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Der Täter / Psychothriller

Der Täter / Psychothriller

Titel: Der Täter / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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kurz in sein Büro vorbeiblickte, hörte er, dass Espy Martinez angerufen hatte, um ihre Ankunftszeit durchzugeben. Außerdem hatte sie die kryptische Nachricht hinzugefügt: »Ein gewisser Erfolg.«
    Er gestattete sich nicht, darüber zu spekulieren, worin dieser Erfolg konkret bestand, sondern gab die Neuigkeit unkommentiert an Simon Winter weiter, als sie in nördlicher Richtung den Strand entlangfuhren, um in die Welt der Wolkenkratzer einzutauchen.
    »Der Name«, beantwortete Winter die Frage für den Detective. »Sie hat den Namen.«
    »Den wird er aber nicht mehr benutzen«, hielt Robinson dagegen.
    »Vielleicht nicht. Wahrscheinlich nicht. Aber sehen Sie, falls er plötzlich verschwinden sollte, haben Sie etwas, wonach Sie in den Archiven suchen können. In den Steuerlisten. In den Unterlagen der Versorgungsämter aus der Zeit nach dem Krieg. Sie werden zum Historiker. Ich schätze mal, er ist mit dem Namen in die Staaten eingereist und hat ihn dann erst geändert. Vielleicht haben die bei der Sozialversicherung was, man kann nie wissen.«
    »Klingt nach ’ner Menge Arbeit.«
    »Und die Leute denken immer, beim Morddezernat zu arbeiten, hätte nur mit Glanz und Gloria zu tun!«
    Robinson lachte trocken. Er hatte die beiden alten Menschen in der Wohnung des Rabbi zurückgelassen, dem Beamten von der städtischen Polizei, der zu ihrer Bewachung abgestellt war, Tee gekocht und ihm einen klaren Auftrag erteilt: Niemand durfte ohne seine persönliche Genehmigung ins Haus, es sei denn, er konnte eine Dienstmarke vorweisen. Eine Kopie des Phantombilds hatte er neben dem Guckloch an die Eingangstür geklebt. Er hatte nie etwas an Miethochhäusern finden können, doch ein Vorzug lag auf der Hand: Wenn man die Tür geschlossen hielt, waren die Wohnungen so sicher wie eine Höhle – nur ein Weg hinein und einer heraus. Dies gab ihm das Gefühl, die Situation zumindest ein wenig unter Kontrolle zu haben.
    »Aber«, fuhr Simon Winter fort, »ich glaube nicht, dass Sie den Kerl mit konventionellen Methoden finden werden. Nie im Leben. Er findet Sie. Wir müssen ihm an der richtigen Stelle zuvorkommen.«
    »Ganz wie beim Basketball, stimmt’s?«
    »Richtig. Wenn Sie einen guten Spieler decken wollen, versuchen Sie, vorherzusehen, welche Position auf dem Spielfeld er einnehmen wird, und dann sind Sie einfach als Erster da.« Winter schwieg, dann fügte er hinzu: »Diese Komplikation ist ihm vollkommen neu.«
    »Zumindest, soweit wir wissen«, antwortete Robinson.
     
    Sie tauchten in die Betonschluchten von Miami Beach ein, wo riesige, hässliche Hochhäuser mit den Wolken darum wetteiferten, keine Sonne durchzulassen. Wie in jeder Großstadt bilden diese Häuser ein monotones Einerlei. Stapelweise mehr oder weniger dieselben Wohnungen, Menschen, die in vertikalen Bienenstöcken leben und ihre Individualität gegen eine Welt aus gleichförmigen Formen, Winkeln und Größen verteidigen müssen.
    Zuerst besuchten sie Herman Steins Block. Der Vertreter des Eigentümerverbands, ein robuster, kahlköpfiger Mann, betrachtete das Bild, das sie ihm zeigten, schüttelte jedoch den Kopf.
    Er wies sie darauf hin, dass der Verband Hunderte von Wohnungen vertrete über tausend Mitglieder habe; seines Wissens ähnelte dieses Bild keinem davon. Das überraschte Simon Winter ebenso wenig wie die fast gleichlautende Auskunft der nächsten beiden Vorstände.
    »Stein hat berichtet, er habe den Schattenmann bei einer Versammlung entdeckt«, meinte Robinson nach mehreren Stunden vergeblicher Mühe müde. »Wissen Sie, was wir machen könnten? Wir könnten uns von sämtlichen Gebäuden Listen besorgen und feststellen, in welchen Wohnungen Alleinstehende leben, dann von Tür zu Tür gehen, bis wir dem Bastard gegenüberstehen.«
    »Ja«, erwiderte Winter. »Mir war auch schon der Gedanke gekommen, dass wir ihn vielleicht auf einer Liste entdecken. Hab noch nicht die richtige finden können. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.«
    Der Ton, in dem er das sagte, ließ allerdings keinen Zweifel daran, dass er dies für reine Zeitverschwendung hielt.
    Robinson sah auf die Uhr. Er wollte nicht zu spät zum Flughafen kommen, um Espy Martinez abzuholen. Es wurde schon Abend, und im Westen erschienen rote Streifen am Himmel. Schon streckte die Nacht ihre Fühler im Schatten der Hochhäuser aus.
    »Ich fahr zum Flughafen«, erklärte Robinson. »Soll ich Sie irgendwo absetzen?«
    Simon Winter hatte plötzlich eine Idee. Er nickte und gab dem jungen

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