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Der Täter / Psychothriller

Der Täter / Psychothriller

Titel: Der Täter / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Freunde von der Helping Hand einladen?«
    »Hab Ihnen schon mal gesagt, dass die nicht meine Freunde sind.«
    »Na ja, wie wär’s dann mit ’ner Feier im engsten Familienkreis: Ein Mann wie du ist sich selbst die beste Gesellschaft, was denkst du, nur ihr beide?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich meine, du hast natürlich ein bisschen Stoff gebunkert. Du hast ihn so gut versteckt, dass wir ihn nicht finden konnten, als wir deine Bude auf den Kopf gestellt haben. Vielleicht unter einer falschen Bodendiele oder hinter einem Mauerstein. Das Zeug ist da irgendwo in deiner Wohnung, stimmt’s, Leroy? Es wartet nur auf dich. Nett und freundlich und geduldig, wie ein richtig guter, treuer Freund. Ich meine, wer braucht schon andere Leute, wenn er eine Pfeife hat? Deshalb warst du so darauf erpicht, rauszukommen, nicht wahr? Du wirst dir eine Pfeife anzünden, damit du wieder high bist. Die wird auch mit den Schmerzen fertig, im Ernst.«
    »Sie sind verrückt.«
    »Mag sein, mag sein. Behalte das im Hinterkopf, Leroy. Vielleicht bin ich ein bisschen verrückt.«
    Walter Robinson riss ohne Vorwarnung das Lenkrad nach rechts und brachte den Wagen auf dem unebenen Seitenstreifen neben dem Highway zum Halten. Alle vier Insassen schrien auf, als das Fahrzeug ins Schleudern kam und sie wild herumgeworfen wurden, während sie in einer Staubwolke zum Stehen kamen. Ebenso schnell gab Robinson auf dem Schotter wieder Gas, so dass sie einen Satz nach vorne machten und die durchdrehenden Räder eine Fontäne aus Steinchen und Dreck hinter sich aufwarfen. Martinez legte eine Hand an den Mund und hielt sich mit der anderen fest, als Robinson sich zwischen zwei Autos wieder auf die Straße schlängelte. Hinter ihnen drückte ein Fahrer verärgert und erschrocken auf die Hupe.
    »Kommen Sie, Walter, was wollen Sie uns beweisen?«, stellte ihn Alter zur Rede. »Fahren Sie einfach nur.«
    Robinson antwortete nicht. Leroy Jefferson hatte etwas an sich, dass ihn in Rage brachte. Vielleicht war es nur der Gedanke, dass der Verdächtige billig davonkam, vielleicht war es auch dieses selbstzufriedene, frustrierende Grinsen, mit dem der Mann ihn ansah. Robinson kam ein ungeheuerlicher Gedanke: Ich weiß, woher dieses Grinsen kommt. Es war höchst einfach: Jefferson war im Prinzip bereit, einen Mord wie den an Sophie Millstein zu begehen. Alle diese Einbrüche, bei denen kein Zweifel bestand, dass er es gewesen war, auch wenn sie es ihm nicht beweisen konnten. Er war in der Spirale der Gewalt für die nächste Drehung bereit. Für den Sprung vom Raub zu bewaffnetem Raubüberfall und schließlich zum Mord. Er hätte sie, ohne mit der Wimper zu zucken, erledigen können. Aber er hatte es nicht tun müssen, weil jemand anders ihm die Drecksarbeit bereits abgenommen hatte. Das Ganze erschien Robinson wie eine gigantische Ironie des Schicksals. Das Komischste, was er je gehört hatte. Walter Robinson atmete langsam aus, biss die Zähne zusammen, riss das Lenkrad herum und steuerte den Wagen mit heulendem Motor in die Ausfahrt, um in rasendem Tempo zum Polizeipräsidium Miami Beach zu fahren.
     
    Sie saßen in einem der allgegenwärtigen Verhörzimmer und gingen die Dinge langsam an, erörterten jede Einzelheit und sezierten jeden Moment der Nacht, in der Sophie Millstein ums Leben gekommen war. Walter Robinson verfolgte dabei eine einfache Strategie. Es lag ihm daran, dass Jefferson sich anstrengen musste, um sich an alles zu erinnern; er wollte den Mann zugleich entspannen und erschöpfen. Obwohl Tommy Alter dabei war und über die Aussagen seines Mandanten wachte, hoffte Robinson, mit der einen oder anderen Frage ihm eine Auskunft entlocken zu können, die Leroy Jefferson mit all den ungelösten Einbrüchen vor dem Mord an Sophie Millstein in Verbindung brachte. Oder zumindest etwas, das er später zu einem Beweis und somit zu einer neuen Anklageerhebung ausbauen konnte. Es war ein verlockender Gedanke, eines schönen Tages wieder vor Jeffersons Wohnungstür zu erscheinen und mit einem brandneuen Haftbefehl wegen Straftaten zu wedeln, die nicht Teil der Absprache gewesen waren. Aus diesem Grund verlegte sich Robinson auf einen ermüdenden, pingeligen Stil, der bewusst darauf zielte, jeden im Raum zu langweilen. Er fragte nach dem Wetter und nach den Fahrten mit dem Bus. Er ließ Jefferson die Kleidung beschreiben, die er getragen hatte, forderte Auskunft darüber, wo er seine Turnschuhe gekauft hatte und wieso diese spezielle Marke, wie er zu dem

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