukunft geben; das wusste sie, das wusste er.
    Alles, was er ihr eintragen konnte, waren Schande und der Zorn ihres Vaters.
    Alles, was sie ihm eintragen konnte, war unerfüllte Sehnsucht und eine Erinnerung, die ihn nie verlassen würde, mit leeren nutzlosen Jahren, die sich vor ihm ausdehnten mit einem auf immer verlorenen Herzen.
    Himmel, wie seine Mutter schwelgen, das Drama genießen würde! Sie fände die Angelegenheit köstlich. Und, ja, unumgänglich. Shakespeares Tragödien hatten ihr schon immer gelegen. Als Julia war sie wohl fünfhundert Mal auf der Bühne gestorben. So schön sie auch immer noch war, konnte man es ihrem Publikum in den letzten paar Jahren doch nicht verübeln, dass es dachte, das Alter hätte ihre Julia eingeholt.
    Puck lächelte bei dem Gedanken; gleich darauf ohrfeigte er sich im Geiste. Selbst wenn er ernst war, todernst, hatte er doch immer diesen Funken Albernheit in sich, der nach außen drängte. Es war wie ein Fluch.
    Er sah zu, wie Regina mithilfe einer dünnen Kerze im ganzen Raum weitere Kerzen anzündete. Der Vollmond schien durchs Fenster, die Vorhänge waren noch nicht geschlossen. Hatte die Zofe vergessen, sie zuzuziehen, oder schlief Regina immer ohne Verdunkelung über den durchsichtigen Seidengardinen? Betrachtete sie gern die Sterne, oder wollte sie beim Aufwachen die Morgensonne begrüßen?
    Puck wusste so wenig über sie. Beim Abendessen hatte sie die Rote Bete zurückgewiesen. Sie mochte keine Rote Bete. Vielleicht mochte sie die Morgensonne im Gesicht.
    Sie verabscheute oder fürchtete ihren Vater. Oder beides.
    Sie war himmlisch zu berühren und zu kosten.
    Sie könnten nach Paris flüchten. Nach Amerika. Er besaß Geld; ihr würde es an nichts fehlen. Wenn sie darauf bestand, würde er auch die Mutter mitnehmen. Die Mutter, die Zofe, ihren Spaniel, sofern sie einen besaß. Er würde überallhin gehen, alles wagen, um sie zu bekommen.
    Und er wusste nichts über sie.
    War Liebe Wahnsinn, oder war Wahnsinn Liebe?
    Und konnte der eine oder der andere Zustand innerhalb von wenigen Tagen im Leben eines Mannes ausbrechen?
    Sie ging zu dem kleinen Feuer hinüber und setzte sich auf den Kaminvorleger. Ihr züchtiger Morgenmantel bauschte sich um sie, der Feuerschein fing sich in ihrem Haar und warf warme Schatten über ihre perfekten Züge, ihre makellose Haut. Über den Raum hinweg sah sie Puck an und lächelte, verlegen, verzagt wegen einer verborgenen Betrübnis.
    Ja. Die Antwort auf seine Frage lautete Ja. Das konnte so sein. Mit aller Macht. Ohne Sinn und Verstand.
    „Hier gibt es ausreichend Stühle“, sagte er und setzte sich zu ihr auf den Boden. „Aber du hast recht. Hier haben wir es am gemütlichsten. Unartige Kinder, die sich am

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