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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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viele leere Kammern hab ich wohl hier drin?‹ Er spannt wieder den Hahn, und es klickt wieder. ›Verdammt!‹, sagt er. ›Ich glaube, das Ding klemmt.‹ Und dann lässt er die Trommel ausschwenken und holt eine Patrone raus. Die sieht er sich ganz genau an. ›Mann, das gibt’s doch nicht‹, sagt er. ›Ein Blindgänger.‹ Er lässt die Trommel wieder einrasten, spannt den Hahn, zielt auf mich und sagt: ›Deine letzte Chance, Nigger.‹ Diesmal nehme ich es ihm ab, dass er ernst macht, also sage ich: ›Ich hab’s getan, ich hab’s getan, was immer Sie wollen, ich hab’s getan!‹ Und das war mein Geständnis.«
    Matthew Cowart holte tief Luft und versuchte, die Geschichte zu verdauen. Plötzlich hatte er das Gefühl, er bekäme in dem kleinen Besucherraum keine Luft, als ob die Hitze in den Wänden sich wie in einem Backofen staute. »Und dann?«, fragte er.
    »Jetzt bin ich hier«, erwiderte Ferguson.
    »Haben Sie das alles Ihrem Anwalt erzählt?«
    »Selbstverständlich. Er hat erst mal auf das Offensichtliche verwiesen: ich alleine gegen zwei Polizeibeamte. Und ein schönes, totes, weißes Mädchen. Wem würde man da wohl eher glauben?«
    Cowart nickte. »Wieso sollte ich Ihnen dann glauben?«
    »Was weiß ich«, antwortete Ferguson mühsam beherrscht. Einen Moment lang sah er Cowart wütend an. »Vielleicht, weil ich die Wahrheit sage.«
    »Würden Sie einem Lügendetektortest zustimmen?«
    »Ich hab schon einen für meinen Anwalt gemacht. Die Ergebnisse liegen hier auf dem Tisch. Das blöde Ding kam zu dem Ergebnis: ›uneindeutig‹. Ich glaube, ich war zu zappelig, als sie mir all diese Drähte angelegt haben. War alles andere als hilfreich für mich. Wenn Sie wollen, kann ich das noch mal machen. Ob es allerdings was bringt, ist fraglich. Ist ja nicht gerichtsverwertbar.«
    »Sicher. Aber ich brauche irgendeine Form der Bestätigung.«
    »Das ist mir klar. Aber genau so ist es nun mal passiert.«
    »Wie kann ich die Geschichte beweisen, damit ich sie in der Zeitung bringen kann?«
    Ferguson starrte Cowart mit einem durchdringenden Blick in die Augen und dachte angestrengt nach. Ein paar Sekunden später huschte ein scheues Lächeln über das angespannte Gesicht des verurteilten Mannes.
    »Die Waffe«, sagte er. »Das könnte funktionieren.«
    »Wie das?«
    »Na ja, ich erinnere mich, dass die Schusswaffen der beiden mit großem Tamtam überprüft wurden, bevor sie mich in diesen Verhörraum führten. Aber dieses kleine Miststück hatte er unter der Hose verborgen. Ich wette, er lügt, wenn Sie ihn danach fragen, aber vielleicht können Sie ihm eine Falle stellen.«
    Cowart nickte. »Schon möglich.«
    Wieder trat zwischen den beiden Männern Schweigen ein. Cowart senkte den Blick und starrte auf das Band, das sich im Aufnahmegerät drehte.
    »Wie sind die auf Sie gekommen?«
    »Ich war für die das gefundene Fressen: Ich war da. Ich war schwarz. Sie haben den grünen Wagen untersucht. Meine Blutgruppe passte – das haben sie natürlich erst später erfahren. Aber ich war da, und der ganze Ort stand Kopf – ich meine, der weiße Bevölkerungsteil. Sie suchten jemanden, und da kam ich gerade richtig. Was hätte ihnen denn Besseres passieren können?«
    »Nicht ein bisschen zu viel Klischee?«
    Fergusons Augen funkelten in einem Anflug von Wut, und Cowart sah, wie er eine Faust ballte. Er sah, wie der Häftling um Fassung rang.
    »Die haben mich da schon immer gehasst. Weil ich kein unterbelichteter, lahmarschiger Hinterwäldler-Nigger war. Ich passte ihnen nicht in den Kram. Es passte ihnen nicht, dass ich aufs College ging. Es passte ihnen nicht, dass ich all die Dinge wusste, die man nur in der Großstadt lernt. Sie kannten mich, und sie hassten mich – weil ich eben so war und weil ich eine Zukunft hatte.«
    Cowart setzte gerade zu einer Frage an, doch Ferguson streckte plötzlich beide Hände aus und hielt sich an der Tischkante fest. Jetzt hatte er seine Stimme kaum noch unter Kontrolle, und Cowart spürte den Zorn des Mannes wie eine Woge, die über ihm zusammenschlug. An seinem Hals traten die Sehnen vor, sein Gesicht wurde rot, seine Stimme klang nicht mehr fest, sondern bebte vor Emotionen. Cowart sah, wie Ferguson mit sich kämpfte, als drohte er, unter dem Stress der Erinnerungen jeden Moment zusammenzubrechen. In diesem Moment fragte sich Cowart, wie es wohl sein mochte, zur Zielscheibe all dieser geballten Wut zu werden.
    »Fahren Sie hin. Sehen Sie sich Pachoula an. County Escambia.

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