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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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ihr gehen, ohne seinen Job zu riskieren. .« Pam verstummte abrupt.
    Man brauchte keine Verhörspezialistin zu sein, um zu erkennen, dass das Mädchen sich verplappert hatte. »Seinen Job riskieren? Welchen Job?«
    »Na ja, du weißt schon.«
    »Nein, weiß ich nicht, Pam. Warum würde er seinen Job riskieren?«
    Sie wurde rot und starrte den orientalischen Teppich zu ihren Füßen an. »Weil, äh, er sie dieses Jahr unterrichtet.« »Er ist Lehrer?« »Irgendwie schon.« »An deiner Highschool?«
    »Nicht dieses Jahr. Er ist an der Jefferson. Ich hatte ihn letztes Jahr. Daher ist es völlig okay, wenn wir...«
    »Moment, Pam. .« Sachs rief sich die früheren Gespräche ins Gedächtnis. »Du hast mir erzählt, er gehe auf deine Schule.«
    »Ich habe gesagt, ich hätte ihn in der Schule kennengelernt.«
    »Und der Poesieklub?«
    »Tja.. «
    »Er war der Leiter«, sagte Sachs und verzog das Gesicht. »Und er ist der Trainer der Fußballmannschaft. Er spielt nicht selbst.« »Ich habe nicht wirklich gelogen.«
    Zunächst mal keine Panik, dachte Sachs. Damit wäre niemandem geholfen. »Nun, Pam, das ist. .« Ja, was, zum Teufel, war es? Sie hatte so viele Fragen. Sie stellte die erste, die ihr in den Sinn kam: »Wie alt ist er?«
    »Keine Ahnung. Nicht so alt.« Pam blickte auf und funkelte sie an. Sachs hatte sie schon dickköpfig, launisch und entschlossen erlebt, aber noch nie in diesem Zustand -
    in die Enge getrieben und defensiv, fast aggressiv.
    »Pam?«
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    »Ich schätze, so ungefähr, na ja, einundvierzig oder so.«
    Der Keine-Panik-Vorsatz geriet ins Wanken.
    Was sollte sie nur machen? Ja, Amelia Sachs hatte sich schon immer Kinder gewünscht
    - vor allem wegen der herrlichen Erinnerungen an die Zeit mit ihrem Vater -, aber sie hatte nie viel darüber nachgedacht, wie schwierig die eigentliche Erziehungsarbeit war.
    Ich muss vernünftig bleiben, dachte Sachs. Aber das zeigte bei ihr momentan in etwa so viel Wirkung wie »keine Panik«. »Nun, Pam. .«
    »Ich weiß, was du sagen willst. Aber darum geht es nicht.«
    Da war Sachs sich nicht so sicher. Männer und Frauen zusammen.. In gewissem Maße geht es immer darum. Aber sie durfte jetzt nicht über die sexuelle Komponente des Problems nachdenken. Das würde nur die Panik anheizen und die Vernunft ausschalten.
    »Er ist anders. Zwischen uns gibt es diese Verbindung. . Ich meine, die Jungs in der Schule interessieren sich nur für Sport oder Computerspiele. Total langweilig.«

    »Pam, es gibt jede Menge Jungen, die Gedichte lesen und ins Theater gehen. Sind im Poesieklub denn nur Mädchen?«
    »Das ist nicht das Gleiche. . Ich kann niemandem erzählen, was ich durchgemacht habe, du weißt schon, mit meiner Mutter und so. Aber ich habe es Stuart erzählt, und er hat mich verstanden. Auch er hat Schlimmes erlebt. Als er in meinem Alter war, ist sein Vater ums Leben gekommen. Er musste sich aus eigener Kraft Schule und Studium finanzieren, mit zwei oder drei Jobs gleichzeitig.«
    »Es ist einfach keine gute Idee, Kleines. Da drohen Probleme, die du dir im Augenblick nicht mal vorstellen kannst.«
    »Er ist nett zu mir. Ich bin gern mit ihm zusammen. Ist das nicht am wichtigsten?«
    »Das ist ein Teil, aber es ist nicht alles.«
    Pam verschränkte trotzig die Arme.
    »Und auch wenn er zurzeit nicht dein Lehrer ist, könnte er sehr großen Ärger bekommen.« Als Sachs das sagte, beschlich sie irgendwie das Gefühl, die Auseinandersetzung bereits verloren zu haben.
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    »Er hat gesagt, ich sei das Risiko wert.«
    Man musste nicht Freud heißen, um daraus schlau zu werden: Ein Mädchen, das schon in sehr jungen Jahren den Vater verloren hatte und dessen Mutter und Stiefvater Terroristen waren. . Pam war geradezu prädestiniert dafür, sich in einen aufmerksamen älteren Mann zu verlieben.
    »Komm schon, Amelia. Ich will ihn nicht heiraten. Wir gehen bloß miteinander aus.«
    »Leg doch mal eine Pause ein. Ein Monat. Verabrede dich mit anderen Jungen. Warte ab, was geschieht.« Wie erbärmlich, dachte Sachs. Sie stand auf verlorenem Posten.
    Und das hörte man ihr auch an.
    Ein überzogenes Stirnrunzeln. »Warum sollte ich das tun? Ich will mir doch nicht einfach irgendeinen Kerl angeln, bloß damit jemand da ist - so wie all die anderen Mädchen in meiner Klasse.«
    »Kleines, ich weiß, dass du etwas für ihn empfindest. Aber lass dir mehr Zeit. Ich möchte nicht, dass man dir wehtut. Es gibt so viele großartige Jungen da draußen. Die sind besser für dich,

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