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Der sueße Kuss der Luege

Der sueße Kuss der Luege

Titel: Der sueße Kuss der Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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»Ja, wo ist denn meine süße Ida?«, rufe ich immer wieder. »Wo hat sich mein kleiner Satansbraten nur versteckt?«
    Das Klingeln meines Handys unterbricht meine großartige Vorstellung und ich kriege sofort Herzklopfen, denn es ist der Klingelton von Diego.
    Ich überlege, ob ich ihn schmoren lassen soll, aber ich hasse solche Spiele. Vielleicht will er sich ja entschuldigen.
    Er klingt nervös und erzählt, dass heute Morgen beinahe seine Tarnung aufgeflogen wäre. Er behauptet nicht direkt, dass es mit meinem Anruf zusammenhängt, aber ich habe das Gefühl, dass ich daran schuld bin. Sofort laufen Krimiserien in meinem Hirn ab, wo dem Undercovercop von dem bösen Mafiaboss eine Pistole an die Schläfe gehalten wird.
    »Habe ich dich mit meinem Anruf in Gefahr gebracht?«
    »Quatsch«, sagt er. »Es war nur peinlich, weil mein Vorgesetzter dabei war. Vielleicht werde ich jetzt von dem Fall abgezogen.«
    Ich ertappe mich bei dem Gedanken, wie gut ich es fände, wenn dieser Einsatz vorbei wäre, dann könnten wir uns wieder häufiger treffen und ich müsste nicht immer auf seine Anrufe lauern. Aber das kann ich natürlich nicht sagen.
    Während ich noch darüber nachdenke, was ich stattdessen von mir geben könnte, bringt mich Diego völlig durcheinander.
    »Ich liebe dich.« Er lacht verlegen und ich schnappe nach Luft. Habe ich mir das vielleicht nur eingebildet?
    »Wie, ähh, was hast du da gerade gesagt?«, stammele ich.
    »Du hast schon richtig gehört.« Seine Stimme wird leiser, er klingt gehetzt. »Ich wollte dir das schon lange sagen, aber ich war zu feige, und erst als dann heute alles so schiefgelaufen ist, wurde mir klar, wie arm mein Leben ohne dich wäre.«
    Ich bin sprachlos. In meinem Kopf wirbeln nur sinnentleerte Worte herum und in meinem Hals ist ein Gefühl, als würde ein matschiger Kartoffelkloß darin festkleben.
    »Bist du noch da? Hab ich dich erschreckt?«
    Ich muss ein paar Mal schlucken, aber der Kloß rutscht einfach nicht tiefer, deshalb klingt meine Stimme etwas merkwürdig, als ich dann endlich etwas rausbringe.
    »Wow. Das haut mich um«, krächze ich.
    »Dann hoffe ich, dass du irgendwo sitzt.« Diego scheint zu lächeln, aber dann räuspert er sich und wird wieder ernst. »Und wenn nicht, dann fühl dich von mir aufgefangen.« Plötzlich höre ich ein dumpfes Geräusch aus dem Hörer, dann klingt es, als würde das Telefon auf den Boden fallen. »Lu…« Seine Stimme kommt jetzt wie von weit entfernt.
    Jetzt wird mir plötzlich ganz anders. Was hat das alles zu bedeuten? Hat er Probleme bei seinem Undercoverjob? Ist er aufgeflogen und waren das seine letzten Worte? Oder schafft er es nur auf diese Art, mit mir über seine Gefühle zu reden? Ich will mit ihm über so etwas nicht am Telefon sprechen, sondern von Angesicht zu Angesicht.
    Ein ersticktes Grummeln erinnert mich schlagartig daran, dass Ida sich immer noch unter der grünen Decke versteckt. Ich halte den Telefonhörer fest, beuge mich über sie, knuddle sie durch die Decke und ziehe sie ihr dann weg. Höchste Zeit! Ida ist knallrot und die schwarzen Haare kleben an ihrer verschwitzten Stirn. Sie kichert gut gelaunt, weil sie glaubt, dass ich sie wegen ihres genialen Verstecks eben erst gefunden habe.
    »Was ist denn da bei dir los?«, fragt Diego und klingt so gehetzt, als stünde er unter großem Stress.
    »Ich spiele mit Ida.«
    »Wo bist du denn?«, fragt Diego mich und ich erkläre ihm, dass ich bis Sonntag bei Ida wohnen werde, weil ihre Eltern verreist sind. Und dass ich genau deshalb heute Morgen bei ihm angerufen habe.
    Ida schnappt sich die grüne Decke und legt sie sich um die Schultern wie einen Königsmantel mit Schleppe. Damit tappt sie durchs Wohnzimmer.
    »Verreist?« Diego wirkt besorgt und will mir etwas sagen, aber dann wird nur ein langes Aufstöhnen daraus.
    »Was ist denn bei dir los?«
    »Nichts, habe mir gerade den Ellenbogen angehauen. Wohin sind sie denn verreist?«
    »Nach Hongkong, aber nur für drei Tage. Warum fragst du? Hättest du etwa Zeit für mich gehabt? Bist du enttäuscht?« Ich muss ein Lachen unterdrücken, weil Ida so komisch aussieht.
    »Nein, ja. Ich weiß nicht, ich muss da noch eine Sache klären, bevor wir uns wiedersehen können.«
    »Sag mal, warum bist du eigentlich so komisch? Irgendetwas verheimlichst du mir doch, oder?«
    Ida wirft die Decke auf den Boden, rennt zu mir, klettert auf meinen Schoß und zupft an meinen Haaren herum, dann greift sie nach meiner Brille und

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