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Der Täter / Psychothriller

Der Täter / Psychothriller

Titel: Der Täter / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Apartment, das sogar noch kleiner als sein eigenes und das von Sophie Millstein war. Das Bett war akkurat mit eingeschlagenen Ecken gemacht. Er kam an einem billigen Küchentisch vorbei und sah, dass er für zwei Personen gedeckt war. Irving Silver hatte Besuch erwartet. Es gab keinerlei Anzeichen für einen Kampf oder einen Einbruch. Nichts ließ darauf schließen, dass Irving Silver gegen seinen Willen verschleppt worden war. Kurz gesagt, Simon Winter hatte das Domizil eines Mannes vor Augen, der vielleicht einfach nur noch einmal ausgegangen war, um im nächsten Eckladen etwas einzukaufen, und der jeden Moment wieder zur Tür hereinspazieren konnte.
    Er drehte sich zu den anderen um.
    »Sehen Sie«, meinte Frieda Kroner und zeigte auf die zwei Gedecke. Dann zitterte ihr Finger plötzlich in der Luft, und er bemerkte, wie bei den nächsten Worten, die aus ihr hervorbrachen, das Kinn ebenfalls zu zittern begann. »Irving ist tot.«
    Der Rabbi drehte sich um und legte Frieda einen Arm um die Schulter, die unter jedem Schluchzer bebte. Dabei sah er Winter an und nickte.
    Hinter ihnen trat der Concierge José ungeduldig von einem Bein aufs andere. »Bitte, Mrs.Kroner, ist nicht unbedingt möglich wahr«, sagte er, »ich muss jetzt abschließen, bitte.«
    Als sie wieder in die Lobby traten, registrierte Winter, dass der Mann, der vor dem Wandgemälde gelesen hatte, verschwunden war. Als der Rabbi mit ihr zum Ausgang strebte, weinte Frieda immer noch. Doch als sie den Bürgersteig erreichten, richtete sie sich plötzlich auf und schüttelte den Arm des Rabbi ab. Mit einem wütenden Blick sah sie die beiden Männer an, dann trat sie zur Seite, wandte sich zur leeren Straße und brüllte auf Deutsch: »Diesmal gewinnst du nicht!«
    Die Worte verhallten hohl.
    Simon Winter versuchte, sie zu trösten. »Mrs.Kroner, ich kann eigentlich nicht sehen, dass irgendetwas …«
    Sie fuhr wütend herum. »Sie wollen Detective sein, und Sie können nicht sehen?«
    Der Rabbi schlug frustriert die Hände zusammen. »So war es, und so ist es wieder!«
    »Wir hätten es wissen müssen«, stellte Frieda Kroner bitter fest. »Ausgerechnet wir. Wenn man wartet, wenn man nichts unternimmt. Wenn man tatenlos dasitzt … Dann kommen sie und holen dich.« Sie verstummte und schüttelte den Kopf. »Nein. Nicht
sie
.
Er
kommt und holt dich. Diesmal ist es nur
er.
Aber es läuft auf dasselbe hinaus, Detective. Wenn man nichts tut …«
    »Dann stirbt man«, ergänzte Rabbi Rubinstein kalt. »Es hat sich nichts geändert. Er wird uns finden, und wir werden sterben.«
    »So wie er die arme Sophie und Mr.Stein und jetzt Irving gefunden hat.«
    Der Name des Mannes schien ihr nicht über die Lippen kommen zu wollen.
    Sie stand im schwachen Licht des Hoteleingangs und starrte angestrengt in die Dunkelheit, die mit der Stadt verschmolz.
    »Irving lebt nicht mehr«, erklärte sie. »Der Schattenmann hat ihn geholt.«
    »Hab ich gleich gesagt«, fügte Rabbi Rubinstein leise hinzu. »Hab ich gleich gesagt. Er will uns alle töten.«
    Frieda Kroner seufzte tief und nickte. Sie unterdrückte einen Laut, halb Seufzer, halb Schluchzen, und Simon Winter sah, dass ihre Augen gerötet waren. »Sie haben von Irving wahrscheinlich keinen so guten Eindruck erhalten, Mr.Winter, aber das täuscht. Er ist ein sehr freundlicher Mensch und amüsant, besonders für eine alte, einsame Witwe wie mich. Und jetzt lebt er nicht mehr. Ich habe ja nicht geahnt, dass es so kommen würde.«
    Einen Moment schien sie vor Kummer zu wanken, dann stieß sie einen wütenden, kehligen Laut aus, der an ein gefährliches, verwundetes Tier erinnerte.
    »So ist es immer gegangen«, fügte sie schroff hinzu. »Eben waren sie noch da, an deiner Seite, und eh du es begreifst, sind sie verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt.«
    »Das stimmt, Detective«, bekräftigte der Rabbi. »Bald ist keiner mehr von uns übrig, und niemand erinnert sich noch an den Schattenmann.«
    »Gehen wir noch mal zurück«, wandte Simon Winter ein. »Fangen wir noch mal von vorne an. Was macht Sie so sicher, dass Mr.Silver verschwunden ist? Und was meinen Sie mit ›ist verschwunden‹?«
    Frieda Kroner antwortete in scharfem Ton. »Verschwunden bedeutet tot. So war es schon immer.«
    »Wieso?«
    Rabbi Rubinstein hob die Hand zu einer kleinen, beschwichtigenden Geste. »Frieda, erklären Sie es Mr. Winter. Dann wird er uns verstehen.«
    Eine Sekunde sah sie den Rabbi empört an, dann antwortete sie: »Irving ist

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