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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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sein. Angestrengt blickte sie ins Dunkel, horchte auf Stimmen. Dann rannte sie los. Wie ein Trommelwirbel hallten ihre Schritte in die leere Nacht.

    Nur ein Mal hatte sich Bruce Wilcox umgedreht und den Rücklichtern des Leihwagens hinterhergesehen, bevor er sich ganz darauf konzentrierte, Ferguson auf den Fersen zu bleiben. Als er schneller lief, staunte er, dass er von seiner Zielperson immer noch gleich weit entfernt blieb. Ferguson war geschmeidig und agil, er bewegte sich zügig, ohne in Laufschritt überzugehen, mied die vielen erleuchteten Stellen auf dem Bürgersteig, verschmolz mit seiner Umgebung, war beinahe unsichtbar.
    Wütend stellte Wilcox fest, dass die Beine schwer wurden, und er forderte mehr von ihnen. Weiter vorne sah er, wie sich Ferguson an einer weiteren Kreuzung wieder zu ihm umsah, und so riss er sich zusammen, um ihn endlich einzuholen.
    An der Ecke standen zwei in die Jahre gekommene Prostituierte im gelblichen Licht der Laterne; als er auf sie zu stürmte, schreckten sie zurück und drückten sich an eine Ladenfront.
    »Wo ist er hin?«, keuchte Wilcox.
    »Wer, Mann?«
    »Hab keinen gesehen.«
    Fluchend rannte er an ihnen vorbei und hörte, wie sie hinter seinem Rücken in schadenfrohes Gelächter ausbrachen. Die Nebenstraße, in die Ferguson verschwunden war, öffnete sich vor ihm erst wie eine Schlucht, dann wie ein schwankendes Schiff auf stürmischer See. Für Sekunden tauchte Ferguson vierzig Meter von ihm entfernt wie ein körperloser Schatten aus dem Dunkel, und mit aller Kraft lief Wilcox hinterher.
    Dabei rasten die Gedanken durch seinen Kopf.
    Er hatte keine Ahnung, was er sagen oder tun sollte, wenn er die Aufholjagd endlich gewonnen hatte. In seinem Kopf blitzten Bilder auf, die Welt, durch die er hastete, schien sich mit den Erinnerungen gegen ihn zu verschwören, so dass er das eine nicht mehr vom anderen unterscheiden konnte. Als er an einem verlassenen Hauseingang vorbeipreschte, brach ein sturzbesoffener Stadtstreicher in einen irre lallenden Gesang aus, und für einen Moment glaubte Wilcox, die Stimme von Tanny Brown zu hören. Ein Hund rasselte unter wildem Gebell an seiner Kette, und Wilcox erinnerte sich an die Suche nach Joanie Shrivers Leiche. Das Licht der Straßenlaternen spiegelte sich matt in den Mülltonnen aus Aluminium, und wie in dem Augenblick, als er die unbrauchbaren Beweisstücke aus der Sickergrube unter dem Außenklo zog, fühlten sich seine Hände plötzlich schmierig und glitschig an. Diese Erinnerung spornte ihn noch mehr an, alles aus sich herauszuholen.
    Als er aufsah, registrierte er, dass Ferguson das Ende des Häuserblocks erreicht hatte. Zuerst schien er stehen zu bleiben, dann drehte er sich zu ihm um. Für den Bruchteil einer Sekunde kreuzten sich ihre Blicke.
    Wilcox platzte der Kragen. »Stehen bleiben! Polizei!«, brüllte er.
    Ferguson zögerte nicht, sondern ergriff die Flucht.
    »He!«, rief ihm Wilcox hinterher, bevor er den Kopf senkte und wild entschlossen die Verfolgung aufnahm. Der letzte Anschein einer bloßen Observierung fiel dem Jagdinstinkt zum Opfer. Gierig sog er den Wind ein, nahm beim Lauf die Arme mit, hatte das Gefühl, als flögen seine Füße über das regennasse Pflaster.
    Der Sprint brachte ihn seiner Zielperson ein wenig näher, doch auch Ferguson startete durch. Sie waren sich ebenbürtig, und Wilcox musste zu seiner Enttäuschung erkennen, dass sich der Abstand zwischen ihnen nicht entscheidend verringerte.
    Seine Umgebung nahm er nur noch schemenhaft wahr. Und er kam an seine physischen Grenzen. Er hatte Herzklopfen und keuchte – seine Lunge schrie nach Luft.
    Sie überquerten die nächste Kreuzung. Wieder drehte sich Ferguson um, wenn auch diesmal im vollen Lauf, der ihn nicht zu ermüden schien. Wilcox ließ sich nicht abschütteln. Die nächste Ecke nahm er so eng, dass er ausrutschte und taumelte. Er stürzte und schlug mit dem Gesicht auf den Boden. Er schnappte nach Luft, rotglühender Schmerz durchzuckte seinen Kopf. Er hörte, wie irgendetwas an seiner Kleidung zerriss, und kaute auf etwas wie Sand. Benommen schlitterte er ein Stück über den Asphalt, bis er an eine Straßenlaterne stieß. Ein unbändiger Instinkt befahl ihm, gegen den Schock und die Schmerzen anzugehen. Mühsam rappelte er sich hoch, lief los und versuchte, seinen Lauftakt wiederzufinden. Eine Erinnerung aus seiner Highschool-Zeit blitzte plötzlich auf, wie er bei einer Ringermeisterschaft durch die Luft gewirbelt worden war und,

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