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Der Täter / Psychothriller

Der Täter / Psychothriller

Titel: Der Täter / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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dagegen entschieden.« Bei diesen Worten sprang sie auf. »Ich werde mich nicht verstecken! Ich werde nicht fliehen! Falls er zu mir kommt, und ich bin allein, dann werde ich eben allein mit ihm kämpfen. Er mag mich töten, aber ich werde mich mit aller Macht wehren, so dass er es niemals vergisst! Ich habe ein Mal versucht, mich vor diesem Mann zu verstecken, und es hat mich meine ganze Familie gekostet! Nicht noch einmal! Verstehen Sie das, Detective?«
    Sie holte tief Luft.
    »Ich habe Angst, ja, das ist wohl wahr. Und ich bin alt und vielleicht auch nicht mehr so kräftig wie früher. Aber ich bin keine hinfällige Greisin, die keine eigenen Entscheidungen mehr treffen kann, und ich habe für mich entschieden, zu bleiben, koste es, was es wolle!«
    Sie wandte sich an Rubinstein. »Rabbi, so denke ich, Sie wissen, was für eine sture, alte Frau ich bin. Sie müssen für sich selbst entscheiden …«
    Er fiel ihr ins Wort. »Und meine Entscheidung lautet genauso.« Er griff nach ihrer Hand. »Meine liebe, alte Freundin. Wir stellen uns gemeinsam der Gefahr, wie groß sie auch sein mag. Packen Sie ein, zwei Taschen und ziehen Sie für ein, zwei Wochen oder wie lange es dauern mag, ins Gästezimmer. Dann stehen wir, wenn er kommt, gemeinsam unseren Mann.«
    Er wandte sich an Walter Robinson. »Wir haben viel an diesen Mann verloren. Die Familien und jetzt Freunde, und es sind nur noch zwei von uns übrig. Ich weiß nicht, ob wir zusammen stärker sind als er, aber zumindest müssen wir es versuchen. Wir sind Ihnen wirklich für Ihre Sorge um uns dankbar, Detective. Aber wir bleiben hier.«
    Robinson wollte etwas einwenden, doch Winter schnitt ihm das Wort ab. »Hören Sie auf die beiden, Walter«, flüsterte er.
    Robinson drehte sich zu dem alten Detective um. Zuerst war er wütend, doch dann ließ er den Ärger einfach versiegen und dachte stattdessen an den Vorteil, die beiden alten Leute zusammen zu haben. »Also gut«, gab er nach. »Aber Sie werden beschützt. Durch mich. Ich werde rund um die Uhr einen Polizisten hier abstellen.«
    Er nahm das Phantombild in die Hand.
    »Wird Zeit, dass uns das hier etwas einbringt.«
     
    Der Plan war einfach. An diesem Abend sollte in zwei Dutzend verschiedenen Tempeln und Synagogen eine kurze, wirksame Botschaft verlesen werden:
    Es besteht der Verdacht, dass eine Person, die nur unter dem Decknamen Schattenmann bekannt ist und während der großen Finsternis in Berlin Verbrechen gegen unser Volk begangen haben soll, hierher nach Miami Beach gekommen ist und abermals unter uns lebt. Wer Hinweise auf diese Person liefern kann, wird dringend gebeten, sich bei Rabbi Chaim Rubinstein oder Detective Walter Robinson von der Kripo Miami Beach zu melden.
    Die Morde sollten mit keinem Wort Erwähnung finden. Für Simon Winters Geschmack war die Bekanntmachung schon zu eindeutig, und er befürchtete, sie könnte den Schattenmann in die Flucht schlagen, doch Walter Robinson hatte auf einem klaren Wortlaut bestanden, und zwar zum Teil genau in der Hoffnung, dass die beiden Lockvögel in Sicherheit wären und er selbst sich dem Schattenmann an die Fersen heften konnte, ohne Dritte zu gefährden. Auch glaubte er nicht, dass der Mann die Botschaft persönlich hören würde, denn er konnte sich nicht denken, dass der Schattenmann an religiösen Zusammenkünften teilnahm. Folglich, dachte er, wird der Schattenmann aus zweiter Hand von der Bekanntmachung erfahren. Ein Gespräch in einer Clubhalle oder in einem Fahrstuhl, vielleicht in einem Restaurant oder am Zeitungskiosk. Und allein das Getuschel über die Bekanntmachung würde ihn aus der Reserve locken und zu unüberlegten Schritten verleiten. Das war alles, was er wollte: dass der Mann ein Mal handelte, ohne nachzudenken, ohne sich darauf vorzubereiten. Diesmal, da war sich Robinson sicher, wäre er da.
    Weitaus wichtiger war in den Augen beider Detectives, dass der Schattenmann nach wie vor nicht wissen würde, wie prekär seine Anonymität geworden war. Jetzt brauchten sie nur noch den Namen zum Bild.
    Winter hatte eine zusätzliche Vorkehrung angeregt, die Robinson begrüßte. Sie beide würden das Phantombild des Schattenmannes den Leitern der Wohneigentümer-Versammlungen an die Hand geben, darunter auch in dem Gebäude, in dem Herman Stein gelebt hatte. Damit verbanden sie die Hoffnung, dass die Zeichnung kommentarlos herumgereicht und irgendjemandem vor Augen gelangen würde, der etwas wusste.
    Als Walter Robinson noch einmal

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