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Der Täter / Psychothriller

Der Täter / Psychothriller

Titel: Der Täter / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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so? War ’ne schlimme Nacht, hab ich gehört …«
    »Kann man so sagen.«
    »Besonders für den Kerl, der angeschossen wurde. Freund von Ihnen?«
    »Nein, nicht direkt.«
    Alter nickte. »Espy fehlt nichts?«
    Robinson zögerte, bevor er antwortete: »Nein. Vielleicht nervlich etwas mitgenommen, aber sonst ist ihr nichts passiert.«
    »Freut mich. Sie ist anders als einige der Miststücke in dem Büro. Vernünftige Frau. Hart, aber vernünftig. Und nebenbei hübsch. Bin froh, dass es sie da draußen im Großstadtdschungel nicht erwischt hat. Klang, als wär’s verdammt knapp gewesen. Wenn Sie mich fragen, ich würde um die King Apartments einen großen Bogen machen. Besonders nach Einbruch der Dunkelheit. Was hatte sie überhaupt da verloren?«
    Robinson antwortete nicht.
    Der junge Pflichtverteidiger betrachtete den Detective. Er lächelte. »Gehen Sie ins Bett, Walter. Sie sehen müde aus. Dieser Mist hier läuft Ihnen nicht weg. Schätze eher, der verfolgt Sie noch eine ganze Weile.«
    Robinson stand auf. Er musterte Alter, der immer noch an der Wand lehnte. Der Anwalt sah den Flur entlang zu den beiden Beamten in Uniform, die vor dem Aufwachraum saßen. Die beiden Cops beobachteten den Detective.
    »Sagen Sie’s ihnen, Walt.«
    »Sie können mich mal, Tommy.«
    Alter grinste wieder, doch sein Blick war ungerührt. »Nein«, entgegnete er leise, »Sie mich.«
    Dann erhob er die Stimme und rief: »Alle mal herhören. Niemand redet mit Jefferson, zugelassen sind ausschließlich das medizinische Personal und Vertreter des Pflichtverteidigers des Dade County! Und wenn Ihre Schicht um ist, sagen Sie’s den Nächsten weiter! Verstanden?«
    Die Worte hallten durch den Flur, und die beiden Cops starrten Robinson ausdruckslos an, der widerstrebend nickte.
    »Danke, Walt«, meinte Alter forsch. »Aber ich glaube, ich werde vorsichtshalber noch eine Anordnung an seine Tür heften.« Damit zog der Anwalt einen Brief mit dem Siegel des Pflichtverteidigers heraus. »Derselbe Brief geht noch heute Morgen an den Haftrichter, an Espy Martinez und an ihren scheiß Boss Lasser raus«, fügte er hinzu.
    »Auf Nummer sicher, was, Tommy?«
    Alter funkelte Robinson an. »Meinen Sie, wir verteidigen zum ersten Mal so ein armes Schwein, das denkt, ein Detective vom Morddezernat wäre der letzte Freund, der ihm auf der Welt geblieben ist, und sich um Kopf und Kragen quatscht? Oder meinen Sie, es wäre das erste Mal, dass irgendein Detective vom Morddezernat, dessen Beweise nicht ganz wasserdicht sind, in den Gerichtssaal und den Zeugenstand marschiert, den Eid ablegt, die ganze Wahrheit zu sagen und behauptet: ›Ja, Sir, Euer Ehren, der Angeklagte hat mündlich auf seine Rechte verzichtet und mir dann den Mord gestanden? Unter vier Augen, ja, Sir, kein Problem …‹? Und wissen Sie was, Walter?«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Diesmal passiert so etwas nicht.«
    Robinson war ausgelaugt. Er brauchte frische Luft und sehnte sich eine Brise herbei, die ihn wie einen einsamen Segler erfasste und bis nach Hause in sein Bett trug. Plötzlich fühlte er sich wie ein Mann am Ende eines nächtlichen Pokerspiels, der feststellt, dass sein Einsatz dahingeschmolzen und sein Blatt in dieser letzten Runde nichts als ein nutzloser Bluff ist.
    Dennoch konnte er sich eine abschließende bissige Bemerkung nicht verkneifen. »Wissen Sie was, Tommy? Der Kerl da drinnen ist ein übler Bursche. Er ist ein Junkie und ein Psychopath und kalt wie eine Hundeschnauze. Der ist fällig. Haben Sie nicht schon ein paar von Ihren Klienten im Todestrakt sitzen, Tommy? Zwei oder drei?«
    »Nur einen«, flüsterte Alter bitter.
    »Tatsächlich? Ich hätte schwören können, es waren mal mehr.«
    »Das stimmt.«
    »Ach ja, jetzt entsinne ich mich. Wir brauchen vielleicht nur zu sagen, dass sich die Anzahl dieser Klienten schlicht reduziert hat, was, Tommy? Ist das nicht eine nette Umschreibung dafür, jemanden auf den elektrischen Stuhl zu schnallen?«
    »Sie können mich mal, Walter.«
    »Der hatte einen Polizisten auf dem Gewissen, richtig, Tommy?«
    »Richtig.«
    »Da hört im Rechtssystem der Spaß auf, wie? Muss eine harte Nuss gewesen sein, mit dem Schlussplädoyer zwölf Leute bei Laune zu halten, wenn so ein Bastard einen verdeckten Ermittler zwingt, sich nackt auszuziehen, ihm dann die Pistole in den Mund steckt und ihm sagt, er hätte noch Zeit für ein einziges letztes Gebet? ›Ein Gebet, bevor du stirbst‹, waren das nicht seine Worte? Nur dass er dann

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