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Der Täter / Psychothriller

Der Täter / Psychothriller

Titel: Der Täter / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Gegend läuft.«
    »Er hilft uns, einen Mord aufzuklären. Er hilft uns, einen richtig gemeinen Typen aus dem Verkehr zu ziehen.«
    »Klar doch, und einen anderen lasst ihr dafür unbesehen durch den TÜV «, antwortete der Holzfäller.
    Walter Robinson fiel auf die Bemerkung nichts ein. Es entsprach im Prinzip der Wahrheit.
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Ich dachte nur, Sie würden es zumindest von mir hören wollen.«
    »Klar doch, meinen untertänigsten Dank.« Der Holzfäller wandte sich einen Moment ab, dann fuhr sein Kopf wieder herum, und er starrte Robinson unerbittlich an. »Ist das
Ihr
Deal, Walter? War das
Ihre
Idee?«
    Robinson ließ sich mit der Antwort Zeit. Er musste plötzlich an den Rabbi und Frieda Kroner denken, und dann sah er vor sich, wie der Schattenmann sie verfolgte. Ebenso schnell durchzuckte ihn der Gedanke an Espy Martinez, und er wollte nicht, dass sie den ganzen Frust und die geballte Wut des Holzfällers über sich ergehen lassen musste. Also biss er die Zähne zusammen und erwiderte: »Ja, natürlich. Das ist mein Deal.«
    »Paar Fälle aufklären, was? Damit Ihr Stern noch ein bisschen heller strahlt, was? Erst mal ’ne Belobigung vom Dezernat, dann vielleicht ’ne nette kleine Beförderung? Mit der Zahl an aufgeklärten Mordfällen an die Spitze und den Trupp übernehmen? Ein paar Schlagzeilen haben ja auch noch keinem geschadet, wie? Der neue schwarze Star in Miami Beach, ja?«
    Robinson versuchte, den rassistischen Seitenhieb zu überhören. »Nein. Möglicherweise jemanden davon abhalten, noch einen Mord zu begehen, das ist der Deal.«
    »Wer’s glaubt«, schnaubte der Holzfäller sarkastisch. »Aber sicher doch. Und Sie kümmern sich selbstredend einen Dreck darum, ob es Sie nebenbei auch voranbringt.«
    »Sie irren sich.«
    »Sicher«, erwiderte der Polizist. »Hab mich neun Jahre in Uniform abgerackert, bis ich die Dienstmarke bekam, dann noch mal drei Jahre Raub und Autodiebstahl. Was halten Sie
davon
als Förderprogramm für Minderheiten? Wie lange haben Sie gebraucht, Walter? Sie sind schnurstracks ins Morddezernat durchmarschiert. Kometenhafter Aufstieg, Walter. Keine Zeit an der Front vergeudet, hm? Und ich arbeite vielleicht überhaupt nicht wieder, also echt, meinen allerbesten Dank!«
    Beide Männer schwiegen. Der Holzfäller schien an etwas zu kauen. »Tun Sie, was Sie tun müssen«, knurrte er. »So läuft das eben. Das versteh ich. Tun Sie, was Sie tun müssen.«
    Walter Robinson stand auf. »In Ordnung«, sagte er. »Danke.«
    »Und ich werde tun, was ich tun muss«, fügte der Holzfäller hinzu.
    Robinson hielt inne. »Wie meinen Sie das?«
    »Ach, nichts. Absolut gar nichts. Und jetzt verschwinden Sie schon.«
    »Was haben Sie damit gemeint?«
    »Wie gesagt, überhaupt nichts. Da ist die Tür.«
    Er wollte noch etwas erwidern, brachte es aber nicht heraus. Er verließ das Wohnzimmer und trat an die Haustür. Als er sie aufzog, holte ihn die Frau des Holzfällers ein.
    »Detective?«, sagte sie leise.
    Er drehte sich um. »Ja?«
    »Es war Ihre Verhaftung, bei der er freiwillig ausgeholfen hat. Es war Ihr Plan, und fast wäre er dabei draufgegangen. Dank Ihnen ist er vielleicht für den Rest seines Lebens behindert. Und jetzt lassen Sie den Scheißkerl, der es getan hat, laufen? Fahren Sie zur Hölle, Detective.«
    Sie sagte
Detective
, doch er hatte den Verdacht, dass die Frau des Holzfällers in ihrem Zorn ein ganz anderes Wort auf der Zunge hatte. Er fragte sich, wieso sie es nicht ausgesprochen hatte.
    »Verlassen Sie mein Haus«, verlangte sie. Er glaubte, am Ende des Satzes ein grollendes N zu hören, das jedoch verstummte, als wäre es ihr im letzten Moment gelungen, die rassistische Pöbelei herunterzuschlucken. Aber vielleicht, dachte er im nächsten Moment, hatte er sich ja auch geirrt. Vielleicht war sie einfach nur wütend und hatte nicht die geringste Absicht, ihn zu diskriminieren. Vielleicht hatte sie nie gemerkt, dass sie in einer Welt lebte, die sich in ihrer Phobie vor Schwarzen kaum weniger einkapselte als die der Plantagenbesitzer vor dem Bürgerkrieg. Vielleicht, doch er bezweifelte es. Für ihn gehörte das zum Wesen von Miami; es war ein Ort, an dem die Leute
Nigger
dachten, aber nicht sagten. Er hatte nur noch den Wunsch, möglichst schnell hier rauszukommen und sich wieder an seine Arbeit zu machen. Er nickte nur, trat aus der kühlen klimatisierten Luft in die erbarmungslose Mittagshitze und hatte das Gefühl, als hätte er Dreck in

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