Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
Vom Netzwerk:
Sie sich um.«
    »Gütiger Himmel, was wollten Sie mit dieser Einlage bezwecken?«
    »Das Ganze für Sie ein bisschen hautnaher gestalten.«
    Cowart holte tief Luft.
    »Indem Sie wie ein Irrer fahren, so dass wir beide um ein Haar draufgegangen wären?«
    »Nein«, erwiderte der Detective langsam. Er grinste, so dass seine ebenmäßigen Zähne glänzten. »Ich wollte Ihnen nur zeigen, wie leicht es für Ferguson war, dieses Kind aus der Zivilisation in den Dschungel zu verschleppen. Sehen Sie sich um. Glauben Sie, irgendjemand kann Sie hören, wenn Sie um Hilfe rufen? Was meinen Sie? Wer wird Ihnen beispringen? Schauen Sie genau hin, wo Sie sind, Cowart. Was sehen Sie?«
    Cowart starrte aus dem Fenster, wo ihn, so weit das Auge reichte, nichts als dunkler, dichter Wald wie ein Leichentuch einhüllte.
    »Sehen Sie hier irgendjemanden, der Ihnen zur Hilfe kommen kann?«
    »Nein.«
    »Sehen Sie hier irgendjemanden, der einem elfjährigen Mädchen zur Hilfe kommen kann?«
    »Nein.«
    »Sehen Sie, wo Sie hier gelandet sind? In der Hölle. In gerade mal fünf Minuten. Fünf Minuten, und Sie haben die Zivilisation hinter sich. Das hier ist der Scheißdschungel. Verstehen Sie, worauf ich hinauswill?«
    »Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen.«
    »Sie sollten es nur mal mit Joanie Shrivers Augen sehen.«
    »Schon verstanden.«
    »Gut«, sagte der Detective, der zu seinem Lächeln zurückgefunden hatte. »So schnell ist es passiert. Dann hat er sie noch weiter in die Wildnis verschleppt. Kommen Sie.«
    Wilcox stieg aus, ging zum Kofferraum und holte zwei braune Wathosen aus Gummi heraus. Eine davon warf er Cowart zu. »Die wird’s wohl tun.«
    Cowart zwängte sich in die Schutzkleidung und blickte dabei nach unten. Er stutzte, ging in die Hocke und tastete den Boden ab. Dann stand er auf und ging zu Wilcox, der noch am Heck des Wagens stand. Während er innerlich schmunzelte, holte er einmal tief Luft. Wie du mir, so ich dir, dachte er.
    »Reifenspuren«, sagte er lakonisch und zeigte mit dem Finger zu Boden.
    »Und was wollen Sie mir damit sagen?«
    »Reifenspuren. Sehen Sie sich die Erde hier an. Wenn er sie hierhergefahren hätte, gäbe es Reifenspuren. Die hätten Sie mit seinen abgleichen können. Oder kennt ihr Cowboys euch mit so was nicht aus?«
    Wilcox schluckte den Köder nicht, sondern antwortete grinsend: »Es war Mai. Da haben Sie hier nur noch trockenen Staub.«
    »Nicht unter diesen Baumkronen.«
    Einen Moment lang starrte der Detective den Reporter schweigend an. Dann verzog er das Gesicht zu einem trockenen Lächeln. »Sie sind offenbar nicht auf den Kopf gefallen.«
    Cowart antwortete nicht.
    »Hiesige Journalisten wären nicht so schlau, ganz sicher nicht.«
    »Lassen Sie die Schmeicheleien. Wieso haben Sie keine Reifenabdrücke genommen?«
    »Weil die Fahrzeuge der Rettungskräfte und Suchtrupps hier alles umgepflügt haben. Das war eins der Probleme, mit denen wir uns von Anfang an rumgeschlagen haben; sobald die Nachricht die Runde machte, wir hätten sie gefunden, war kein Halten mehr, und jeder meinte, er hätte hier was zu suchen. Ich meine: jeder! Und was vom Tatort noch übrig war, haben die niedergetrampelt. Noch bevor Tanny und ich an Ort und Stelle waren, herrschte hier das reine Chaos. Feuerwehrleute, Krankenwagenfahrer, Pfadfinder, alles, was zwei Beine hatte. Alles völlig unkontrolliert. Niemand hielt es für nötig, irgendwas zu erhalten. Einen Fußabdruck, einen Stofffetzen im Dornengestrüpp, egal was. Wo sollte da irgendwas abgeglichen werden? Bis wir hier eintrafen – und glauben Sie mir, wir haben auf die Tube gedrückt –, als wir ankamen, wimmelte es schon von Leuten. Die hatten wahrhaftig schon ihre Leiche von der Fundstelle entfernt und hier ans Ufer gezogen.«
    Der Detective dachte einen Moment nach. »Kann man ihnen nicht mal verübeln«, fuhr er fort. »Die Leute waren wegen dieses kleinen Mädchens in hellem Aufruhr. Wäre unchristlich gewesen, sie in dem Morast stecken zu lassen, bis sich die Wasserschildkröten an sie ranmachen.«
    Mit Christentum, dachte Cowart, hat dieser Fall hier wohl herzlich wenig zu tun. Mit Abgründen schon eher. Doch er sagte nur: »Die haben Ihnen also den ganzen Fundort versaut?«
    »Ja.« Der Detective sah ihn an. »Das will ich allerdings so nicht in der Zeitung lesen, ich meine, Sie können zwar schreiben, am Tatort hätte absolutes Chaos geherrscht, aber ich will nicht lesen: ›Detective Wilcox erklärte, der Tatort sei im Arsch gewesen

Weitere Kostenlose Bücher