Der süße Hauch von Gefahr
fragte er ohne viel Umschweife.
»Du konntest Julianas Preis auf einen Schlag zahlen.«
»Oh, ich hatte in letzter Zeit viel, viel Glück mit den Karten. Rosevale ist eine ausgezeichnete Geldanlage und wird ein schönes Anwesen für Robert sein.«
»Also nimmst du deinen Gewinn und kaufst Robert ein Haus?«
»Warum denn nicht? Er ist mein Sohn – und ich bin gerade in der Lage, Vorsorge für ihn zu treffen.« Denning seufzte und erklärte:
»Ich weiß, du glaubst, meine Kinder und was aus ihnen wird, seien mir gleichgültig, aber das stimmt nicht. Die Gelegenheit ergab sich, und ich habe sie genutzt.«
»Und das Haus ist nur für Robert?«, hakte Asher nach.
Denning lächelte.
»Nun, ja, aber ich habe vor, in der Zwischenzeit dort zu leben. John braucht seine Privatsphäre und keinen alten Vater, der ihm ständig an den Fersen klebt.«
» John braucht Privatsphäre?«, fragte Asher ungläubig und überlegte fieberhaft, welches Spielchen sein Stiefvater hier wieder spielte. Er wollte nicht abstreiten, dass Denning seine Kinder liebte, aber er hatte sich nie zuvor Sorgen um ihr Wohlergehen gemacht. Und es war auch nicht von der Hand zu weisen, dass für Juliana sich alle Probleme in Luft aufzulösen schienen – da Denning passenderweise gerade Geld hatte und Rosevale kaufen wollte, aber Asher blieb misstrauisch.
Denning winkte ab.
»Nun, natürlich brauche auch ich mal eine ungestörte Minute.« Er wackelte vielsagend mit den Augenbrauen.
»Es gibt da eine attraktive kleine Witwe, auf die ich ein Auge geworfen habe, und vielleicht möchte ich sie einladen … ohne dass dein Bruder in der Nähe ist.« Als Asher unbeeindruckt blieb, erklärte er leicht verstimmt:
»Wenn du es genau wissen musst, John macht mir beinahe so viel Vorwürfe wie du wegen meiner Vorliebe fürs Glücksspiel. Wenn ich mein eigenes Haus habe, brauche ich mir nicht ständig seine missbilligende Miene anzuschauen und seine Gardinenpredigten anzuhören.«
Da das mehr nach der Wahrheit klang, konnte sich Asher vorstellen, dass das der eigentliche Grund war, weswegen sein Stiefvater so plötzlich Sehnsucht nach seiner Privatsphäre verspürte.
Wieder lächelnd fuhr Denning fort:
»Und da deine Gattin großzügigerweise zugestimmt hat, mir auch vieles von dem zu verkaufen, was sie auf Fox Hollow nicht benötigen wird, kann ich vermutlich innerhalb weniger Tage in Rosevale einziehen. Ich weiß, dass John mir ein paar Diener ausleihen wird, bis ich eigene eingestellt habe, und Woodall kann meine Sachen binnen kürzester Zeit packen. Wenn alles gut geht, kann ich vielleicht sogar schon morgen einziehen!«
»Drängt die Zeit?«, erkundigte sich Asher.
»Nein, nein. Das weißt du doch, dass ich ungeduldig bin in allem.«
Juliana erschien in Begleitung des Notars, und nach einem höflichen Wortwechsel verabschiedete Denning sich, schwang sich in den Sattel und ritt davon. Mit zusammengezogenen Brauen blickte Asher ihm nach, beobachtete, wie er in der Ferne entschwand, aber dann berührte ihn Juliana am Arm, und er vergaß seinen Stiefvater und was er vielleicht im Schilde führte. Nachdem er Juliana beim Einsteigen behilflich gewesen war, stieg er auf der anderen Seite ein, nahm die Zügel und ließ die Pferde lostraben.
Sobald das Dorf hinter ihnen lag, verfielen die Pferde in eine schnellere Gangart; Asher wandte sich an Juliana:
»Tut es dir leid?«
Sie grinste.
»Ich dachte, das würde es, aber dein Stiefvater hat mir einen guten Preis gezahlt, und mir gefällt die Idee, dass Robert eines Tages dort leben wird. Es ist fast, als bliebe es in der Familie.« Nachdenklich fügte sie hinzu:
»Es ist natürlich schon irgendwie seltsam, nicht wahr, dass dein Stiefvater plant, zunächst selbst dort zu wohnen. Ich dachte immer, er sei auf Apple Hill völlig glücklich und zufrieden. Meinst du, er und John hatten einen Streit?«
»Nein«, antwortete er, »aber ich wette, dass da mehr hinter seinem plötzlichen Wunsch nach Ungestörtheit steckt, als er uns verrät.«
Juliana dachte eine Weile darüber nach, gab aber bald wieder auf. Es war ein so herrlicher Tag, und sie hatte so viel Schöneres, über das sie nachdenken konnte … wie beispielsweise, wie sie am besten ihren Ehemann verführte, sobald sie auf Fox Hollow alleine waren.
Fox Hollow war ein reizendes Anwesen, und sie, Mrs Rivers und die Dienerschaft aus Rosevale lebten sich fast problemlos in dem ehemaligen Bauernhaus ein. Gegenwärtig teilte sich Juliana mit Asher sein
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