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Der Suender und die Lady

Der Suender und die Lady

Titel: Der Suender und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasey Michaels
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Entferntesten damit gerechnet, dass eine von ihnen mit dem Tod würde bezahlen müssen.
    Jemand klopfte leise an das Glas hinter dem Holzsitz der Kutsche. Regina drehte sich um und erkannte Jacks Gesicht hinter der Scheibe. Er nickte knapp in ihre Richtung, während er sich den wilden Bart abriss und Klebstoffreste von den Wangen zupfte.
    „Wie …?“
    Puck öffnete das Glastürchen, das das Land der Lebenden von dem der kürzlich Verstorbenen trennte. „Kannst du dir keine eigene Droschke leisten, Jack?“, fragte er seinen Bruder.
    „Als der Sarg fort war, meinte ich, du hättest wohl noch Platz für einen weiteren Passagier. Hast du es ihr gesagt?“
    „Ja, das wenige, das ich von dir erfahren habe. Gibt es noch mehr?“
    „Oh ja.“ Inzwischen streifte Jack seine zerrissene Jacke und sein Hemd ab. „Falls du dich bitte umwenden würdest, Regina, bliebe uns beiden das Erröten erspart.“
    Regina tat rasch wie geheißen, denn es sah so aus, als griffe Jack jetzt nach den Knöpfen seiner Hose.
    „Du hast dir ein großartiges Gefolge zugelegt, Bruder“, sagte Jack im Konversationston. „Ich mache nicht gern Komplimente, aber du fängst an, mich zu beeindrucken.“
    „Diese Worte werde ich hüten wie einen Schatz, bis ich alt und grau bin“, erwiderte Puck und zwinkerte Regina zu, die nur noch spürte, wie ihre Ratlosigkeit und ihre Angst zunahmen. „Sind meine Hoffnungen übertrieben, wenn ich davon ausgehe, dass du Kleider zum Wechseln bei dir hast?“
    „Ich mache dir Komplimente, und im Gegenzug unterschätzt du mich? Schön, Bruder, wenn du es nicht anders willst. Weise deinen Kutscher an, er soll dieses Ungetüm an der nächsten Straßenbiegung wenden. Ich fürchte, er wird die Menschenmenge nicht übersehen können.“
    „Will dein Bruder uns nun mitteilen, was er weiß, oder will er das nicht?“, brach es schließlich aus Regina heraus. Am liebsten hätte sie beiden den Hals umgedreht.
    „Jack?“
    „Ja, schon gut. Ich wollte, ich wüsste mehr, und wir könnten dich schonen, Regina. Gestern spätabends hat ein seltsames Boot ein Mitglied unserer kühnen Wasserwacht offenbar stutzig gemacht. Es wurde durch die Dunkelheit gerudert und man scheute sich, wie es aussah, Laternen zur besseren Orientierung anzuzünden. Ein verdächtiges Verhalten, gelinde ausgedrückt, nicht wahr?
    Der Wasserwächter näherte sich, gebot dem kleinen Schiff zu halten, sich einer Durchsuchung zu unterziehen und was sonst diese Burschen noch verlangen, wenn ihr Diensteifer erwacht. Bevor sie noch näher herankommen konnten, verriet ein lautes Klatschen, dass etwas über Bord geworfen wurde. Eine Durchsuchung des Boots ergab nichts, und es wurde, den Worten unseres Wasserwächters zufolge, freigegeben.“
    „Weiter“, sagte Puck und biss die Zähne zusammen.
    „Ich bin überzeugt, dass du weißt, worauf es hinausläuft, Puck, und ich bitte im Voraus um Entschuldigung, denn was ich zu sagen habe, ist nicht einfach. Vor kaum zwei Stunden trieb etwas an der Oberfläche und geriet in Kontakt mit den Rudern eines anderes Bootes. Drei Frauen, aneinandergefesselt, geknebelt, mit Ketten beschwert. Wie an einen Strick gebundene Rumfässer, von Freibeutern abgeworfen, wenn sie Gefahr laufen, von den Steuerbeamten entdeckt zu werden. Doch in diesem Fall wurde, nachdem die Schmuggelware untergegangen war, darauf verzichtet, sie zurück an Bord zu holen.“
    Regina schlug ihren Schleier zurück. Hastig beugte sie sich vor und übergab sich. Puck hielt sie fest, damit sie nicht auf die Deichsel stürzte.
    „Wo befinden sie sich jetzt?“, fragte Puck, während er Regina ein Taschentuch reichte. „Ich meine, die Leichen.“
    „Immer noch im Hafen. Ich glaube, dass die Ankunft eines Leichenwagens für alle Betroffenen als willkommene Entlastung verstanden wird. Vertrau mir, Puck. Wir können die Leichen aufladen und untersuchen lassen. Wir wollen doch nicht, dass Regina sie in ihrem derzeitigen Zustand sieht, oder?“
    „Nein!“ Regina rang heftig um Fassung und zupfte den schützenden Schleier wieder zurecht. „Ich kann nicht warten, bis ihr glaubt, alles wäre schicklich für meine Augen. Ich muss diese Frauen jetzt sehen. Ich muss es jetzt wissen!“
    Sie blickte nach vorn. Es drängte sie zu sehen, was sie nie hatte sehen wollen. Wie Jack es prophezeit hatte, wich ein Teil der Menschenmenge beim Anblick des Leichenwagens respektvoll zur Seite.
    Gaston, der die ganze Zeit über geschwiegen hatte wie ein Grab, forderte die

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