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Der Täter / Psychothriller

Der Täter / Psychothriller

Titel: Der Täter / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Überlebenden?«
    Rosen legte wieder eine Pause ein, dann lachte er auf.
    »Also, das wird unmöglich sein, Mr.Winter. Wie die berühmte Nadel im Heuhaufen. Unter Tausenden ist einer nicht genau das, was er zu sein vorgibt. Dennoch wäre er ein Experte. Er wüsste alles, was die Überlebenden wissen. Er wüsste um all ihre Qualen, weil er Anteil daran hatte. Er hätte Zugang zu denselben Alpträumen, doch er würde nicht mitten in der Nacht aufwachen und den Namen eines Angehörigen schreien, der damals in die Gaskammer ging. Sehen Sie, Mr.Winter, er hätte keinen Schaden genommen, wäre vollkommen intakt. Und zugleich in seinem innersten Wesen falsch. Außerdem wäre da irgendwo tief drinnen ein unbändiger Hass … Wie gesagt, faszinierend. Wirklich faszinierend.«
    »Ich muss ihn finden.«
    »Ist es denn ein er? Manche Greifer waren Frauen. Haben Sie einen Namen?«
    »Nur einen Decknamen. Der Schattenmann.«
    Der Begriff schien Rosen nichts zu sagen.
    »Und Sie glauben, er ist hier?«
    »Ja.«
    Rosen sprach weiter im selben gleichmütigen Ton. »Und Sie wollen ihn unbedingt finden? Wieso?«
    »Ich glaube, dass er erneut getötet hat.«
    »Oha, also das ist wirklich interessant. Wen denn?«
    »Jemanden, der ihn möglicherweise wiedererkannt hat.«
    »Das leuchtet ganz und gar ein. Und was haben Sie mit der Sache zu tun?«
    »Das Opfer war meine Nachbarin.«
    »Ach so, auch das leuchtet ein. Rache?«
    »Ich möchte ihn aufhalten.«
    Wieder kehrte in der Leitung Stille ein, und Winter dachte eine Sekunde lang, er sollte etwas sagen, doch er tat es nicht. Nach einer ganzen Weile setzte der Mann dem Schweigen ein Ende, denn er sagte ruhig und bestimmt: »Ich glaube nicht, dass Ihnen das gelingt.«
    »Und wieso nicht?«, fragte Winter.
    »Weil er ein Experte auf dem Gebiet des Todes ist. Aller Arten von Tod.«
    »Das bin ich auch.«
    »Und die Zeit, Mr.Winter. Sie hat die besseren Karten als Sie.«
     
    Simon Winter stand vom Tisch auf und trat ans Fenster. Es war später Nachmittag, und der Hof des Sunshine Arms war von warmem Sonnenlicht überflutet. Der Posaunenengel schien sich darin wohl zu fühlen und die letzten Strahlen zu genießen, bevor sich die drückende Schwüle der Nacht über die City legte. Zum ersten Mal, seit Sophie Millstein bei ihm an die Tür geklopft hatte, beschlich Simon Winter ein Gefühl der Niederlage. Jeder, mit dem er sprach, erzählte ihm das Gleiche: Tod und Vergeblichkeit. Er hob die Hand und strich sich über die Stirn. Vor Frustration rieb er so fest, dass seine Haut sich rötete. Das bringt mich noch um, dachte er. Bei dem Gedanken schmunzelte er schuldbewusst – schließlich hatte er genau das vorgehabt, als Sophie Millstein vor seiner Wohnungstür stand.
    Er beschloss, einen Spaziergang zu machen und zu sehen, ob vielleicht die Bewegung ihm eine zündende Idee verschaffte, die seine Ermittlungen beflügelte. Er drehte sich also um, griff nach seiner zerknitterten alten Dolphins-Basketballkappe und hatte die Hand bereits am Türknauf, als hinter ihm das Telefon klingelte. Er zögerte und überlegte, ob er die Nachricht später auf dem Anrufbeantworter abhören sollte, verwarf jedoch den Gedanken und war mit wenigen Sätzen am Apparat. Er nahm den Hörer in dem Moment ab, als sich das Band einschaltete.
    »Nein, ich bin da, warten Sie«, übertönte er seine eigene metallische Stimme.
    »Mr.Winter?« Es war Frieda Kroner.
    »Ja, Mrs.Kroner, was gibt’s?«
    »Irving«, sagte sie. Ihre Worte klangen hart wie Eisen. »Die Rettungsschwimmerstation am South Point. Die letzte vor der Mole. Wir warten dort auf Sie.«
     
    Er sah drei Polizeiautos auf einem Sandstreifen neben dem Zugang zum Strand. Seitlich davon befand sich ein kleiner Park, durch den sich ein Trimm-dich-Pfad wand. Er verfügte über ein halbes Dutzend Picknickplätze sowie ein paar Schaukeln und Wippen; an den Wochenenden war er beliebt; viele der Immigrantenfamilien, die in engen, niedrigen Wohnblocks unmittelbar am Rande von South Beach lebten, feierten dort ihre Partys. Außerdem war das Gelände ein beliebter Aufenthaltsort der Obdachlosen, weil es nachts nicht sonderlich streng bewacht wurde, und schließlich bot der Park auch noch den Modezeitschriften eine begehrte Kulisse für ihre Hochglanzfotos, da er an den Government Cut grenzte, den breiten Kanal, über den die Kreuzfahrtschiffe ins offene Meer hinausfuhren. Es konnten sich auch kleine Dramen abspielen, wenn ein Mann, dessen Hoffnungen so zerschlissen waren

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