Der süße Hauch von Gefahr
geräumiges Schlafzimmer, aber sie sprachen bereits darüber, einen neuen Flügel anzubauen, der ihnen den dringend benötigten zusätzlichen Platz verschaffen würde.
Juliana sehnte sich nach dem Moment, wo die Hausgesellschaft und Thalias Verlobung hinter ihr lagen und sie nicht länger ablenkten, und war daher dankbar, dass ihr Vater Mrs Starling gebeten hatte, ihr bei der Gesellschaft zur Seite zu stehen und Arbeit abzunehmen. Mrs Starling war eine Witwe von ungefähr fünfzig Jahren, die früher als Gesellschafterin und Gouvernante für die Schwestern agiert hatte und nun wieder auf Kirkwood wohnte. Es war nicht leicht, Mrs Starling aus der Fassung zu bringen, denn sie hatte ein ruhiges und freundliches Wesen. Da Juliana geheiratet hatte, war sie vermutlich genau das, was Thalia jetzt brauchte – und sie würde zudem als Anstandsdame fungieren können, wenn die Hausgesellschaft im Gange war. Das hieß aber nicht, dass Thalia nicht mehr auf Julianas Rat angewiesen war.
Nachdem sie von ihrer Schwester am Mittwochmorgen einen Hilferuf erhalten hatte, schickte sich Juliana seufzend an, nach Kirkwood zu reiten. Sie legte den Brief zur Seite und machte sich auf die Suche nach Asher. Sie fand ihn in der Diele; er stand mit gerunzelter Stirn da.
»Stimmt etwas nicht?«, fragte sie.
Asher schüttelte den Kopf.
»Nein, es ist alles in Ordnung. Mrs Sherbrook, die Freundin meiner Großmutter, und ihr Neffe Lord Thorne sind vorzeitig in Burnham eingetroffen. Großmutter hat mich gebeten, hinüberzukommen und sie kennenzulernen.« Er grinste schief.
»Sie entschuldigt sich vielmals für die Störung, hofft jedoch, dass ich mich so lange von meiner frisch Angetrauten losreißen kann, um ihr ein wenig Zeit zu widmen.«
»Oh, das passt ausgezeichnet. Ich muss heute Vormittag ohnehin nach Kirkwood.« Juliana lächelte.
»Ich erinnere mich, dass sie oft von Mrs Sherbrook gesprochen hat, als ich noch jünger war, und ich habe immer gehofft, sie eines Tages zu treffen.«
»Nun, diese Chance erhältst du«, erklärte er trocken.
»Großmutter hat uns zum Dinner morgen Abend auf Burnham eingeladen.« Er schaute sie reumütig an.
»So hatte ich mir die erste Woche unserer Ehe eigentlich nicht vorgestellt«, sagte er und schaute sie an, dass ihr ganz warm wurde.
»Ich möchte Zeit allein mit meiner Frau verbringen, nicht nach der Pfeife von lauter anderen Leuten tanzen müssen. Dinner morgen Abend auf Burnham, dann Kirkwood …«
Sie hatte gewusst, dass ihre überstürzte Hochzeit ein paar Wochen, in denen sie ungestört für sich sein konnten, nicht ermöglichen würde, aber ihnen war beiden nicht bewusst gewesen, wie wenig Zeit ihnen letztlich für sich bleiben würde. Selbst der Verkauf von Rosevale hatte sie zusätzlich Zeit gekostet, so günstig er auch war. Juliana sehnte sich nicht weniger als Asher nach dem Tag, an dem sie einfach nur das tun konnten, was sie wollten.
Voll Bedauern verabschiedete sie sich von ihm und ritt nach Kirkwood. Ihr Vater hatte in seiner gewohnt geistesabwesenden Art die Vorbereitungen für die Hausgesellschaft mehr oder weniger in Thalias unerfahrene Hände gelegt und sich in seiner Bibliothek verkrochen. Thalia hatte sich, dank der tatkräftigen Unterstützung von Hudson und Mrs Starling bislang tapfer geschlagen – bis auf den Hilferuf an ihre Schwester in der Endphase.
Julianas Besuch dauerte nicht lange, und die vermeintliche Krise war gar keine; Thalia benötigte nur Bestätigung. Kurz darauf umarmte sie Thalia zum Abschied und sagte:
»Du machst das alles ganz hervorragend, und meine Hilfe ist gar nicht nötig. Hör auf, dir wegen Kleinigkeiten Sorgen zu machen, meine Liebe. Du wirst in deinem neuen Kleid ganz reizend aussehen. Dass es für Samstag zum Dinner keinen Hummer gibt, wird niemandem als störend auffallen angesichts all der Köstlichkeiten, die die Köchin vorbereitet hat. Und ein formloses Dinner im Freien am Freitagabend ist eine ausgezeichnete Idee.«
Thalia errötete kleidsam.
»Oh, danke. Ich weiß, ich stelle mich an mit meinen ganzen Sorgen, aber ich wünsche mir so sehr, dass alles perfekt wird!«
»Und das wird es«, bekräftigte Juliana, die so bald wie möglich zu Asher und nach Fox Hollow zurückkehren wollte. Mit nur leichten Gewissensbissen und großer Erleichterung stieg Juliana auf ihr Pferd, winkte Thalia zum Abschied und ritt in Richtung Fox Hollow davon.
Nachdem sie am kommenden Abend Mrs Sherbrook und Lord Thorne vorgestellt worden war,
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