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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Oder auch eifersüchtig.
    Stattdessen war er unnahbarer geworden. Matthew dachte an das Lächeln seiner Mutter. Seine Tochter hatte es geerbt. Bei dem Gedanken empfand er plötzlich eine dunkle Leere, die augenblicklich dem Alptraum der Tatortfotos von Joanie Shriver wich.
    Er senkte den Kopf und blickte die Straße entlang. In der Ferne sah er, wie der Boulevard im Licht der gelben Straßenlaternen und der vorbeihuschenden Autoscheinwerfer glitzerte. Er wandte sich ab und trat unter dem fernen Heulen einer Sirene in den Flur seines Wohnblocks. Er stieg in den Fahrstuhl und ging die wenigen Schritte zu seiner Wohnung. Einen Moment lang blieb er unschlüssig in der Tür stehen, knipste die Lichter an und sah sich um. Ihm schlug die typische Unordnung des Junggesellen entgegen, Bücher kreuz und quer in die Regale gestopft, gerahmte Poster an den Wänden, ein mit Zeitungen, Magazinen und ausgeschnittenen Artikeln übersäter Schreibtisch. Er suchte nach etwas, das ihm vertraut erschien und ihm das Gefühl gab, zu Hause zu sein. Mit einem Seufzer schloss er die Tür hinter sich ab und machte sich daran, seine Sachen auszupacken und schlafen zu gehen.

    Cowart verbrachte eine arbeitsreiche Woche mit Telefonaten und bemühte sich, die letzten Lücken in der Geschichte zu füllen. Die Anrufe bei den Staatsanwälten, die die Klage gegen Ferguson geführt hatten und nicht mit Reportern reden wollten, fielen kurz und schroff aus. Mit den Männern, die bei den Anklagen und Verfahren gegen Blair Sullivan mitgearbeitet hatten, konnte er ausführlicher sprechen. Ein Detective in Pensacola bestätigte, dass sich Sullivan zu der Zeit, als Joanie Shriver den Tod fand, in Escambia County aufgehalten habe; die Kreditkartenquittung einer Tankstelle unweit von Pachoula stammte vom Vortag ihrer Ermordung. Die Staatsanwälte in Miami zeigten Cowart das Messer, das Sullivan bei seiner Verhaftung benutzt hatte; es handelte sich um eine billige, zehn Zentimeter lange, unauffällige, nicht weiter bestimmbare Klinge – dem Fund im Kanalrohr ähnlich, aber nicht damit identisch.
    Er hatte das Messer in der Hand gehalten und gedacht: Das passt.
    Dasselbe galt für andere Puzzleteile.
    Er sprach ausführlich mit Vertretern der Rutgers University und erfuhr von Fergusons eher bescheidenem Notenschnitt. Er war durchgehend ein eher schwacher, desinteressierter Student gewesen, dem es im Wesentlichen darum gegangen war, seine Kurse zu bestehen, was ihm, wenn auch mit mäßigem Erfolg, durchwegs gelungen war. Der Verwalter eines Studentenheims hatte ihn als einen stillen, unfreundlichen Studienanfänger in Erinnerung, der sich wenig aus Partys machte und wenig Umgang pflegte. Ein Einzelgänger, sagte der Mann, die meiste Zeit allein. Schon kurz nach dem ersten Jahr an der Universität war er in eine Wohnung umgezogen.
    Cowart sprach mit Fergusons Vertrauenslehrer an der Highschool, der im Großen und Ganzen die bisherigen Erkenntnisse bestätigte, jedoch darauf hinwies, dass Fergusons Leistungen in Newark deutlich besser gewesen waren.
    So sah der Journalist Ferguson am Ende als einen Mann, der im Leben wenig Halt gefunden, der immer am Rand gestanden und nicht so recht gewusst hatte, wer er war und wo er hingehörte, der jederzeit mit etwas Unvorhergesehenem rechnete, bis es ihn tatsächlich mit voller Wucht erwischte. In Cowarts Augen war er weniger das Unschuldslamm als das Opfer seiner eigenen Apathie. Ein Mann, an dem man sich schadlos halten konnte. Diese Einschätzung half ihm dabei, zu verstehen, was drei Jahre zuvor in Pachoula passiert war. Er führte sich den Gegensatz der beiden schwarzen Männer vor Augen, die in seiner Version der Geschichte die Hauptrollen spielten: Der eine hasste es, sich auf der Rückbank eines Busses durchschaukeln zu lassen. Der andere rannte in den feindlichen Kugelhagel, um Menschen zu retten. Der eine ließ sich am College treiben, der andere wurde Polizist. Gegen die Persönlichkeit von Tanny Brown hatte Ferguson keine Chance.
    Ende der Woche war ein Fotograf, den das Journal nach Nordflorida geschickt hatte, zurückgekehrt. Er breitete seine Fotos vor Cowart auf einem Layouttisch aus: eine Farbaufnahme von Ferguson in seiner Zelle, wie er durch die Gitterstäbe in die Kamera blickt; eine Reihe von Bildern vom Regenrohr und von Pachoula, darunter das Haus der Shrivers und die Schule; dasselbe Porträt des Opfers, das Cowart in der Grundschule gesehen hatte. Auf einem Schnappschuss kamen Tanny Brown und Bruce

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