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Der sueße Kuss der Luege

Der sueße Kuss der Luege

Titel: Der sueße Kuss der Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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Mückenleichen, aber dann fühle ich etwas Metallisches unter meinen Fingerkuppen.
    Der Schlüssel!
    Diego ist mit einem Satz bei mir und ich schließe die Haustür auf.
    Drinnen ist es noch dunkler als in dem Schuppen am See, aber wir trauen uns nicht, das Licht anzuschalten. Nachdem sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, sehe ich, dass wir in einem schmalen gekachelten Flur stehen, rechts neben uns ist das Klo, daneben geht eine mit dicken Teppichstücken belegte Holztreppe nach oben und in den Keller.
    Die muffige Luft wirkt, als wäre schon sehr lange niemand mehr hier gewesen. Keine Spur von Frau Braun. Oder von Ida.
    Natürlich nicht. Wir haben uns in etwas verrannt, wie schon seit Stunden!
    Diego deutet auf die Treppe. »Wir gehen systematisch vor.«
    Er steigt vor mir die ersten Stufen hoch, die trotz des Teppichs schrecklich laut unter ihm knarzen, und weil ich keine Entscheidung mehr treffen kann, folge ich ihm. Es kommt mir so vor, als würden wir ohrenbetäubenden Lärm machen. Wenn da jemand ist, dann müsste er uns hören. Oben angekommen nickt Diego mir zu und zeigt auf die Türen. Er will, dass ich die beiden Zimmer links und er die zwei rechts durchsucht. Das erste ist ein schmales Badezimmer, das zweite ein winziges Klo, beide Zimmer sind leer. Auch Diego findet nichts. Gerade als wir die Stufen wieder hinuntergehen wollen, bilde ich mir ein, etwas zu hören.
    »Schsch.«
    Stille. Ich habe mich getäuscht. Oder meine Ohren, in denen das Blut rauscht, haben mir einen Streich gespielt.
    Ich will gerade weitergehen, als Diego mich am Arm packt. Und da höre ich es wieder und es ist eindeutig nicht das Blut in meinen Ohren.
    Sondern ein Lied.
    Jemand singt ein Wiegenlied über Sternlein, die am Himmel stehen, aber so leise, das kann nur aus dem Keller kommen. Ich stürze geradezu die Treppen nach unten, mir ist völlig egal, dass ich Lärm mache. Ich muss dahin, denn warum sollte jemand ein Wiegenlied singen, das macht man doch nur für ein Kind, oder?
    Als ich im Keller ankomme, hämmert mein Herz laut und dröhnend wie ein Klöppel gegen meine lädierten Rippen. Direkt vor mir steht ein großer Sicherungskasten, ich überlege, ob ich das Licht anschalten soll, schleiche dann aber doch im Dunklen weiter hin zu dem Raum, aus dem der leise Gesang dringt.
    Diese Tür ist aus Metall. »Scheint der Heizungskeller zu sein«, murmelt Diego, der mich wieder eingeholt hat. Vorsichtig drücke ich die Klinke und ziehe die schwere Tür auf. Es riecht durchdringend nach Öl und Staub. Aber ich sehe nichts, hier ist es noch dunkler als im restlichen Keller.
    Diego drückt den Lichtschalter rechts neben uns an der Wand, zwei Neonröhren flackern mit einem lauten Brummen ein paar Mal unentschlossen, dann erst erhellen sie den Raum. Genug Zeit für meine Augen, sich an das Licht zu gewöhnen.
    Vor uns steht eine aus grauen Ytongsteinen gemauerte Wanne, in der sich ein großer, länglicher, rostig wirkender Tank befindet.
    Rechts an der Wand ist ein altmodischer Brenner angebracht und über unseren Köpfen hängen schlaffe gelbe Wäscheleinen, an denen bunte Plastikklammern wie tote Schmetterlinge baumeln.
    In der Ecke an der Wand liegt ein zusammengerollter Flokatiteppich. Auf dem Boden entdecke ich ein paar schwache erdige Fußabdrücke. Erleichtert stelle ich fest, dass hier nirgends Blut ist. Ich wende mich fragend zu Diego um.
    Er schüttelt den Kopf und legt den Finger an seine Lippen. Dann steigt er über die Mauer und bedeutet mir, ihm zu folgen.
    Wir gehen um den rostigen Tank herum.
    Und dann sehen wir sie.
    Eine uralte Frau mit verblichener Strickjacke und in Pantoffeln, zwischen Wand und Tank gequetscht. Sie starrt uns ängstlich entgegen und ihre rechte Hand umklammert ein blutiges Beil. Und in ihren Armen liegt Ida.
    Sie sieht sehr, sehr blass aus und ich kann nicht erkennen, ob sie noch atmet. Ich möchte zu ihr hinstürzen, aber ich rühre mich nicht von der Stelle, habe Angst, weiß nicht, was diese Frau tun wird, wenn wir näher kommen.
    »Frau Braun«, sagt Diego freundlich und geht auf sie zu. »Frau Braun, wir bringen Sie nach Hause.«
    Was ist denn das für ein Unsinn, denke ich, das hier ist doch ihr Zuhause.
    Die Alte presst sich noch dichter an die Wand, wie um vor uns zu fliehen. »Gewesen, gewesen«, flüstert sie und schüttelt den Kopf.
    »Wir tun Ihnen nichts, Frau Braun!« Woher hat Diego nur diese Ruhe? »Geben Sie mir das Beil, das muss doch sehr schwer sein.«
    Tatsächlich

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