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Der Täter / Psychothriller

Der Täter / Psychothriller

Titel: Der Täter / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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unangenehmen Ort, und da schicke ich Sie hin, bevor Sie auch nur dazu gekommen sind, meinen Namen zu verfluchen. Haben wir uns da verstanden, Mr.Jefferson?«
    Er nickte.
    »Gut. Dann will ich jetzt ein paar ›schuldig‹ hören.«
    Die Beisitzerin begann mit dem Verlesen der Anklagepunkte, und Leroy Jefferson fing mit seinen Schuldbekenntnissen an. Espy Martinez spähte über die Schulter in den vollen Saal. Sie entdeckte die drei alten Menschen und stellte fest, dass sie von einem Dutzend anderer Senioren umgeben waren, die alle auf sie oder auf Leroy Jefferson starrten und jedes Wort verfolgten. Sie ließ den Blick über die Zuschauerränge bis zur Rückseite des Saals schweifen und stellte fest, dass nicht nur jeder Stuhl besetzt war, sondern dass die Menschen, darunter auch andere Angeklagte, Zeugen, Polizisten und Verteidiger, die darauf warteten, dass dieser Fall zu seinem Ende kam und sie mit ihren eigenen beginnen konnten, jeden Stehplatz an den Wänden nutzten. Das Rechtssystem schien einem Ozean zu gleichen; ihre persönliche kleine Welle hatte ihren Höhepunkt erreicht und verebbte im Sand, um sich wieder ins Meer zurückzuziehen, während die nächste Woge ihren Ansturm gegen das Ufer begann. Sie hörte das letzte »Schuldig«, drehte sich wieder um und sah, wie Jefferson aus dem Sitzungssaal geschoben wurde. Unter dem wachsamen Auge der Kamera sammelte sie ihre Papiere ein, stopfte sie in ihre Aktentasche und strebte dem Ausgang zu, während sie das eigenartige Gefühl überkam, als folgten ihr noch andere Augen auf ihrem Weg. Sie ignorierte die Empfindung.
     
    Walter Robinson und Espy Martinez saßen auf den Vordersitzen seines Dienstfahrzeugs, Leroy Jefferson und Tommy Alter im Fond. Die Mittagssonne heizte das Wageninnere auf und glitzerte auf der weißen Motorhaube. Die Klimaanlage gab sich redliche Mühe, die Temperaturen erträglicher zu machen. Zu beiden Seiten blickten sie über die Weite der Bucht. Robinson warf einen Blick in den Rückspiegel und beobachtete, wie Jefferson sich hin und her wand, da er nur wenig Platz hatte, sein immer noch bandagiertes Bein auszustrecken. Sein Rollstuhl war im Kofferraum verstaut.
    Robinson wusste, dass es auf der rechten Fahrspur des Julia Tuttle Causeway ein großes Schlagloch gab, und so steuerte er geradewegs darauf los. Die ausgeleierten Stoßdämpfer des Wagens richteten wenig aus, um die Erschütterung abzufedern, als er mit dem rechten Reifen in die Vertiefung sackte. Leroy Jefferson verzog das Gesicht.
    »Hey, Leroy«, meinte Robinson beschwingt. »Welche Busnummer fährt über den Causeway nach Liberty City?«
    »Der G-75«, antwortete Jefferson.
    »Das stimmt. Mit dem bist du in der Nacht gefahren, nicht wahr? Nachdem du zugesehen hast, wie Sophie Millstein erwürgt wurde, richtig, Leroy? Bist bis nach Liberty City reingefahren. Mit all der heißen Ware. Was hast du da eigentlich gedacht, Leroy? Welche Gedanken hast du dir über die Dinge gemacht, die du gerade gesehen hattest, Leroy?«
    »Antworten Sie nicht darauf«, riet Tommy Alter schnell.
    »Er muss antworten. Das ist der Deal.«
    Alter zögerte. »Okay«, gab er widerstrebend nach. »Machen Sie weiter.«
    »Hab gar nix gedacht«, antwortete Jefferson.
    »Das reicht nicht ganz, Herr Anwalt. Sie sollten Ihren Mandanten dahingehend beraten, dass er sich auskunftsfreudiger zeigt, er muss uns alles haarklein erzählen, anschaulich und nachvollziehbar. Er muss zum Dichter werden, zum Wortschmied, wenn es darum geht, Sophie Millsteins Mord zu beschreiben und alles andere, was er in der Nacht gesehen hat. Sagen Sie ihm das, Tommy. Hab keine Lust, gleich wieder umzudrehen und am Richterzimmer anzuklopfen.«
    »Er wird es Ihnen erzählen, wenn wir da sind.«
    Espy Martinez sagte nichts, beobachtete aber Walter Robinsons Gesicht. Der Detective nickte.
    »Na schön, ein paar Minuten kann ich warten. Wie fühlt man sich denn so, hm? Wieder auf freiem Fuß, Leroy? Pläne für heute Abend? Vielleicht eine kleine Party zur Feier des Tages? Kommen ein paar Freunde rüber?«
    »Hab keine Freunde, und es gibt keine Party.«
    »Ach, komm schon, Mann. Wer ist schon so gewieft, dass er einen Polizisten verwundet und den Kopf aus der Schlinge zieht? Sie werden ein bedeutender Mann in Ihrem Block sein. Die Leute sehen zu Ihnen auf. Bestimmt steigt da was heute Abend.«
    Auf Robinsons Zynismus reagierte Jefferson nur mit einem Achselzucken.
    »Komm schon, Leroy. Nicht mal ’ne kleine Sause? Könntest ja deine

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