Der süße Hauch von Gefahr
großzügig mit grauen Strähnen durchzogen, was in der Gesamtwirkung einen Champagnerton zur Folge hatte, der zu seiner gebräunten Haut und den blauen Augen sehr attraktiv wirkte. Als er noch jünger war, war er ein verblüffend gut aussehender Mann gewesen, was zusammen mit dem Übermaß an Charme, den er immer noch besaß, erklärte, weshalb seine Mutter ihm verfallen war. Trotz des jahrelangen unmäßigen Trinkens und des Verlusts eines Beines ist Denning auch heute noch ein attraktiver Mann , überlegte Asher mit einem Anflug von Ironie und verspürte auch wieder die alte Anziehungskraft. Der Mann hat mehr Charme als recht ist.
In Dennings Gegenwart war er nicht in der Lage, an seinem Misstrauen und seiner Verärgerung festzuhalten, daher lächelte er und schüttelte dem Oberst die Hand.
»Es tut gut, Sie wiederzusehen, Sir«, erklärte er herzlich.
»Ich will gerne zugeben, dass ich säumig bin mit meinem Besuch, aber ich bin nun für immer auf Fox Hollow und gelobe, es in Zukunft besser zu machen.«
»Ausgezeichnet, ausgezeichnet!« Der Oberst blickte sich im Zimmer um und bemerkte den übervollen Schreibtisch, runzelte die Stirn und schaute John vorwurfsvoll an.
»Jetzt sag aber nicht, dass du deinen Bruder mit Geschäften langweilst.«
John lächelte und schüttelte den Kopf.
»Nein, ich habe gearbeitet, als er kam. Daher haben wir uns einfach hierher gesetzt, um uns zu unterhalten. Gerade habe ich versucht, ihn davon zu überzeugen, zum Abendessen zu bleiben.«
Der Oberst sah Asher erwartungsvoll an:
»Hervorragende Idee. Woodall hat mir mitgeteilt, dass Gans und Truthahnpastete auf dem Plan stehen.« Er lächelte Asher voller Zuneigung an.
»Und ich meine mich zu entsinnen, dass das eines deiner Lieblingsgerichte ist. Sag schon, dass du mit uns speist.«
Was konnte er da anderes tun, als Ja zu sagen?
8
D as Dinner war eine höchst angenehme Angelegenheit, und als die drei Männer sich ein paar Stunden später vom Tisch erhoben, waren sie in entspannter, geselliger Stimmung. Weder Asher noch John hatten so viel getrunken wie der Oberst, aber trotz der beeindruckenden Menge Alkohol, die er zu sich genommen hatte, waren Dennings Augen klar und sein Gang sicher, als er die beiden jüngeren Männer in sein Arbeitszimmer führte, das sich im Nordflügel des Gebäudes befand.
Wie Johns Büro war es ein maskulin gemütlicher Raum, und die Möbel waren mehr in Hinblick auf Komfort als auf Aussehen ausgesucht. Verblasste goldfarbene Vorhänge hingen vor den Fenstern, ein Teppich mit einem altmodischen Muster in Bronze und Grün lag auf dem Eichenfußboden, und mehrere schwere Sessel mit einem Bezug aus braunem Mohair standen vor dem gemauerten Kamin und kleine dunkle Holztische an mehreren Stellen dazwischen. Kristallkaraffen und Gläser befanden sich auf einem niedrigen Mahagonischränkchen hinter einem der Sessel, und eine Wand bedeckte ein Bücherregal voller ledergebundener Bände, deren goldfarben, scharlachrot und blau verzierte Rücken für einen willkommenen Farbtupfer sorgten.
Auf der einen Seite des Zimmers stand ein zierlicher Schreibtisch aus Kirschholz mit einem mit blau durchwirkten Polsterstoff bezogenen Stuhl dahinter. Der Anblick versetzte Asher einen Stich, ihm stockte der Atem, und seine Brust schmerzte. Es war der Schreibtisch seiner Mutter, und er konnte sich nur zu gut daran erinnern, wie sie daran saß, auf genau diesem Stuhl, und blicklos aus dem Fenster starrte, stundenlang, wie es ihm damals erschienen war, ehe sie sich wieder fasste und in die Gegenwart zurückfand. Gewöhnlich war sie, dachte er mit schmal werdenden Lippen, mit etwas Unangenehmem befasst gewesen, das mit Geld zu tun hatte.
Er war zu jung gewesen, als dass seine Mutter ihre Sorgen mit ihm geteilt hätte, aber er war ein einfühlsames Kind gewesen und sich nicht zu schade, gestand er sich leicht beschämt ein, über ihre Schulter zu spähen und ihre Aufzeichnungen zu lesen, solange sie mit ihren Geldsorgen zu beschäftigt gewesen war, um es zu merken. Der alte Ärger, den er den Abend über in Schach gehalten hatte, regte sich, aber ehe er sich Bahn brechen konnte, unterbrach Dennings Stimme seine Gedanken.
»Ich sehe, du erkennst den Schreibtisch deiner Mutter wieder«, sagte der Oberst, ohne etwas von dem Gefühlsaufruhr zu ahnen, den der Anblick in Ashers Brust entfesselte.
»Ich habe mich bei Woodall beschwert, dass ich einen Tisch zum Schreiben brauchte, und er schlug mir den alten Schreibtisch
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