Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der sueße Kuss der Luege

Der sueße Kuss der Luege

Titel: Der sueße Kuss der Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
Vom Netzwerk:
Verbindungen zur Mafia durch den Kopf schwirren. Aber hinter alldem stecken nur
Diego und Patrick alias Jan, da bin ich mir absolut sicher.
    Was heißt, dass Diego meine Ida in seiner Gewalt hat.
    Meine Augen brennen hinter den Gläsern meiner hässlichen Ersatzbrille, die Sebastian mir gebracht hat und mit der ich endlich wieder klar sehen kann. Ich fühle mich, als ob ich weinen wollte, aber es kommen keine Tränen. Meine Schnitte an der Brust schmerzen stärker als vorher, aber ich empfinde das nur als gerechte Strafe für mein komplettes Versagen.
    Mittlerweile haben die Beamten einen richterlichen Beschluss für jedes Telefon meiner Familie, damit ihnen auch nicht die kleinste Spur entgeht.
    Alle sind so schwer beschäftigt, als ich eintrudele, dass niemand auch nur ein Wort an mich richtet, was mich in dem Verdacht bestärkt, dass Jans Tod irgendwie meine Schuld ist.
    Während ich mich auf einen Stuhl am Esstisch fallen lasse und auf das Chaos aus Polizisten, technischem Gerät und leeren Kaffeetassen starre, in das sich Yukikos peinlich ordentliches Wohnzimmer verwandelt hat, sehe ich die ganze Zeit nur meine kleine Nichte vor mir und wünsche verzweifelt, dass sich mein Exgeliebter meldet oder mir etwas einfällt, wie ich ihn dazu bringen könnte, uns Idas Aufenthaltsort zu verraten.
    Als plötzlich das Telefon klingelt, erstirbt die emsige Geschäftigkeit und Totenstille breitet sich aus. Alle sehen mich an und warten darauf, dass ich das Gespräch annehme, und mir wird klar, warum Hinze mich so bereitwillig mit hergenommen hat.
    Ich muss mich ein paar Mal räuspern, doch bevor ich etwas sagen kann, brüllt mein Bruder Christian in den Hörer und will wissen, ob die Geldübergabe reibungslos gelaufen ist und ob Ida in Sicherheit ist. Ich bringe kein Wort heraus und fange an zu zittern. Die Schnitte in der Brust ziehen furchtbar und mir wird schwindelig.
    Christian brüllt ins Leere, dann erbarmt sich Simone Rolfs und erklärt ihm die Lage, woraufhin er explodiert und wieder mit mir reden will. Ich versuche, ihn zu beruhigen, ihm zu sagen dass wir auf einen Anruf der Kidnapper warten, dass das Geld hier liegt und wir alles tun, um Ida zu retten, aber ich komme nicht gegen ihn an.
    Schließlich gebe ich auf.
    Dann warten wir wieder. Minute für Minute für Minute. Aber die Telefone bleiben stumm.
    »Was hat das zu bedeuten?«, frage ich die Kriminaldirektorin Rolfs. »Warum meldet sich keiner? Will er denn das Geld nicht mehr?«
    Sie runzelt die Stirn, während sie mich eindringlich mustert. »Sie gehören ins Krankenhaus.«
    »Und wennschon, ich muss wissen, was hier gespielt wird. Glauben Sie, dass Ida noch lebt?«
    Sie nickt. »Ja, davon gehen wir aus.«
    »Aber warum meldet er sich denn nicht?«
    Ich kann es nicht über mich bringen, seinen Namen laut zu sagen.
    Rolf schüttelt den Kopf. »Noch wissen wir nicht, wer wirklich dahintersteckt. Aber Sie haben recht, Friese ist ein Kandidat, der auf der Hand liegt, wenn auch nicht der Einzige. Sein Name ist mit Sicherheit genauso falsch wie der von Patrick. Wir versuchen alles, um seine echte Identität herauszufinden.« Sie geht zum Sofa und greift dort nach einem Stapel Papier. »Ich habe Ihre Notizen noch einmal durchgearbeitet, aber sie waren nicht wirklich hilfreich. Wir lassen immer noch überprüfen, woher Gohlis und Friese sich kennen, aber vielleicht hilft uns das auch nicht weiter. Versuchen Sie, sich zu erinnern: Worauf würde Friese reagieren? Hat er irgendwelche Vorlieben oder Angewohnheiten, und wenn ja, welche?«
    Ich versuche, Antworten zu finden, aber durch meinen Kopf wabern die Bilder wie durch ein kaputtes Kaleidoskop. Wie wir im Bett lagen, wie wir uns geküsst haben, wie wir gelacht haben. »Wir waren manchmal italienisch essen«, fällt mir ein. »Er mag Fleisch. Und er wäre gern ein Gaucho.«
    Hinze stöhnt leise. »Na, das ist ja mal eine heiße Spur.«
    »Haben sich die beiden vielleicht im Knast kennengelernt?«, frage ich, als ich mich erinnere, was Hinze mir erzählt hat.
    Frau Rolfs schüttelt den Kopf. »Gohlis war in der forensischen Jugendpsychiatrie, nicht im Knast. Aber wir haben das gecheckt, wir wissen, wer noch inhaftiert war, als Gohlis dort war. Davon kommt niemand infrage.« Sie wendet sich an Hinze. »Was ist jetzt eigentlich mit seiner Jugendpsychologin, die ihn im Knast betreut hat, diese Becker? Habt ihr sie endlich gefunden?«
    Hinze schüttelt den Kopf. »Noch immer nichts. Sie war lange im Ausland, ist aber vor

Weitere Kostenlose Bücher