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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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altmodischen Sorte zur Knarre oder zum Messer, wenn sie sich bei einem Kartenspiel oder wegen einer Frau oder eines Hundekampfs nicht einig sind. Auf dem Lande entspricht das mehr oder weniger der Norm. In Pensacola haben wir es natürlich auch mit typischen Großstadtproblemen zu tun. Besonders bei den Soldaten. Tätliche Auseinandersetzungen in Bars, wissen Sie. Rund um den Stützpunkt gibt es eine Menge Prostitution, und auch das führt nicht selten zu Schusswechseln und Messerstechereien. Butterflymesser und kleine Handfeuerwaffen mit Perlmuttgriffen, Kaliber .32. Wie gesagt, hält sich im vorhersehbaren Rahmen. Nichts allzu Ungewöhnliches.«
    »Aber Joanie Shriver?«
    Der Detective schwieg einen Moment und wog seine Worte ab. »Das war was anderes.«
    »Inwiefern?«
    »Es war einfach was anderes. Das war …« Er setzte zum dritten Mal an und holte tief Luft. »Wir sollten auf Tanny warten. Streng genommen war es sein Fall.«
    »Ich dachte, er hieße Theodore.«
    »Tanny ist sein Spitzname, schon sein Vater wurde so genannt. Der betrieb nebenher eine kleine Gerberei. Hatte immer diese rote Farbe an Händen und Armen. Tanny hat als Junge, während der Highschool und dann am College in den Sommerferien bei ihm gearbeitet. Und den Spitznamen verpasst bekommen. Ich glaube, außer seiner Mom hat ihn noch nie jemand Theodore genannt.«
    »Sie sind beide von hier, ich meine …«
    »Ich weiß, was Sie meinen. Klar, wobei Tanny zehn Jahre älter ist als ich. Ist in Pachoula aufgewachsen. An der hiesigen Highschool gewesen. War damals ein richtig guter Sportler. Hat es in die Football-Mannschaft der Florida State University geschafft. Danach ist er bei der First Air Cavalry gelandet, kam mit ein paar Auszeichnungen zurück, hat das Studium abgeschlossen und ist Polizist geworden. Ich war ein Navy-Kind. Mein Dad war jahrelang Oberbefehlshaber der Küstenstreife. Ich bin nach der Highschool einfach hiergeblieben. Bin aufs Junior College gegangen, hab mein Examen an der Polizeiakademie gemacht und bin geblieben. Die Idee, zur Polizei zu gehen, kam von meinem Dad.«
    »Wie lange sind Sie schon beim Morddezernat?«
    »Ich? Seit ungefähr drei Jahren. Tanny ist schon länger dabei.«
    »Gefällt’s Ihnen?«
    »Ist was anderes. Auf jeden Fall interessanter, als Streife zu fahren. Man muss seinen Verstand gebrauchen.«
    »Und Joanie Shriver?«
    Der Detective zuckte die Achseln. »Sie war mein erster richtiger Fall. Ich meine, bei den meisten Kapitalverbrechen haben wir es mit ungeplanten Morden zu tun: Man trifft am Tatort ein, und da steht der Mörder direkt neben seinem Opfer …«
    Das stimmte. Cowart erinnerte sich, wie Vernon Hawkins ihm einmal erzählt hatte, er würde, sobald er an den Tatort eines Mordes käme, immer zuerst nach jemandem Ausschau halten, der nicht weinte, sondern mit schockstarrem, verwirrtem Blick dastehe. Das war der Mörder.
    »Oder aber, wie jetzt bei diesen Drogenfällen; da sammelt man eigentlich nur noch die Leichen ein. Wissen Sie, wie sie das bei der Staatsanwaltschaft nennen? Schwerverbrecher-Müllabfuhr. Wenn Sie eine drei Tage alte Wasserleiche finden, die keinerlei Ausweispapiere bei sich hat und, nachdem die Fische damit fertig sind, auch nicht mehr viel Gesicht, dann rechnen Sie wirklich nicht damit, dass daraus noch jemals ein Mordprozess wird. Ein einziges Einschussloch am Hinterkopf. Designerjeans, Goldkettchen nicht zu vergessen, nein, die werden eingetütet und etikettiert, fertig ist der Lack. Aber die kleine Joanie, Mann, die hatte ein Gesicht. Die war kein anonymer kolumbianischer Drogenschmuggler. Die war ganz was anderes.«
    Er schwieg und hing seinen Gedanken nach. Dann fügte er hinzu: »Die war für alle hier so was wie eine kleine Schwester.«
    Detective Wilcox schien noch etwas auf der Zunge zu haben, als das Telefon auf seinem Schreibtisch klingelte. Er ging ran, brummte einen Gruß, hörte zu und reichte Cowart den Hörer. »Der Chef. Möchte Sie sprechen.«
    »Ja?«
    »Mr. Cowart?« Er hörte eine tiefe Stimme; der Ton war kühl, ohne jeden Anflug des regionalen Südstaatenakzents, an den er sich gerade gewöhnte. »Hier spricht Lieutenant Brown. Ich werde noch länger hier an der Absturzstelle aufgehalten.«
    »Gibt es irgendwelche Probleme?«
    Der Mann stieß ein bitter-ironisches Lachen aus. »Wie man’s nimmt. Keins, mit dem nicht zu rechnen wäre, wenn man ein ausgebranntes Flugzeug, einen toten Piloten und einen toten Flugschüler drei Meter tief im Sumpf stecken

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