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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Angestelltenkasse die ganze Behandlung übernehmen würde. Dienstunfall, klarer Fall. Bei dem nächsten Schmerzblitz, der ihm den Arm hinaufzuckte, biss er die Zähne zusammen und hoffte, dass irgendein Arzt das verdammte Ding einfach in einen Gips packen würde und eine OP sich erübrigte.
    Er spähte nach links und nach rechts. Auch die schmale Straße war von Müll übersät. Er ließ den Blick über die anderen Gebäude schweifen, um zu sehen, ob irgendwo jemand wohnte, doch offenbar herrschte überall nur gähnende Leere. Der ganze Straßenzug schien verlassen zu sein, ob es sich bei den Gemäuern nun um Wohn- oder Lagerhäuser handelte. Viel war im diffusen Dämmerlicht der Laternen in etwa dreißig Metern Entfernung nicht zu erkennen.
    Einen Moment lang blieb er stehen. Falls er irgendwo Detective Shaeffer entdeckte … Doch er führte den Gedanken nicht zu Ende, auch wenn die Vorstellung, Verstärkung zu bekommen, verführerisch war.
    Mit einem Schulterzucken warf er die Zweifel über Bord und setzte stattdessen wie gewohnt auf Willenskraft und Selbstvertrauen. Ich brauche keine Hilfe, um mit diesem durchgeknallten Hurensohn fertig zu werden. Den schaff ich auch mit links.
    An dieser Überzeugung war nicht zu rütteln. Er trat auf die Haustür zu.
    Nachdem Ferguson hineingestürmt war, stand sie sperrangelweit – geradezu einladend – offen. Der Eingang war noch dunkler als die Nacht. Wilcox drückte den Rücken gegen die Tür und horchte.
    Zugleich holte er seinen Revolver aus dem Schulterholster. In der verletzten Hand fühlte sich die Waffe wie rotglühende Kohle an. Er kniff die Augen zu und wechselte den Revolver in die Linke. Er öffnete die Augen und starrte auf die Waffe. Triffst du mit links? Wieso nicht? Er führte Selbstgespräche. Und wenn er nun bewaffnet ist? Dir passiert schon nichts. Krall dir den Bastard. Verhafte ihn, alles andere kommt später. Selbst wenn du ihn wieder gehen lassen musst, jag ihm wenigstens einen Schrecken ein. Mach ihm klar, dass er ein gewaltiges Problem hat, und zwar dich.
    Er sondierte, was er hörte, definierte, analysierte jedes noch so leise Geräusch, versuchte zu klären, woher es rührte und ob es ein Grund zur Sorge war. Etwas tropfte – Regen in einer Dachrinne oder einem Fallrohr. Fernes Rauschen – Autos ein paar Häuserblocks entfernt. Keuchen – sein eigener Atem. Und dann, irgendwo im Inneren des Gebäudes, das kurze, leise Knarren einer Diele.
    Da ist er, stellte Wilcox fest. Er ist nicht weit. Er ist hier drinnen und nicht weit.
    Er holte einmal tief Luft und schlich sich geduckt ins Haus.
    Zuerst kam es ihm so vor, als hätte jemand eine Decke über ihn geworfen. Das schwache Licht von der schmalen Straße war wie verschluckt. Er verwünschte sich dafür, keine Taschenlampe dabeizuhaben; dass er seine in unerreichbarer Ferne in Florida zurückgelassen hatte, machte er sich nicht klar. Wenn er nur Raucher wäre, dann hätte er Streichhölzer oder vielleicht sogar ein Feuerzeug in der Tasche gehabt. Rauchte Ferguson? Soweit er sich erinnerte, ja. Er ging in die Hocke und horchte weiter angestrengt auf verräterische Laute, die ihm dabei halfen, seine Beute zu lokalisieren, wenn seine Augen sich erst an die Dunkelheit gewöhnt hätten. Viel sehe ich nicht, dachte er. Aber so gerade eben genug.
    Vorsichtig drang er weiter in das Gebäude vor. Links führte eine schmale Treppe nach oben, rechts eine breitere nach unten. Ein alter Wohnblock. Wer hätte jemals freiwillig in so einem Kasten wohnen wollen? Er machte einen Schritt und hörte, wie der morsche Boden unter seinem Gewicht knarrte. Gott! Daran hatte er überhaupt nicht gedacht! Die Treppe hatte vielleicht ein Loch. Oder brach ein, sobald man sie betrat. Mit der linken Hand, in der er den Revolver hielt, stützte er sich, so gut es ging, an der Wand ab, während er die verletzte Hand weiterhin an die Brust drückte.
    Er trat nach rechts. Dort ging es nach unten. Ihm kam plötzlich ein Gedanke: Er ist eine Ratte, dieser Ferguson. Ein Tier, das im Dreck, in der Erde kriecht. Der Kerl weicht nach unten aus. Da fühlt er sich sicher.
    Er rührte sich nicht und horchte.
    Nichts.
    Besagt nichts, er ist hier.
    Langsam tastete Wilcox sich voran und fluchte innerlich über jedes Geräusch, das er machte. Sein eigener Atem hörte sich in seinen Ohren an wie das Kratzen von Fingernägeln auf einer Tafel. Jeder Schritt, den er machte, hallte durch das verlassene Gebäude, ohne Knirschen, Knacken und Klirren

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