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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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nehmen Sie Vernunft an …«
    »Erzählen Sie mir nichts von Vernunft, Tanny Brown, ich weiß nur eins – Sie werden meinen Jungen nicht mitnehmen.«
    »Miz Ferguson, machen Sie es uns allen doch nicht schwerer, als es ohnehin schon ist.«
    »Was heißt schon schwer? Das Leben ist schwer gewesen. Vielleicht ist das Sterben leicht.«
    »Miz Ferguson, sagen Sie nicht so was. Lassen Sie mich meine Arbeit machen, es wird alles wieder gut, Sie werden sehen.«
    »Spar dir das Getue, Tanny Brown. Du hast immer nur Unglück über dieses Haus gebracht.«
    »Nein«, sagte Brown freundlich, »ich hab Ihnen kein Unglück gebracht. Das ist Ihr Junge gewesen.«
    »Du und dieser verfluchte Reporter. Ich hätte Sie erschießen sollen.« Sie drehte sich zu Cowart um und spuckte ihm die Worte ins Gesicht. »Sie haben nur Hass und Tod gebracht.«
    Cowart schwieg. Was sie sagte, war nicht einmal falsch.
    »Nein, Ma’am«, fuhr Brown besänftigend fort. »Ich bin es nicht gewesen, und er ist es nicht gewesen. Sie wissen, wer Unglück über dieses Haus gebracht hat.«
    Ferguson trat zur Seite, um nicht in die Schusslinie der Flinte zu geraten. Sein Ton war böswillig und klirrend hart. »Worauf wartest du, Grandma. Erschieß ihn. Erschieß sie beide.«
    Die alte Frau schien sichtlich erstaunt.
    »Erschieß sie, mach schon, worauf wartest du!«, wiederholte Ferguson, während er sich in kleinen Schritten seiner Großmutter näherte.
    Tanny Brown, der immer noch auf ihn zielte, machte einen Schritt vor.
    »Miz Ferguson«, sagte er, »ich kenne Sie schon eine Ewigkeit. Sie kennen meine Familie, wir sind früher zusammen zur Kirche gegangen. Zwingen Sie mich nicht …«
    Sie unterbrach ihn voller Bitterkeit. »Du hast mich schon vor Jahren im Stich gelassen, Tanny Brown!«
    »Schieß endlich«, flüsterte ihr Enkel und trat neben sie.
    Brown sah ihn mit einem vernichtenden Blick an. »Keine Bewegung, du Miststück! Und halt die Klappe!«
    »Töte sie«, wiederholte Ferguson.
    »Sie ist nicht geladen«, schaltete sich Cowart plötzlich ein.
    Obwohl alles in ihm schrie, in Deckung zu gehen, blieb er wie angewurzelt stehen, als seien seine Glieder vor Angst erstarrt. Ist zwar geraten, dachte er, aber einen Versuch wert.
    »Ihre letzte Patrone hat sie verschossen, als sie neulich auf mich gefeuert hat. Die Flinte ist nicht geladen«, wiederholte er.
    Die alte Frau fuhr zu ihm herum. »Sie sind ein Dummkopf, wenn Sie das glauben.« Mit kaltem Blick starrte sie den Reporter an. »Wollen Sie Ihr Leben drauf verwetten, dass ich keine Patronen mehr habe?«
    Tanny Brown richtete die Pistole auf die alte Frau. »Ich will nicht schießen«, sagte er.
    »Aber ich vielleicht«, antwortete sie. »Eins weiß ich jedenfalls. Du nimmst meinen Enkel nicht noch mal mit. Erst musst du mich töten.«
    »Miz Ferguson, Sie wissen, was er getan hat …«
    »Ist mir egal, was er getan hat. Er ist alles, was ich noch habe, und du nimmst ihn mir nicht noch mal weg.«
    »Haben Sie jemals gesehen, was er diesem kleinen Mädchen angetan hat?«, fragte Cowart plötzlich dazwischen.
    »Wozu?«, entgegnete sie. »Geht mich nix an.«
    »Aber das war nicht sein einziges Opfer«, sagte Cowart vorsichtig. »Es hat noch andere gegeben. In Perrine und in Eatonville. Kleine schwarze Mädchen, Miz Ferguson. Die hat er auch ermordet.«
    »Ich weiß nix von keinen schwarzen Mädchen«, antwortete sie mit zittriger Stimme.
    »Und meinen Partner hat er umgebracht«, sagte Tanny Brown leise, als liefe er Gefahr, die nur mühsam aufrechterhaltene Beherrschung zu verlieren, wenn er es laut und deutlich sagte.
    »Geht mich nix an. Geht mich alles nix an.«
    Ferguson trat jetzt hinter seine Großmutter. »Halt sie in Schach, Grandma«, sagte er, »bleib so.« Dann duckte er sich weg und verschwand im Flur.
    »Ich werde ihn nicht davonkommen lassen«, sagte Brown.
    »Dann muss entweder ich dich erschießen oder du mich«, antwortete die alte Frau.
    Cowart sah, wie sich Browns Finger um den Abzug krümmte. Und wie die Mündung ein wenig schwankte.
    Die Stille breitete sich im Zimmer aus wie das erste schwache Tageslicht.
    Tanny Brown und die alte Frau rührten sich nicht.
    Er bringt es nicht über sich, dachte Cowart. Wenn er sie erschießen könnte, hätte er es längst getan. Sofort. In dem Moment, als er die Schrotflinte sah. Jetzt schafft er es nicht mehr.
    Cowart warf einen forschenden Blick in das Gesicht des Polizisten und sah, wie der Mann von seinen Emotionen wie von meterhohen

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