Der süße Hauch von Gefahr
verbringen.« Sie blickte in die Ferne, und ein verträumter Ausdruck trat in ihre Augen.
»Dein Großvater und ich haben unsere Hochzeitsnacht dort verbracht. Mir gefällt die Vorstellung, dass ihr es auch tut.« Sie schien sich einen Ruck zu geben, dann erklärte sie ruhig:
»Man ist dort völlig ungestört – Hannum und seine Frau können euch versorgen, und Montag oder Dienstag könnt ihr dann nach Fox Hollow oder Rosevale zurückkehren und entscheiden, wo ihr zunächst leben wollt.«
Asher konnte an ihren Äußerungen nichts Falsches entdecken, und auch Juliana war einverstanden. So legte sich gerade die Dämmerung über die Landschaft, als Asher seine Pferde vor dem einstöckigen Fachwerkhaus zum Stehen brachte. Hannum und seine Frau waren bereits vorausgefahren, um alles für ihre Ankunft vorzubereiten, und in der einbrechenden Dunkelheit wirkte der Kerzenschein in den Sprossenfenstern wunderbar traulich und einladend. Das Häuschen schmiegte sich an den See, dessen Ufer Weiden säumten und auf dem Seerosen wuchsen; das Wasser schimmerte silbrig im aufgehenden Mond.
»Oh, Asher«, rief Juliana, als er sie aus dem Zweispänner hob und zur Tür trug.
»Ist es nicht einfach vollkommen?«
Er blieb stehen und ließ sie an sich hinab zu Boden gleiten, dann zog er sie fest in seine Arme.
»Nein«, widersprach er heiser, »du bist vollkommen. Für mich.«
16
B is auf die Nächte voller Leidenschaft in den Armen ihres Ehemannes erinnerte sich Juliana an wenig aus den ersten Tagen ihrer Ehe mit Asher. Nach einer wunderbaren Nacht in dem Häuschen am See auf Burnham-Land waren sie am späten Montagnachmittag nach Rosevale zurückgekehrt. Sofort nach ihrer Rückkehr hatten sie begonnen, ihre beiden Haushalte miteinander zu verflechten.
Obwohl sie überglücklich war, erfüllte der Gedanke, Rosevale zu verlassen, Juliana mit Wehmut, allerdings war es nicht so schmerzlich wie befürchtet. Sie lief geschäftig durch die Räume, suchte die Gegenstände aus, die sie mitnehmen wollte, und stellte fest, dass ihr diese Aufgabe große Freude bereitete. Sie lächelte, war sich bewusst, dass ihre Freude zu großen Teilen mit ihrem neuen aufregenden Ehemann zusammenhing und weniger damit, dass sie ihre Sachen packte, um ihr Zuhause zu verlassen.
Was mit Rosevale geschehen sollte, war ein Problem, aber am Dienstagvormittag, als sie und Asher gerade damit beschäftigt waren, das Verpacken der letzten Einrichtungsgegenstände aus dem Haus zu beaufsichtigen, die ihr ans Herz gewachsen waren, schlenderte der Oberst herein und unterbreitete ihnen ein erstaunliches Angebot. Er wollte Rosevale kaufen!
Asher starrte ihn aus schmalen Augen an.
»Warum?«
Denning lächelte begütigend.
»Ich spiele schon länger mit dem Gedanken, für Apple Hill mehr Land zu kaufen, aber dann ist mir wieder Robert eingefallen. Im Moment ist er verrückt nach der Kavallerie, aber irgendwann wird er heiraten, eine Familie gründen und einen Platz brauchen, an dem er leben kann.« Er schaute sich in dem elegant getäfelten Raum um, in dem sie standen.
»Ich glaube, Rosevale wäre ausgezeichnet für ihn geeignet, nicht wahr? Es ist ein ganz reizendes Haus und hat auch Land, das dazugehört – und es ist nicht weit von Fox Hollow oder Apple Hill entfernt.«
Asher zuckte die Achseln und blickte Juliana an.
»Das musst du entscheiden.«
Juliana zögerte einen Augenblick, denn sie benötigte Zeit, um ihre Gedanken zu ordnen. Rosevale verkaufen? Ihre erste Reaktion war ein entschiedenes Nein. Aber als sie sich vorstellte, dass Ashers jüngster Halbbruder hier eines Tages leben würde, mit seiner eigenen Familie, erkannte sie, dass es die perfekte Lösung war. Mit einem Lächeln antwortete sie dem Oberst:
»Ich werde es Ihnen nicht schenken, Sir, aber ich bin bereit, Ihnen Rosevale zu einem angemessenen Preis zu verkaufen.«
Colonel Denning nannte eine Summe, und Juliana war einverstanden. Am selben Nachmittag noch traf man sich in den Räumen des Notars der Gegend und unterschrieb den Kaufvertrag. Nun gehörte Rosevale Denning. Wieder glaubte sie, es würde furchtbar werden, aber auch dieses Mal kam es anders. Sie stellte fast reumütig fest, dass der Verkauf ihres Hauses beinahe eine Erleichterung war, ein weiterer Stein, der aus dem Weg geräumt wurde.
Während sich Juliana noch mit dem Notar unterhielt, schaute Asher, der vor der Tür auf sie wartete, seinen Stiefvater an.
»Ich will nicht unhöflich sein, aber woher hast du so viel Geld?«,
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