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Der sueße Kuss der Luege

Der sueße Kuss der Luege

Titel: Der sueße Kuss der Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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Wasser aus einem Wasserspender im Aufenthaltsraum.
    Nachdem er das ganze Glas ausgetrunken hat, wirkt er wieder gefasster und er fragt mich nach Sebastian. »Ich war bis eben bei der Polizei. Ich verstehe ja, dass der Verdacht auf uns fällt, aber hast du eine Ahnung, warum sie Basti immer noch festhalten?«
    Offensichtlich hat ihm Frau Rolfs nichts verraten.
    »Weil das Geld weg ist.«
    »Wie, das Geld ist weg? Zwei Millionen sind einfach so weg?«
    »Die Polizei behauptet, dass es in der Wohnung passiert sein muss, denn ab dem Moment, als der Koffer die Wohnung verlassen hat, sei er immer unter Beobachtung gewesen, jede einzelne Sekunde.«
    Fassungslos starrt mich Christian an. »Das gibt’s doch nicht. Sebastian hat gar nicht den Mumm, so etwas zu tun. Das muss einer der Polizisten gewesen sein, das hört man doch immer wieder. Korrupte Beamte. Verdammt, wir brauchen diese zwei Millionen.«
    »Ich dachte, das war japanisches Mafiageld?«
    »Ja, leider, ich wünschte, wir könnten das rückgängig machen. Und ich hoffe sehr, dass das Geld wieder auftaucht, denn wir können den Yakuza nicht sagen, ›uups, sorry, euer Geld ist weg‹. Aber mir wird schon was einfallen, jetzt wo Ida wieder da ist. Schließlich ist es nur Geld. Trotzdem knöpfe ich mir jetzt gleich die Chefin des Einsatzkommandos vor, immerhin ist das Geld unter ihrer Aufsicht verschwunden. Mal sehen, was ich da machen kann.« Er funkelt mich an und dann verstehe ich ihn. Die Sache mit dem Geld gibt ihm das Gefühl, endlich etwas tun zu können. Das ist mein Bruder, wie ich ihn kenne, mein Bruder, der Macher.
    Wir laufen zurück zu Ida und Yukiko. Yukiko ist eingeschlafen, ihr Kopf liegt neben Idas Hand, die sie auch im Schlaf noch umklammert hält. Christian geht zu ihnen, streicht seiner Frau über die schwarzen Haare, so unerwartet zärtlich, dass ich mir wie ein Voyeur vorkomme, dann küsst er seine Tochter auf die Stirn und verlässt das Zimmer.
    Ich setze mich wieder neben Ida, mein Körper ist total müde und würde auch gern schlafen, aber Vermutungen und Gedanken summen durch meinen Kopf wie Wespen auf dem Kriegspfad. Obwohl ich in Diego einen falschen Polizisten kennengelernt habe und weiß, dass so etwas möglich ist, kann ich mir nur schwer vorstellen, dass jemand aus dem Sondereinsatzkommando mal eben zwei Millionen klaut, da vertraue ich Frau Rolfs. Wenn sie sagt, der Koffer wurde nicht aus den Augen gelassen, nachdem er die Wohnung verlassen hat, dann stimmt das. Was wiederum bedeutet, der Austausch der Koffer muss in der Wohnung vorgenommen worden sein. Ich war nicht dort, Diego war nicht dort, nur die Polizisten und Sebastian.
    Und dann fällt mir noch jemand ein, den ich bisher übersehen habe. Andrea, die Haushälterin.
    Aber die kann ich mir noch weniger als Komplizin von Jan Gohlis vorstellen als Sebastian. Andrea würde ja schon beim Schwarzfahren in Ohnmacht fallen. Und ihr Sohn war in Afghanistan und wurde mit Orden überhäuft. Außerdem ist sie seit zwei Jahren bei Yukiko und viel mehr als nur eine Haushälterin, sie ist doch eher wie eine strenge, aber liebevolle Tante für uns alle. Abgesehen davon, dass sie Idas Leben niemals gefährden würde.
    Dann denke ich an den alten Schubert. Vielleicht hat der irgendwas gedreht? Oder hat es doch mit der Bank von Christian zu tun? Mal angenommen, die wickeln illegale Waffengeschäfte ab, ja genau, Lu, warum nicht noch gleich bezahlte Profikiller und Paten und fanatische moslemische Diktatoren. Du hast doch keine Ahnung!
    In jedem Fall sollte ich mit Andrea reden. Allein schon um ihr klarzumachen, dass Diego und ich nichts mit der Sache zu tun haben. Außerdem will sie bestimmt ganz genau wissen, wie es Ida geht und wie ich sie gefunden habe. Es wäre leider ziemlich typisch, wenn Yukiko und Christian in ihrer Sorge um Ida vergessen hätten, Andrea Bescheid zu geben.
    Ich drücke Ida auch ein Küsschen auf ihre Stirn, tätschele die Hand von Yukiko und mache mich auf den Weg zu Andrea.
    Erst draußen vor dem Krankenhaus fällt mir ein, dass ich wie selbstverständlich davon ausgegangen bin, dass Andrea in der Wohnung von Yukiko ist und dort den Müll des Sondereinsatzkommandos wegräumt, dabei ist es viel wahrscheinlicher, dass die Polizei sie nach Hause geschickt hat. Und mir fällt auf, dass ich keine Ahnung habe, wo genau sie wohnt. Wir haben uns immer bei Yukiko oder auf dem Flohmarkt getroffen. Deshalb gehe ich wieder zurück zum Krankenhaus, wo es unten in der Halle Telefone

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