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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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zurück. Wie aus dem Nichts tauchten zwei greise obdachlose Frauen in dicken Mänteln und Wollstrickmützen auf und versperrten ihr den Weg. Eine schob kichernd einen Einkaufswagen vor sich her, die andere gestikulierte wild. Beide kreischten, als sie sich an ihnen vorbeidrängte. Eine der Frauen versuchte, sie festzuhalten, verlor dabei das Gleichgewicht und fiel heulend auf das Pflaster. Auch Shaeffer stolperte, fing sich aber wieder, rief der Frau eine kurze Entschuldigung zu und rannte, unter dem Gezeter der Obdachlosen, zum Wagen. Im selben Moment traten trotz des heftigen Regens zwei Männer aus dem Schatten einer Eingangstreppe hervor, und einer von ihnen rief: »He, was soll das werden, Lady? Mächtig in Eile, was?« Sie ignorierte sie und warf sich hinters Lenkrad.
    Sie würgte den Motor ab.
    Unter Flüchen und Verwünschungen startete sie erneut. Sie hatte zwar keine Ahnung, was Wilcox vorhatte, gab aber Gas und fuhr auf die Straße, ohne ein einziges Mal nach hinten zu schauen. Auf dem nassen Belag geriet sie bedenklich ins Schleudern, fing sich jedoch und schoss nach vorn.
    Auf der Straße war Wilcox nicht mehr zu sehen. Erst als sie, ohne zu bremsen, mit quietschenden Reifen um die Ecke bog, entdeckte sie ihn auf halbem Weg zur nächsten Kreuzung, während er für einen Moment in das dämmrige Licht einer Straßenlaterne trat. Von Ferguson weit und breit keine Spur.
    Erneut gab sie Gas, doch aus dem Motor war nicht mehr herauszuholen. Sie fluchte über den kleinen, leistungsschwachen Leihwagen und sehnte sich nach ihrem Dienstwagen. Kurz vor der Kreuzung holte sie Wilcox ein, als er gerade gegen den Verkehr in eine Einbahnstraße einbog. Hastig kurbelte sie ihr Fenster herunter und spürte den Nieselregen an der Stirn.
    »Weiter!« Wilcox zeigte mit der Hand nach vorne. »Schneiden Sie ihm den Weg ab!«
    Auf der Jagd nach seiner Beute ging der Polizist in einen schnellen Laufschritt über. Shaeffer rief ihm zu, dass sie verstanden hatte, und fuhr die glitschig nasse Straße weiter.
    Erst am Ende des nächsten Häuserblocks konnte sie abbiegen. Sie fuhr bei Rot über die Ampel und bog so scharf ab, dass zwei Jugendliche auf dem Bürgersteig zurücksprangen und ihr Flüche hinterherschickten. Sie kam in eine schmale Straße mit düsteren, heruntergekommenen Häusern, die ihr die Sicht verstellten. Etwa auf halbem Weg zur nächsten Ecke parkten Autos in der zweiten Reihe. Während sie sich in mühseliger Millimeterarbeit an ihnen vorbeimanövrierte, drückte sie energisch auf die Hupe.
    An der nächsten Ecke bog sie in der Hoffnung, Wilcox und Ferguson dort einzuholen, scharf nach rechts ab, während sie fieberhaft überlegte, wie sie handeln sollte. Längst dämmerte ihr, dass hier etwas vor sich ging, worüber sie keine Kontrolle mehr hatte. Sie konzentrierte sich auf die Straße, kämpfte gegen die Nacht an und versuchte, die beiden Männer auf ihrem Weg durch die nächtlichen Straßen auszumachen.
    Sie waren nicht da.
    Sie drosselte das Tempo, um nicht nur geradeaus, sondern auch in sämtliche Nebenstraßen und schuttübersäten Baulücken zu spähen. Die Schatten ballten sich zu undurchdringlichem Dunkel zusammen. Von einem Moment zum anderen war das Großstadtdickicht menschenleer.
    Sie hielt an, sprang aus dem Wagen, blieb einen Moment in der offenen Tür stehen und ließ den Blick nach irgendeinem Lebenszeichen der beiden Männer schweifen. Als sie keinen von beiden entdecken konnte, fluchte sie laut und stieg wieder ein.
    Verdammt, dachte sie. Entweder sind sie in eine andere Straße eingebogen oder haben eine Abkürzung über ein leeres Grundstück genommen. Vielleicht ist Wilcox durch eins dieser engen Seitensträßchen zwischen zwei Wohnblocks geschlichen.
    Noch während sie bei ihrer Aufholjagd die Route der beiden Männer zu erraten versuchte, trat sie aufs Gas. Mit quietschenden Reifen schleuderte sie um die nächste Ecke und verlor den Mut.
    Von Ferguson und Wilcox keine Spur.
    Rückwärts fuhr sie wieder in die Straße, aus der sie gekommen war, und legte den Vorwärtsgang ein. Immer noch auf der Suche, raste sie durch die Nacht. Noch ein Block, Vollbremsung.
    Niemand weit und breit.
    Ihr wurde eng in der Brust. Sie wusste nicht mehr weiter. In panischer Angst fuhr sie an den Bordstein und sprang aus dem Wagen. Zügig lief sie in die Richtung, in der sie die Männer vermutete, und versuchte, Nerven zu bewahren. Folge ihrer Fährte, fang sie ab, schärfte sie sich ein. Weit können sie nicht

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