Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)
jeweiligen Brief und frage sie, ob sie ihn haben wollen oder nicht. Ich versuche, ihnen klarzumachen, was drinsteht. Die meisten wollen nichts davon sehen.«
»Ausgezeichnet, bewundernswert rücksichtsvoll. Weiß Mr. Sullivan, dass Sie seine Post abfangen?«
»Ich weiß nicht. Wahrscheinlich schon. Er scheint über den letzten Dreck Bescheid zu wissen, über alles, was in der Haftanstalt vor sich geht. Verzeihung, Euer Ehren.«
Der Richter nickte, und Black fuhr fort. »Und hatten Sie in den letzten drei Wochen Gelegenheit, einen Brief von ihm abzufangen?«
»Ja.«
»An wen war der gerichtet?«
»An einen Mr. und eine Mrs. Shriver hier in Pachoula.«
Black hechtete quer durch den Saal, holte ein Blatt Papier und hielt es dem Zeugen vor die Nase. »Ist das der Brief?«
Der Gefängnisaufseher starrte einen Moment darauf. »Ja, Sir, es sind oben meine Initialen drauf, und ein Stempel. Ich habe auch einen kurzen Vermerk geschrieben, der mein diesbezügliches Gespräch mit den Shrivers wiedergibt. Sie wollten nichts davon hören, nachdem ich angedeutet hatte, was drinsteht.«
Black nahm den Brief, reichte ihn dem Urkundsbeamten des Gerichts, der ihn als Beweisstück kennzeichnete und dem Anwalt wieder aushändigte. Black setzte zu einer Frage an, brach jedoch mitten im Satz ab. Er kehrte dem Richter und dem Zeugen den Rücken und lief zur Schranke des Zuschauerraums, hinter der die Shrivers saßen. Cowart hörte, wie er flüsterte: »Also, ich lasse ihn den Brief vorlesen. Er dürfte für Sie unerträglich sein, tut mir wirklich leid. Aber falls Sie so lange lieber rausgehen wollen, dann jetzt. Ich werde dafür sorgen, dass Sie Ihre Plätze wiederbekommen, wenn Sie wieder reinkommen.«
Cowart war über den schlichten, menschlichen Ton des scharfzüngigen Anwalts erstaunt. Er sah, wie Mr. und Mrs. Shriver nickten und die Köpfe zusammensteckten.
Dann erhob sich der schwere Mann und nahm seine Frau bei der Hand. Auf ihrem Weg nach draußen herrschte im Saal absolute Stille. Ihre Schritte verhallten, und die Tür fiel knarrend hinter ihnen zu. Black nickte dem Zeugen zu.
»Mr. Sims, bitte lesen Sie den Brief vor.«
Der Zeuge hüstelte und wandte sich dem Richter zu. »Er ist ziemlich abstoßend, Euer Ehren. Ich weiß nicht …«
Der Richter fiel ihm ins Wort. »Lesen Sie vor.«
Sims neigte ein wenig den Kopf und rückte seine Brille zurecht. Er las hastig, in verlegenem Ton, und kam bei den Obszönitäten ins Stottern.
»Sehr geehrte Mrs. Shriver, sehr geehrter Mr. Shriver, ich hätte Ihnen schon viel früher schreiben sollen, aber ich hatte wirklich alle Hände voll damit zu tun, mich auf das Sterben vorzubereiten. Ich wollte Ihnen nur sagen, was für ein besonderer Leckerbissen es war, Ihre Kleine zu ficken. Den Schwanz in ihre Möse zu stoßen, rein und raus, rein und raus, das war wie Kirschenpflücken an einem Sommermorgen. Es war einfach die leckerste, frische, kleine Muschi, die man sich nur vorstellen kann. Das Einzige, was noch besser war, als sie zu ficken, war, sie zu töten. Ihr das Messer in die pralle, glatte Haut zu stechen, war, als würde man eine Melone zerschneiden. Genau das war sie. Wie eine Frucht. Zu schade, dass sie längst verfault und ungenießbar ist, nicht wahr? Grün und madenzerfressen, seit sie unter der Erde ist. Ein Jammer. Jetzt wäre sie ein schrecklich kalter, dreckiger Fick. Aber frisch und sonnengereift war sie wirklich ein Leckerbissen …« Sims sah zum Verteidiger auf. »Er war unterzeichnet mit: In inniger Verbundenheit, Ihr Blair Sullivan.«
Black sah zur Decke und gab den Anwesenden Zeit, das Gehörte zu verdauen. Dann fragte er: »Der Mann hat auch an die Familien anderer Opfer geschrieben?«
»Ja. Eigentlich an alle Angehörigen von sämtlichen Opfern, deren Ermordung er gestanden hat.«
»Schreibt er regelmäßig?«
»Nein, offenbar nur, wenn es ihn dazu drängt. Die meisten Briefe sind sogar noch schlimmer als der hier. Manchmal geht er noch mehr ins Detail.«
»Kann ich mir vorstellen.«
»Ja.«
»Keine weiteren Fragen.«
Der Staatsanwalt erhob sich langsam und schüttelte den Kopf. »Mr. Sims, er sagt in dem Brief nicht ausdrücklich, er hätte Joanie Shriver getötet, nicht wahr?«
»Nein. Er sagt, was ich vorgelesen habe. Er sagt, sie sei lecker gewesen. Er sagt nicht, er hätte sie getötet, nein, aber indirekt natürlich schon.«
Der Staatsanwalt schien aus dem Konzept gekommen zu sein. Er öffnete den Mund, überlegte es sich aber anders.
Weitere Kostenlose Bücher