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Der sueße Kuss der Luege

Der sueße Kuss der Luege

Titel: Der sueße Kuss der Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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Rettungs-Jetski der DLRG wirklich saß. Er hatte den Fehler gemacht, zuerst die Koffer zu retten, bevor er zu mir kam, und damit war jedem klar gewesen, dass er zu den Kidnappern gehören musste.
    Simone Rolfs hatte den Schussbefehl gegeben. Sie hatte verhindern wollen, dass er eine weitere Geisel nimmt.
    Der Mann des SEKs hatte sorgfältig gezielt. Mir war es schleierhaft, wie man es schaffen konnte, einen Mann, der in einem Jetski über den Main rast, ins Bein zu schießen, aber er hatte ihn tatsächlich nur in der Wade getroffen.
    Es war der Sturz gewesen, der ihn getötet hatte. Er war mit dem Schädel auf der Bootskante aufgekommen und laut des Pathologen sofort tot gewesen.
    Als sie seine Leiche aus dem Wasser geholt hatten, fanden sie bei ihm einen gefälschten Ausweis sowie einen Schlüsselbund. Seine Fingerabdrücke waren im Computer, er hatte eine Jugendstrafe in einer jugendpsychiatrischen Einrichtung abgesessen. Ich hatte ihn unter dem Namen Patrick kennengelernt, aber sein richtiger Name war Jan Gohlis.
    Jan Gohlis war vierundzwanzig Jahre alt, hatte in der Jugendpsychiatrie den Realschulabschluss nachgeholt und sich dort so gut angepasst, dass er vorzeitig auf Bewährung entlassen wurde. Für drei Monate hatte er bei der vietnamesischen Putzfirma Thien Tai gearbeitet, aber danach hat er sich nicht mehr bei seinem Bewährungshelfer gemeldet und war untergetaucht. Diese Putzfirma war schon mehrfach im Zusammenhang mit der japanischen Mafia genannt worden, weshalb jetzt auch einige Beamte der organisierten Kriminalität anwesend waren. Die Firma und all ihre Lagerräume hatte man bereits durchsucht, aber außer drei Illegalen aus Mali hatte man nichts gefunden.
    Gleichzeitig wurde Gohlis’ Wohnung in der Nähe des Hauptbahnhofs auf den Kopf gestellt, genauso wie sein Auto, aber man fand weder ein Haar noch sonst eine Spur von Ida.
    Ein riesiges Team von Polizeibeamten arbeitete fieberhaft daran, das Leben von Jan Gohlis noch weiter zu durchleuchten, um Komplizen oder mögliche Orte zu finden, wo er Ida versteckt halten könnte. Doch bis jetzt war alles negativ: die Häuser und Grundstücke mehrerer ehemaliger Pflegefamilien und seiner einzigen noch lebenden Großtante in Mörfelden haben nichts ergeben. Bis jetzt, denn die Beamten sind noch nicht fertig mit den Befragungen und Durchsuchungen, das zumindest erklärt mir Hauptkommissar Hinze, während ich in einem Krankenhausbett liege und völlig verstört auf die Wand starre, an der ein Bild des Henningerturms hängt.
    Die Polizei hat mich hierhergebracht, nachdem sie mich von dem DLRG-Jetski geholt haben.
    Ich habe tiefe Schnittwunden in der Brust, die genäht werden mussten. Vermutlich ist meine Brille beim Sprung zerbrochen und die Scherben haben sich dann bei meinen verzweifelten Versuchen, mich auf das Boot zu hieven, tief ins Fleisch gebohrt. Außerdem habe ich eine starke Prellung am Steißbein und eine leichte Gehirnerschütterung von dem plötzlichen Sturz auf dem Boot, aber das alles spüre ich nicht, denn ich bin völlig erschüttert über den Tod von Patrick oder Jan, wie er richtig heißt, und der uns nun nicht mehr sagen kann, wo Ida ist.
    Jan, der beste Freund und Komplize von Diego. Und ich kann nicht umhin, ständig denke ich daran, dass bei Geldübergaben immer ein Mittelsmann geschickt wird, während der Drahtzieher selbst bei der Geisel bleibt. Zumindest ist das im Film so.
    Das Einzige, das mich in diesem ganzen Horror ein bisschen beruhigt, ist der Gedanke, dass mein Exgeliebter Ida keine Schmerzen zufügen würde. So sehr kann ich mich in ihm nicht getäuscht haben. Andererseits – ich habe mich ja auch in allem anderen getäuscht.
    »Ich muss zurück in die Wohnung«, sage ich plötzlich und richte mich entschlossen auf. »Ich kann nicht hier liegen, wenn wir nicht wissen, wo Ida ist und wie es ihr geht.«
    Hinze schüttelt den Kopf. »Sie können nichts ausrichten«, sagt er müde. »Sie sind verletzt, Sie wären nur im Weg.«
    Aber ich bleibe hart, und nachdem ich unterschrieben habe, dass ich auf eigene Verantwortung gehe, darf ich mit Hinze in Christians Wohnung fahren. Mir kommt der Verdacht, dass ihm das nicht so unrecht ist, seine Einwände dagegen waren mehr als nur halbherzig.
    In der Wohnung wartet Kriminaldirektorin Rolfs mit einem noch größeren Team darauf, dass die Kidnapper sich wieder melden.
    Die Kidnapper? Ich kann nicht mehr daran glauben, obwohl mir immer noch Hinzes Erklärungen zu der Putzfirma und ihren

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