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Der sueße Kuss der Luege

Der sueße Kuss der Luege

Titel: Der sueße Kuss der Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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Hosentasche und ich stelle mich vor die Telefonsäule und wähle, während Diego nervös auf- und abläuft und sich immer wieder umschaut.
    Andrea geht schon nach dem ersten Klingeln an ihr Handy. Sie schnauft, als wäre sie gerannt.
    »Bist du allein?«, frage ich, weil ich nicht will, dass die Rolfs oder Hinze irgendetwas mitkriegen. »Wird dein Handy abgehört?«
    »So viele Fragen auf einmal. Ich bin beim Einkaufen, die Polizisten haben alle Kaffee- und Milchvorräte getrunken. Mein Handy wird nicht abgehört. Warum auch? Marie-Lu, weißt du, wo Ida ist? Du und dieser Diego, ihr müsst euch stellen. Es hat doch keinen Sinn, euch vor der Polizei zu verstecken.«
    Ich ignoriere das alles. »Was ist mit Sebastian?«
    »Er ist mit dem Geld unterwegs zum Hauptbahnhof, mehr weiß ich nicht. Dein Bruder versteht nicht, warum du abgetaucht bist. Die Beamten haben ihn keine Sekunde allein gelassen, nicht mal zum Pinkeln.«
    »Und wie geht es Christian und Yukiko?«
    »Sind im Anflug. Sie werden um 11:45 in Frankfurt landen, wo sie von Beamten abgeholt werden. Lu, die sind euch dicht auf den Fersen, warum sorgst du nicht dafür, dass sich dieser Diego endlich stellt?«
    »Er, ich… wir haben doch nichts getan.«
    »Aber er ist der Komplize des Kidnappers und du bist schließlich seine Geliebte.« Sie räuspert sich. »So wie Bonnie und Clyde oder so.«
    »Und du, was denkst du?«
    »Darüber steht mir kein Urteil zu«, sagt sie. »Aber Lu, ich habe mir auch schon meine Gedanken gemacht. Es ist doch merkwürdig, dass Ida genau dann entführt wird, wenn ihre Eltern weg sind. Das kann doch nur ein Insider aus der Familie geplant haben, oder nicht?«
    Meine Kehle ist wie zugeschnürt. Das darf ja wohl nicht wahr sein! Seit zwei Jahren kennen wir uns und ich dachte, sie würde mich mögen. Stattdessen glaubt auch sie, ich wäre fähig, Ida so etwas anzutun!
    »Es ist eine Schande, dass die Polizei den Mann im Main einfach so erschossen hat…«
    Ich erkläre ihr jetzt nicht, dass das so nicht stimmt, und will nur noch wissen, ob es neue Infos zu Idas Aufenthaltsort gibt, bevor wir endlich weitersuchen.
    »Die Polizei tappt völlig im Dunklen…«
    Wenn sie mich für schuldig hält, dann lügt sie mich vielleicht an, schießt es mir durch den Kopf, während ich ihr weiter zuhöre.
    »… Sie haben jeden Ort, an dem der Tote jemals gewohnt hat, durchsucht, aber nirgendwo war die arme Kleine.«
    Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie ein Streifenwagen hält, ein uniformierter Polizist aussteigt und auf uns zustrebt. Andrea hält mich hin, das ist eine abgekartete Sache. Oh Gott, und was jetzt?
    Andrea redet immer weiter, redet sich in Rage und ich bin sicher, sie soll mich so lange vollquatschen, bis wir gefasst sind.
    »Warum hat sich die Polizei überhaupt eingemischt? Die haben den Falschen erschossen und nur wegen läppischer zwei Millionen das Leben eines Kindes gefährdet.«
    Ich höre ihr nur noch mit einem Ohr zu, weil ich hektisch überlege, was wir tun können. Diego hat sich offenbar für den Frontalangriff entschieden, denn er geht dem uniformierten Mann entgegen und nickt ihm zu. Die beiden wechseln ein paar Worte, Diego tippt sich an die Mütze, dann läuft er zügig los und macht kaum merkliche Bewegungen mit dem Kopf zur Haupthalle, ganz offensichtlich sollten wir hier sofort verschwinden.
    »Ich muss auflegen! Tut mir leid.« Ich hänge auf und folge Diego, der schon fast im Bahnhof ist. Hinter dem Haupteingang wartet er auf mich und gemeinsam rennen wir durch die Halle hinüber zu den Gleisen, zu denen Treppen hinunterführen. Wir wählen das S-Bahn-Gleis, eine Bahn fährt gerade ein, wir hechten hinein, aber dann bleibt der Zug quälend lange stehen. Schwer atmend sitzen wir auf unseren Plätzen und ich schaue bei jedem Öffnen der Tür mit klopfenden Herzen hysterisch hinüber, weil ich Angst habe, dass es uniformierte Beamte sind, jedenfalls bis Diego mir zuflüstert, dass ich mich normal benehmen soll und nicht wie ein Schwarzfahrer.
    Endlich setzt sich die Bahn Richtung Langen-Frankfurt in Bewegung und ich will wissen, was zwischen Diego und dem Polizisten passiert ist, aber Diego bittet mich leise, den Mund zu halten. An der nächsten Station steigen wir aus. Wir sind in Darmstadt-Nord gelandet.
    »Das war knapp.« Diego versucht zu lächeln, aber es gelingt ihm nicht. »Ich habe dem Polizisten gesagt, ein Kollege hätte mich gerade angefunkt, weil er Probleme mit einem Junkie hat.«
    Ich bin erleichtert. Dann

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