Der süße Hauch von Gefahr
Aktes höherer Gewalt, um sie davon abzuhalten, deiner Hochzeit beizuwohnen.«
Von der anderen Seite des Tisches musterte der Oberst seinen Stiefsohn nachdenklich.
»Mein Junge, du stehst im Begriff, einen wichtigen Schritt zu machen. Eine Frau, das heißt gewöhnlich auch Kinder …« Ein seltsamer Ausdruck trat in seine Augen, während er mehr zu sich selbst sagte:
»Um diese Zeit nächstes Jahr bist du vielleicht schon der stolze Vater eines strammen Sohnes, eines Erben …« Er nahm einen großen Schluck von seinem Portwein.
»Die Ankunft eines Kindes führt oft dazu, dass ein Mann vieles in einem anderen, einem neuen Licht sieht. Man denkt mehr an die Zukunft und was man seinen Nachkommen hinterlässt.«
Asher behielt eine ausdruckslose Miene bei, aber innerlich wütete der alte Zorn, die alte Erbitterung. Das Schicksal seiner eigenen Kinder hatte Denning zuvor jedenfalls keine schlaflosen Nächte bereitet, überlegte er bitter. Warum also sorgte der alte Teufel sich auf einmal um Ashers Nachwuchs?
Als die Herren wieder zu den Damen stießen, hatte Juliana dieselbe Information weitergegeben wie Asher: Sie und Asher hatten vor, am Sonntag auf Rosevale zu heiraten. Selbstverständlich wurde diese Mitteilung mit Verwunderung und Überraschung aufgenommen, allerdings nicht von Mrs Manley, wie Juliana bemerkte. Als sie aber erklärt hatte, welche Überlegungen – die Hausgesellschaft und Thalias Verlobung – sie zu einem solch frühen Termin bewogen hatten, nickte Mrs Birrel.
»Vielleicht ist es so am besten«, stimmte sie ihr zu. Mit einem Lächeln für Thalia fügte sie hinzu:
»Du kannst dich wirklich glücklich schätzen, so eine Schwester zu haben – es gibt nicht viele, und auch nicht unter denen, die bereits verheiratet waren, die auf eine große Hochzeit verzichten würden, nur damit ihre jüngere Schwester im Mittelpunkt des Interesses stehen kann.«
»Oh, das weiß ich!«, rief Thalia mit Nachdruck und musste wieder an die wundersame Beschaffung ihrer Briefe denken.
»Ich bin die glücklichste aller Frauen, weil ich so eine wunderbare große Schwester habe.«
Als die Gäste an dem Abend aufbrachen, war alles geklärt. Vikar Birrel würde Juliana und Asher am Sonntagnachmittag auf Rosevale trauen.
Ashers jüngere Schwestern, Mrs Martha Beckles und Lady Elizabeth Claxton, trafen in Begleitung ihrer nachsichtigen Ehemänner am späten Samstagnachmittag ein, so wie Asher es vorhergesagt hatte. Außer Atem und aufgeregt überhäuften sie ihn mit liebevollen Vorwürfen ob der Plötzlichkeit seiner Eheschließung. Beide jungen Frauen, Martha war einundzwanzig und Elizabeth im Februar zwanzig geworden, kannten Juliana seit ihrer Kindheit und waren entzückt über seine Wahl. Er und Juliana waren am Abend zu einem festlicher Dinner im Kreis der Familie nach Apple Hill eingeladen, aber erst als er, Juliana und Mrs Manley sich verabschiedeten, gelang es ihnen, einen ungestörten Moment zu erhaschen, um ihre Freude zum Ausdruck zu bringen. Seine Großmutter und Juliana waren in ein Gespräch mit dem Oberst und John vertieft, und während sie zu Ashers wartender Kutsche gingen, zogen ihn seine Schwestern, die sich je rechts und links bei ihm untergehakt hatten, beiseite.
»Weißt du«, vertraute ihm Martha an, deren grüne Augen, die denen ihrer Mutter so glichen, vor Freude strahlten, »dass Liza und ich immer dachten, dass es das Romantischste überhaupt wäre, wenn du einmal die liebe Juliana zur Braut nehmen würdest?«
»Ja«, pflichtete ihr die blauäugige Elizabeth von seiner anderen Seite bei, »wir haben immer gehofft, dass du dir jemand Nettes aussuchst, und uns fiel niemand ein, der netter wäre als Juliana.«
Er grinste – etwas, das er in den vergangenen Tagen immer häufiger tat.
»Also deute ich es richtig, dass ihr beide meine Wahl billigt?«
Martha lachte und kniff ihn in den Arm.
»Als ob du dich auch nur einen Deut darum scheren würdest, ob wir das tun oder nicht.«
»Allerdings«, schaltete sich Elizabeth mit einem Kichern ein.
»Ich kann mir gut den Ausdruck auf deinem Gesicht vorstellen, wenn eine von uns auf die Idee käme, etwas gegen deine Auserwählte zu sagen.« Sie reckte sich und küsste ihn auf die Wange.
»Oh, Asher, ich hoffe so, dass du glücklich wirst.« Und heftiger fügte sie hinzu:
»Du bist der beste Bruder auf der Welt, und du verdienst es einfach, glücklich zu sein.« Als er sie verwundert anschaute, erklärte sie:
»Ohne dich wäre ich nicht mit
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