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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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sie mich den Löwen vorwerfen, und ich würde mitgehen, meine Gebete sprechen und mich auf die nächste Welt freuen, wo ich vermutlich genauso unangenehm auffallen würde wie in dieser. Wissen Sie, was seltsam ist, Cowart?«
    »Was?«
    »Es macht mir mehr Angst, hier zu leben und wie ein wildes Tier gehalten zu werden, als zu sterben. Ich mag es nicht, mir von Seelenklempnern in meiner Psyche herumstochern zu lassen; ich will auch nicht, dass Anwälte meinen Fall bis zum Gehtnichtmehr diskutieren. Mann, ich will auch nicht, dass ihr Schmierfinken über mich schreibt. Ich will das einfach hinter mir lassen. Ein für alle Male.«
    »Haben Sie deshalb die Anwälte gefeuert? Fechten Sie deshalb Ihre Verurteilung nicht an?«
    Er prustete los. »Was dachten Sie denn? Mann, Cowart, schauen Sie mich an. Was sehen Sie vor sich?«
    »Einen Mörder.«
    »Genau.« Sullivan lächelte. »Ganz genau. Ich habe diese Leute getötet. Hätten sie mich nicht geschnappt, wären noch einige mehr draufgegangen. Natürlich hätte ich auch diesen Staatspolizisten umgebracht – Mann, hat der Kerl Schwein gehabt. Blöderweise hatte ich nur mein Messer zur Hand, mit dem ich gerade bei dem kleinen Mädchen meinen Spaß hatte. Meine verdammte Knarre hatte ich mit der Hose weggelegt, also zog er schneller. Ist mir immer noch schleierhaft, wieso er mich nicht auf der Stelle abgeknallt und allen unendlich viel Ärger erspart hat. Aber er hat mich ganz nach Vorschrift verhaftet, da kann man nicht meckern. Ich hatte meine Chance. Er hat mir die Handschellen angelegt und die Rechte vorgelesen, zwar mit wackeliger Stimme und zuckenden Händen, aber immerhin. Jedenfalls war der Kerl bei weitem nervöser als ich. Und wie man hört, hat er dank meiner Verhaftung auf der Karriereleiter gleich ein paar Sprossen auf einmal genommen, und das macht mich auch ein bisschen stolz. Worüber soll ich mich also streiten? Nur damit noch ein paar Scheißanwälte noch mehr Arbeit bekommen? Die können mich mal. So toll finde ich das Leben nun auch wieder nicht, dass ich unbedingt möglichst lange hier rumhängen müsste.«
    Beide Männer schwiegen und dachten über die Worte nach, die im Käfig zwischen ihnen gefallen waren.
    »Also, Cowart, Sie haben eine Frage?«
    »Ja. Pachoula.«
    »Nette kleine Stadt. Bin da gewesen. Nette Leute. Aber das ist nicht die Frage.«
    »Was ist in Pachoula passiert?«
    »Sie haben mit Robert Earl Ferguson gesprochen. Sie schreiben einen Artikel über ihn? Meinen alten Zellennachbarn?«
    »Was ist zwischen Ihnen beiden vorgefallen?«
    »Wir haben geredet, weiter nichts.«
    Ein schwaches Lächeln huschte über Blair Sullivans Gesicht; er wirkte entspannt und ließ sich die Antworten aus der Nase ziehen. Cowart hätte den Mann am liebsten geschüttelt, bis er die Wahrheit ausspuckte. Doch stattdessen stellte er ihm weitere Fragen. »Worüber haben Sie gesprochen?«
    »Seine unfaire Verurteilung. Sie wissen, dass diese Cops den Jungen verprügelt haben, um sein Geständnis zu kriegen? Himmel, mir mussten sie nur eine Cola bringen, und ich hab geredet, bis ihnen die Ohren abfielen.«
    »Worüber noch?«
    »Wir haben uns über Autos unterhalten. Scheinbar hatten wir einen ähnlichen Geschmack.«
    »Und?«
    »Über Zufälle. Wir kamen drauf, wie seltsam es eigentlich ist, dass wir ungefähr zur selben Zeit am selben Ort gewesen sind. Schon bemerkenswert, finden Sie nicht?«
    »Ja.«
    »Wir haben über diese kleine Stadt gesprochen und wie sie sozusagen ihre Jungfräulichkeit verloren hat.« Wieder verzog Sullivan den Mund zu einem breiten Grinsen. »Das gefällt mir. Ihre Jungfräulichkeit verloren hat. Ist doch so, oder? Dieses kleine Mädchen und die Stadt.«
    »Haben Sie dieses Mädchen ermordet? Joanie Shriver? Waren Sie das?«
    »War ich das?« Blair Sullivan verdrehte die Augen und lächelte. »Warten Sie, mal sehen, ob ich mich erinnern kann. Wissen Sie, Cowart, mir gerät da in der Erinnerung schon mal einiges durcheinander …«
    »Waren Sie das?«
    »Mann, Cowart. Sie klingen schon fast so hysterisch wie Bobby Earl. Meine etwas langsamen Erinnerungsversuche haben ihn so wahnsinnig gemacht, dass er mir am liebsten an die Gurgel gesprungen wäre. Und das will was heißen, selbst hier im Todestrakt, oder?«
    »Waren Sie’s?«
    Plötzlich schoss Blair Sullivan wieder nach vorn, und von einer Sekunde zur anderen war sein scherzhaft-stichelnder Ton verflogen. Stattdessen zischte er: »Das wüssten Sie wohl gerne?« Er machte einen Ruck

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