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Der sueße Kuss der Luege

Der sueße Kuss der Luege

Titel: Der sueße Kuss der Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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Haare hängen schlapp um ihr müdes Gesicht und lassen es fahl und faltig erscheinen. Sie läuft mit Hinze zu einem der Computer, um auf das Foto zu warten. Ich bleibe erst allein stehen und gehe dann in die Küche, wo Sebastian und Andrea sind. Sebastian lehnt verstört an der Küchentheke und Andrea kocht schon wieder frischen Kaffee, obwohl noch drei volle Thermoskannen auf dem Tisch stehen. Ich begreife, dass sie etwas zu tun haben muss, sonst dreht sie durch.
    »Ich glaub es nicht«, murmelt Sebastian und sieht mir entgegen.
    »Du glaubst nicht, dass Ida noch lebt?«
    Mein jüngerer Bruder löst sich von der Theke, kommt zu mir und nimmt mich in seine Arme. »Unsinn, wie kommst du denn auf so was? Natürlich lebt Ida. Das würde ich spüren. Nein, ich meinte Diego.«
    »Nenn ihn nicht so. Der Arsch heißt wahrscheinlich Johannes Bender.«
    Sebastian schüttelt den Kopf. »Ich glaube einfach nicht, dass Diego so etwas tun würde. Das passt nicht zu ihm.«
    »Hast du Alzheimer? Hey, du warst dabei, wie er sich munter als Bulle ausgegeben hat. Keiner von uns hat auch nur eine Sekunde geglaubt, dass das gefakt sein könnte, oder?«
    Sebastian lässt mich los und geht einen Schritt zurück.
    »Das stimmt. Aber Kindesentführung und erpresserischer Menschenraub sind doch etwas ganz anderes als die Nummer mit der Radarfalle. Das war doch eher harmlos.«
    »Harmlos? Das ist Amtsanmaßung und wird mit bis zu zwei Jahren Freiheitsentzug bestraft«, meldet sich Hinze hinter uns zu Wort.
    Sebastian und ich schauen uns an, offensichtlich können wir hier nirgends ungestört reden. »Mir ist nicht gut. Lass uns auf die obere Dachterrasse gehen, da kann ich ein bisschen an die Luft und mich bequem hinsetzen«, schlage ich deshalb meinem Bruder vor, der sofort kapiert und mit mir nach oben geht. Dort befindet sich die kleinere Dachterrasse, die zu Christians Arbeitszimmer gehört und von der aus man den Main sehen kann. Ich setze mich auf einen dick gepolsterten Liegesessel aus Korb und Sebastian breitet ungewöhnlich fürsorglich eine Decke über mich aus, aber ich schiebe sie sofort wieder von mir. Inzwischen muss es bestimmt schon halb zehn, zehn sein, es dämmert langsam, aber das Gewitter hat die Luft nicht gereinigt, ganz im Gegenteil, es ist fast genauso schwül und heiß wie zuvor.
    »Also, wenn Diego wirklich zusammen mit diesem Jan hinter der Entführung steckt, dann bin ich sicher, dass es Ida gut geht. Aber ehrlich, Lu, ich glaube es einfach nicht.«
    »Das sagst ausgerechnet du? Der du mich nicht genug davor gewarnt hast, mit dem Bullen auszugehen?«
    »Ja, aber dann habe ich gesehen, wie glücklich du warst. Und ich hab mir gedacht, dass der Typ in Ordnung ist.«
    »Hör doch auf. In Ordnung? Der hat mich die ganze Zeit angelogen. Und mir Idiotin ist nicht mal aufgefallen, dass ich nicht das Mindeste über ihn weiß. Ich habe ihm total vertraut. Aber wer lügt, dem ist alles zuzutrauen. Nicht mal sein Name ist echt.«
    »Ja, Schwesterchen, jajaja. Aber du und ich, wir würden doch merken, wenn uns das Böse über den Weg läuft, oder nicht?«
    »Blödsinn! Das Böse gibt es nicht, da kommen einfach viele Dinge zusammen.«
    Sebastian setzt sich auf den Rand meines Liegesessels und schaut mich an. »Ich weiß, dass du mich für einen Versager hältst, weil ich nicht so zielstrebig wie Christian bin, aber ich bin nicht blöd. Und ich glaube nicht, dass Diego Ida entführt hat.«
    »Und wie erklärst du dir dann, dass er nicht sofort mit seinen beschissenen Spielchen aufgehört hat, als Ida vom Spielplatz verschwunden ist? Er hat mich hingehalten, er hat verhindert, dass ich den Notruf anrufe. Das hat er extra gemacht, um Zeit zu schinden und einen Vorsprung zu gewinnen.«
    Sebastian überlegt und jetzt merke ich, wie auch ihm Zweifel kommen. Er kaut an seiner Unterlippe.
    »Du kannst es drehen und wenden, wie du willst, er steckt dahinter. Und ich naive Idiotin hab dort auf dem Spielplatz auf ihn gewartet, während Ida…« Ich kann nicht weitersprechen und haue mit der Faust auf die Armlehne des Liegestuhls. In Wahrheit möchte ich mich selbst schlagen, die Situation ist so ausweglos und verfahren und wirklich alles daran ist allein meine Schuld. Ich haue noch ein paar Mal und jedes Mal fester und fester, bis Sebastian meinen Arm packt. Aber ich will nicht festgehalten werden, deshalb schlage ich mit aller Kraft gegen seine Brust, doch er lässt nicht locker.
    »Hey, hey, hey, Lu, beruhige dich. Wir werden Ida

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