Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)
Ihr verdammter Fotograf uns um Zustimmung gebeten hat?«
»Die Sache tut mir leid.«
»Er hat uns aufgelauert.«
»Ich entschuldige mich für sein Benehmen.«
Brown schwieg einen Moment. »Ich hoffe, dass wir wenigstens nicht allzu unvorteilhaft getroffen sind. Schließlich sind wir alle ein bisschen eitel.«
Cowart war nicht sicher, ob das als Witz oder ernst gemeint war.
»Das Bild ist nicht schlecht«, sagte er. »Ein bisschen wie aus Miami Vice. «
»Okay, das muss genügen. Und jetzt sagen Sie, was Sie von mir wollen.«
»Möchten Sie zu dem Artikel, den wir morgen bringen, noch etwas sagen?«
»Morgen? Ich werd verrückt. Muss ich wohl früh aus den Federn und mir ein druckfrisches Exemplar besorgen. Die Geschichte kommt ganz groß raus, nehme ich an?«
»Ja.«
»Titelseite, was? Macht Sie zum Star, Cowart, hab ich recht? Richtig berühmt?«
»Was weiß ich.«
Der Detective lachte spöttisch. »Und Robert Earl, die Chance seines Lebens, oder? Mal ehrlich, Sie glauben schon, dass Sie ihn damit aus der Todeszelle holen?«
»Kann ich nicht sagen. Ist jedenfalls eine ziemlich interessante Geschichte.«
»Glaub ich Ihnen aufs Wort.«
»Ich wollte Ihnen nur Gelegenheit geben, sich dazu zu äußern.«
»Und Sie sagen mir, was drinsteht?«
»Jetzt, da er geschrieben ist, ja.«
Für ein paar Sekunden war es still in der Leitung. »Ich nehme mal an, Sie bringen auch diesen Blödsinn, wir hätten das Geständnis aus ihm rausgeprügelt? Und diese pikante kleine Anekdote mit der Pistole?«
»Es steht Aussage gegen Aussage. Seine gegen Ihre.«
»Nur unsere mit weniger Überzeugungskraft, stimmt’s?«
»Nein, beide Darstellungen werden ausgewogen wiedergegeben.«
Brown lachte. »Wer’s glaubt.«
»Also noch mal: Möchten Sie sich an dieser Stelle dazu äußern?«
»Das gefällt mir, ›dazu äußern‹. Spricht Bände, die Formulierung, finden Sie nicht? So unverfänglich. Ich soll mich zu dem, was Sie schreiben, äußern? « Die Bemerkung triefte vor Sarkasmus.
»Ja, ich wollte Ihnen Gelegenheit dazu geben.«
»Schon verstanden. Die Gelegenheit, mich noch tiefer in die Scheiße zu reiten«, sagte der Polizist. »Mir noch mehr Ärger einzuhandeln, als ich auch so schon am Hals haben werde, nur weil ich Ihnen nichts vorgemacht habe. Klar doch.« Er holte Luft und fügte in fast traurigem Ton hinzu: »Ich hätte mauern können, hab ich aber nicht. Steht das auch in Ihrem Artikel?«
»Selbstverständlich.«
Tanny Brown stieß ein trockenes Lachen aus. »Ich weiß, wohin der Stein, den Sie da lostreten, Ihrer Meinung nach rollen soll. Aber ich sag Ihnen eins: Sie liegen daneben. Sie liegen absolut daneben.«
»Soll ich das zitieren?«
»Die Dinge sind nie so einfach, wie manche von uns denken. Es gibt immer Widersprüche, offene Fragen, berechtigte Zweifel.«
»Ist das Ihre Anmerkung zu dem Artikel?«
»Nein. Das möchte ich nur Ihnen begreiflich machen.« Der Detective lachte. »Sie sind eine harte Nuss, Cowart, wissen Sie das? Sie brauchen mir nicht zu antworten, ich weiß, wie die Antwort lautet.« Er schwieg ein paar Sekunden.
Cowart hörte seinen wütenden Atem, bevor Tanny Brown wie fernes Donnergrollen sagte: »Na schön, hier haben Sie meine Stellungnahme: Sie können mich mal.«
Dann legte er auf.
8
Ein weiterer Brief
aus dem Todestrakt
B is zur Anhörung sah und hörte Cowart nichts mehr von Ferguson. Dasselbe galt für die Polizisten, die sich in den Wochen nach Veröffentlichung der Artikel beharrlich weigerten, ihn zurückzurufen. Die Informationen, um die er bat, kamen im Telegrammstil von der Staatsanwaltschaft von Escambia County, die versuchte, sich zu einer einheitlichen Strategie durchzuringen. Umso überschwenglicher fielen die Reaktionen von Fergusons Anwälten aus. Jeden Tag riefen sie bei ihm an, um ihn über die neuesten Entwicklungen zu unterrichten, während sie den Richter, der beim ersten Prozess den Vorsitz geführt hatte, mit Anträgen bombardierten.
Kaum war sein Artikel erschienen, hatte Cowart der Wirbel erfasst, für den er mit seinen Anschuldigungen selbst gesorgt hatte. Fernsehen und Printmedien stürzten sich wie Aasgeier auf den Fall und suchten die Menschen und die Orte des Geschehens auf, um die sich seine Geschichte drehte, und in immer neuen Variationen, mit neuen Details ausgeschmückt, doch mit derselben Kernaussage wurde sie dutzendfach nacherzählt. Der Reiz lag für alle in denselben Elementen: den zweifelhaften Umständen des Geständnisses,
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