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Der sueße Kuss der Luege

Der sueße Kuss der Luege

Titel: Der sueße Kuss der Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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Haushälterin.«
    »Andrea? Das ist ja lachhaft! Sie ist herzensgut und voll in Ordnung!«
    »Was weißt du über sie?«
    »Sie kann fantastisch kochen.« Sebastian deutet auf die Lasagne und Diego nickt ungeduldig.
    »Weiter«, verlangt er. »Seit wann arbeitet sie bei Idas Eltern?«
    »Zwei Jahre, glaub ich, vorher war sie wohl Chefsekretärin oder so was in der Bank von Christian.«
    »Und da arbeitet sie jetzt als Putzfrau?«
    Sebastian zuckt mit den Schultern. »Keine Ahnung, vielleicht macht’s ihr Spaß?«
    »Du bist echt unglaublich naiv, Mann.« Diego verdreht die Augen. »Dafür muss es einen Grund geben, niemand macht so was freiwillig. Also, was weißt du noch?«
    »Ihr verwundeter Sohn lebt bei ihr zu Hause, aber sie hat ihn mir noch nicht vorgestellt.«
    »Wie verwundet?«
    »Er war Soldat in Afghanistan, glaube ich.«
    »Wie schwer verwundet?«
    Sebastian zuckt mit den Achseln, steht auf und räumt die leeren Teller in die Spülmaschine. »Ich war nie in der Wohnung. Ich habe ab und zu Pakete für sie von der Post geholt oder ihr gebracht. Sie hat kein Auto und ersteigert bei ebay Sachen. Stoffe, Lampen, Spielzeug, so ein Zeugs halt. Aber sie hat mich immer an der Tür abgefangen.«
    »Und das fandest du nicht seltsam?« Diego wusste, er hatte schon alle Infos, aber ein Puzzlestück fehlte seinem Kopf noch, um das Rätsel zu lösen.
    »Doch, aber jeder hat doch irgendeinen Spleen, oder?«
    »Warte, warte, warte. Spielzeug, hast du eine Ahnung, was genau?«
    »Eisenbahnen, Bilderbücher, alte Puppen.«
    Und da war es, das fehlende Stück, das alle Dominosteine umwarf: alte Puppen. Der Flohmarkt am Main. Die Puppe mit dem Porzellankopf auf dem Bett von Frau Braun. Jan hatte die Reimann gekannt, natürlich, sie beide hatten sich auf dem Flohmarkt kennengelernt! Und Jan konnte ausgezeichnet mit älteren Frauen umgehen, die kauften seinem windigen Charme alles ab. Und jetzt ergaben die Soldatenfotos in der Jagdhütte auch einen Sinn. Jan hatte wirklich keinen Komplizen gehabt, sondern eine Komplizin! Herrgott noch mal, sie waren alle blind gewesen! »Wir müssen zu dieser Haushälterin, sofort!«
    »Aber selbst wenn sie das Geld genommen hat, was ich nicht glaube, würde sie doch Lu niemals etwas antun.« Sebastian wedelt mit der flachen Hand vor seiner Stirn herum, um Diego zu zeigen, für wie bescheuert er diese Idee hält.
    »Und was ist mit Ida? Wenn die Reimann das Geld hat, ist sie die Komplizin von Jan Gohlis und dann hat sie den Tod einer Dreijährigen in Kauf genommen! Sie hätte die Polizei jederzeit zu ihr führen können.«
    Sebastian sieht ihn einen Moment lang schweigend an. Dann springt er auf. »Ich fahr dich. Sie wohnt im Gallusviertel.«
    Für Diego dauert die Fahrt ewig und es beruhigt ihn sehr, als er im Rückspiegel ihre Beschatter entdeckt. Angst breitet sich in seinem Körper aus. Große Angst. Wie an dem Abend, als sein Pflegevater erschlagen wurde. Ihm ist völlig klar, was es bedeutet, wenn Andrea Jans Komplizin ist. Schon seit Lus Anruf, gestern vom Spielplatz aus, hat er sich gefragt, wie Jan das Ganze in der kurzen Zeit organisiert hat. Jan, der nicht der Typ für ausgeklügelte Pläne war. In Wirklichkeit muss Andrea viel tiefer da mit drinstecken, als irgendjemand auch nur ahnen konnte. Ihr Hass auf diese Familie muss sehr stark sein. Und das ist gefährlicher als Zorn. Denn Hass, der sich über Jahre hinter der Maske des Lächelns verbergen kann, wird immer stärker und stärker, bis man seine grausamen Gedanken ganz normal findet. Diego muss schlucken, weil er sich genau daran erinnern kann, wie sich so großer Hass anfühlt und was er mit einem macht. Er hat Glück gehabt, damals an diesem Abend, das Glück, dass Jan ihn von seinem Hass erlöst hat. Glück, dass er selbst nie auf die Probe gestellt wurde.
    Jan hatte das aus Liebe getan. Und er hatte keine Ahnung, was ohne Jan mit ihm passiert wäre. Durch Jan war er aufgewacht, hatte sich von seinem Hass verabschiedet, und wie hätte er sonst jemals Lu kennenlernen können. Dieses schillernde Mädchen, so vibrierend vor lauter Lust am Leben. Lu, die keine Ahnung hat von diesen hässlichen Dingen, die jedem bedingungslos vertraut. Nicht, weil sie dumm ist, sondern, weil sie nur das Gute im Menschen kennt. Und zum Dank für ihr Vertrauen hat er sie in diese schlammige Hölle gezogen, in einen Abgrund aus Lügen, Hass, Geldgier und Gewalt.
    Was, wenn ihr etwas zustößt? Wenn sie ihm keine zweite Chance gibt, wenn er zum

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