Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)
Geschichte.«
Schön wär’s, dachte Cowart und hakte nach: »Er hat Ihnen Angst gemacht, sagen Sie?«
»Nicht so sehr der Mann, eher das Gefühl, wozu er fähig ist.«
Bei dieser Bemerkung ließ es der Detective bewenden. Wilcox bog um eine Ecke, und Cowart sah, dass sie sich der Schule näherten, vor der die Entführung stattgefunden hatte. »Hier geht’s los«, sagte Wilcox und hielt unter einer dunklen Weide an. »Hier ist sie eingestiegen. Und jetzt passen Sie gut auf.«
Er gab plötzlich Gas, bog mit hoher Geschwindigkeit nach rechts ab, dann wieder nach links und fuhr eine lange Straße mit eingeschossigen Wohnhäusern entlang, die zwischen Büschen und Kiefern hinter großzügigen Vorgärten lagen.
»Sehen Sie, wir sind immer noch auf dem Weg zu Joanies Elternhaus, bis jetzt hat sie also noch keinen Grund zur Angst. Andererseits sind wir schon ein gutes Stück außer Sichtweite der Schule. Und jetzt kommt’s.«
Vor einem Stoppschild bremste Wilcox ab. Vor ihnen gabelte sich die Straße: Eine Abzweigung war eine Straße mit lockerer Einfamilienhaus-Bebauung. Entlang der anderen Straße standen ein paar heruntergekommene Hütten vor einer gelblich grünen, unbewirtschafteten Wiese und einer braunen, halb eingefallenen Scheune am Rande eines tunnelartigen Wäldchens, hinter dem sich der Sumpf zähflüssig durch die Landschaft schlängelte. »Sie wollte in die Richtung«, sagte der Detective und zeigte auf die Häuser. »Doch er fuhr hier lang. Ich glaube, hier hat er sie zum ersten Mal niedergeschlagen …« Der Detective ballte eine Faust und tat so, als versetzte er Cowart einen Hieb. »Er ist stark wie ein Pferd. Auch wenn er nicht besonders groß und breit ist, reicht es alle Male, um mit einem kleinen elfjährigen Mädchen fertig zu werden. Muss sie aus heiterem Himmel getroffen haben. Drückt sie nieder, gibt Gas …«
Von einem Moment auf den anderen hatte der Detective von seinem jovial-scherzhaften Ton zu blutigem Ernst gewechselt. In einer blitzschnellen, mörderischen Bewegung packte Wilcox Cowart von der Seite am Oberarm und gab gleichzeitig Vollgas. Der Wagen machte einen Satz und geriet auf dem losen Schotter mit dem Heck ein wenig ins Schleudern. Während er Cowart die Finger in die Muskeln bohrte, zog er ihn auf seinem Sitz so heftig zur Seite, dass er das Gleichgewicht verlor, als Wilcox an der Gabelung auf den linken Weg schwenkte. Cowart wurde gegen die Tür geschleudert. Vor Schreck stieß er einen dumpfen Schrei aus und versuchte, sich im wild schlingernden Fahrzeug irgendwo festzuhalten. Das Auto scherte aus und schlitterte um die Kurve. Der Detective packte fester zu und bekam vor Anstrengung ein rotes Gesicht. Auch er brüllte etwas, zusammenhanglose Worte, die für Cowart keinen Sinn ergaben. In wenigen Sekunden hatten sie die Hütten hinter sich gelassen, rumpelten über eine buckelige Straße und verschwanden im kühlen Schatten, den der Wald über den Weg warf. Auf ihrer rasanten Fahrt schienen ihnen die dunklen Bäume entgegenzupreschen. Das Tempo war schwindelerregend. Der Motor heulte auf, und Cowart erstarrte vor Angst, jeden Moment an einem Baumstamm den sicheren Tod zu finden.
»Schreien Sie!«, forderte der Detective ihn auf.
»Was?«
»Na los, schreien Sie!«, brüllte er Matthew an. »Rufen Sie endlich um Hilfe, verdammt!«
Cowart starrte in das rote Gesicht des Detectives, erschrocken über dessen wilden Blick. Beide Männer brüllten gegen den lauten Motor und das Scharren und Knirschen der Räder an.
»Aufhören!«, schrie Cowart. »Was soll das, verdammt?«
Von allen Seiten peitschten dunkle Zweige an die Scheiben, als umzingelten sie wilde Tiere und setzten zum Sprung an.
»Halt! Verdammt, Mann, halten Sie an!«
Abrupt ließ Wilcox ihn los, packte mit beiden Händen das Lenkrad und trat die Bremse durch. Cowart riss instinktiv die Arme nach vorn, um nicht gegen die Windschutzscheibe zu schleudern, als der Wagen mit quietschenden Reifen zum Stehen kam.
»Bitte schön«, sagte der Polizist keuchend. Ihm zitterten die Hände.
»Sind Sie verrückt geworden?«, brüllte Cowart. »Wollen Sie uns beide umbringen oder was?«
Der Detective antwortete nicht. Er lehnte nur den Kopf zurück und holte Luft, als versuchte er, die Selbstbeherrschung, die er während der stürmischen Fahrt verloren hatte, wiederzuerlangen; dann drehte er sich zu Cowart um und sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Entspannen Sie sich, Mr. Reporter«, sagte er ruhig. »Schauen
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