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Der Täter / Psychothriller

Der Täter / Psychothriller

Titel: Der Täter / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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schon abgedrückt hat, bevor der Cop das halbe Vaterunser gebetet hatte … War es nicht so, Tommy?«
    »Wieso fragen Sie, wenn Sie es wissen.«
    »Na ja, ich schätze mal, Sie feilen schon an Ihrem Schlussplädoyer für Jeffersons Geschworene. Schon ’ne richtig gute Erklärung im Ärmel, weshalb diesem Wichser gar nichts anderes übrig blieb, als eine kleine alte Frau zu erwürgen? Und ich schätze mal, Mr.Jefferson kann sich glücklich schätzen, dass er heute Nacht nichts weiter getan hat, als einem Cop den Arm und die Karriere zu versauen. Aber was macht das schon für einen Unterschied, he?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »So oder so ist klar, wohin für ihn die Reise geht.«
    »In den Todestrakt? Wenn Sie sich da mal nicht täuschen, Detective.«
    »Nein, ich meinte, in die Hölle.«
    »Auch da liegen Sie vielleicht falsch«, entgegnete Thomas Alter kalt. Inzwischen war sogar das vertrauliche Schmunzeln um seine Mundwinkel einer eisigen Kälte gewichen, die Walter Robinson aus einem Dutzend Kreuzverhören in Erinnerung hatte. Ihn beschlich das dumpfe Gefühl, wie ein Auto auf regennasser Straße ins Schleudern zu geraten. Er wusste, dass Alter ein respekteinflößender Gegner war, den man nicht leichtfertig herausfordern sollte. Doch er machte weiter und ließ sich in seinen Reaktionen nur noch von der Erschöpfung und den Frustrationen leiten, die in dieser Nacht an ihm zehrten.
    »Nein, Tommy, jede Wette. Da kommt er hin.«
    »Mag ja sein, aber nicht in diesem scheiß Fall.«
    »Ach ja? Ich hab ein Motiv, ich hab die Gelegenheit, ich hab einen Komplizen nach der Tat, ich hab einen Augenzeugen am Tatort, und ich hab jede Menge Leute, die wie ich glauben, dass Sie absolut im Unrecht sind, Herr Anwalt.«
    Robinson versuchte, den Mund zu halten, doch es ging einfach mit ihm durch, so dass er mit Informationen herausplatzte, die er besser für sich behalten hätte.
    »Ach ja?« Der Anwalt äffte Robinsons Stimme nach. »Und Sie haben handfeste Beweise, Detective?«
    »Warten Sie’s ab.«
    »Ganz recht, Walter, warten wir’s ab.«
    Die beiden Männer funkelten einander an. Alter ergriff zuerst wieder das Wort.
    »Sie wissen sicher, dass sein Bein gerettet wurde. Aber das war’s dann auch schon. Sie haben es gerettet. Vielleicht kann er damit ein bisschen laufen, aber dieses Bein wird nicht wieder richtig funktionieren, nie wieder so wie früher …«
    »Bricht mir das Herz«, erwiderte Robinson.
    »Bestimmt. Und, na ja, ich würde von einem Mann, der für den Rest seines Lebens nur noch unter Schmerzen humpeln wird, nicht allzu viel Kooperationsbereitschaft gegenüber den Leuten erwarten, denen er das verdankt.«
    »Wir sind auf seine Kooperation nicht angewiesen. Wir wollen nichts weiter, als ihn in den Todestrakt bringen, wo er hingehört.«
    Alter grinste wieder. »Sie liegen vollkommen daneben, Walter.« Er sprach mit dem überzogenen Selbstvertrauen eines Gebrauchtwagenhändlers.
    Robinson schüttelte den Kopf und kehrte seinem Widersacher den Rücken. Es war bald Morgen, und wenn er Glück hatte, dachte er, würde gerade in dem Moment, in dem er auf der Schnellstraße zu seiner Wohnung fuhr, über der Silhouette von Miami Beach die Sonne aufgehen. Das klare Licht würde wie eine scharfe Klinge all den abgestandenen Ärger der Nacht aus seinem Bewusstsein schneiden, so dass er ungestört an Espy Martinez denken konnte.
     
    Zwei Tage lang war sie im Büro der Staatsanwaltschaft der Star. Im Gerichtssaal sich zu behaupten, war eine Sache; im wirklichen Leben sich durchzusetzen flößte den Leuten einen Heidenrespekt ein. Die anderen Stellvertreter hatten sich das Hirn nach einem passenden Spitznamen zermartert und versuchten, unter den vielfältigen Möglichkeiten – von Knarrtinez über Bloody Marty bis zu Gib’s-mir-Espy – einen zu finden, der hängenbleiben würde.
    Sogar Abraham Lasser hatte keine Mühen gescheut und sich auf den beschwerlichen Weg durch das Labyrinth der Schreibtische und Bürokabinen begeben, um höchst persönlich Espy Martinez zu ihrem Erfolg zu gratulieren. Eigentlich fand sie es absurd, dass ihr Chef und ihre Kollegen ihr dazu gratulierten, nicht erschossen worden zu sein. Lasser hatte seinen Drahthaarkopf zur Tür hereingesteckt und mit leicht krächzender Stimme geschmettert: »Ah, die junge Annie Oakley, nehme ich an?« Dann hatte er ihr die Hand geschüttelt, auf den Rücken geklopft und ihr – als wäre sie Sieger in einem Boxkampf – den Arm in die Höhe gerissen,

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