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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Wissenschaftler ein Kompliment machen willst, Sachs, dann bezeichne seine Forschungsarbeit als
    >rigoros<.« Er verstummte kurz. »Wie dem auch sei, die Professorin hatte ihn ermutigt, das Thema weiter auszuarbeiten und in einer Fachzeitschrift zu veröffentlichen. Aber das hatte Arthur während seines Studiums nie getan. Danach hatte sie ihn aus den Augen verloren und fragte sich nun, ob er auf dem Gebiet wohl jemals wieder gearbeitet habe.
    Ich war neugierig und erkundigte mich nach dem Thema der Abhandlung. Sie konnte sich sogar noch an den Titel erinnern. >Die biologischen Auswirkungen gewisser nanopartikulärer Materialien . . Ach, und übrigens, Sachs, diesen Aufsatz habe ich geschrieben.«
    »Du?«
    »Ja, als Projekt für einen Wissenschaftswettbewerb. Hat in Illinois den zweiten Platz belegt. Und es war wirklich eine originelle Arbeit, das gebe ich gern zu.«
    »Arthur hat den Aufsatz gestohlen?«
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    »Ja.« Sogar jetzt noch, nach all den Jahren, kochte die Wut in ihm hoch. »Aber es wird noch schlimmer.« »Red weiter.«
    »Nach der Konferenz musste ich ständig daran denken, was die Frau mir erzählt hatte.
    Ich setzte mich mit dem Zulassungsbüro des MIT in Verbindung. Dort sind alle früheren Bewerbungen um einen Studienplatz auf Mikrofiche archiviert. Man schickte mir eine Kopie meines eigenen Antrags. Aber da stimmte was nicht. Das Formular war das, was ich eingereicht hatte, mit meiner Unterschrift. Aber alles, was von der Schule kam, aus dem Büro der Studienberatung, war verändert worden. Art hatte sich meine Highschool-Unterlagen verschafft und die Einträge gefälscht. Anstatt der Einsen, die ich in meinen Zeugnissen hatte, trug er Zweien ein. Meine Empfehlungsschreiben ersetzte er durch mittelmäßig klingende Zeilen, die wie Formbriefe wirkten.
    Wahrscheinlich waren das die Briefe, die er von seinen Lehrern bekommen hatte. Und die Empfehlung durch meinen Onkel Henry fehlte ganz.«
    »Er hat sie herausgenommen?«
    »Und er hat meinen Bewerbungsaufsatz durch irgendein belangloses Warum-ich-zum-MIT-will-Geschwätz ausgetauscht. Er hat sogar ein paar überaus blamable Rechtschreibfehler eingebaut.«
    »Oh, das tut mir aber leid.« Sie drückte seine Hand fester. »Und Adrianna hat bei der Studienberatung gearbeitet, nicht wahr? Also hat sie ihm geholfen.«
    »Nein. Zuerst dachte ich das auch, aber dann habe ich sie ausfindig gemacht und angerufen.« Er lachte humorlos auf. »Wir haben über unser Leben gesprochen, unsere Ehen, ihre Kinder, unsere Berufe. Dann über die Vergangenheit. Sie hat sich immer gefragt, warum ich mich so plötzlich zurückgezogen hatte. Ich sagte, ich dachte, sie hätte beschlossen, lieber mit Arthur auszugehen.
    Sie war überrascht und sagte, nein, sie habe Arthur bloß einen Gefallen getan und ihm bei seinem Antrag auf einen Studienplatz geholfen. Er war ein halbes Dutzend Mal zu ihr ins Büro gekommen, um über Colleges zu reden und sich ein paar Beispiele für Bewerbungsaufsätze und Empfehlungsschreiben anzusehen. Er sagte, sein eigener Studienberater sei furchtbar und er wolle doch
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    so gern auf eine gute Universität gehen. Und er bat sie, niemandem etwas zu verraten, vor allem nicht mir; es sei ihm peinlich gewesen, dass er Hilfe brauchte. Daher haben die beiden sich einige Male heimlich getroffen. Adrianna hatte nach all der Zeit immer noch Gewissensbisse, dass Art sie dazu gebracht hatte, mich anzulügen.«
    »Und als sie mal zur Toilette musste oder irgendwas fotokopiert hat, hat er deine Akte geplündert.« »Genau.«
    Arthur hat in seinem ganzen Leben noch niemandem ein Haar gekrümmt. Er ist dazu gar nicht fähig.. Falsch, Judy.
    »Bist du dir ganz sicher?«, fragte Sachs.
    »Ja. Denn direkt nach dem Gespräch mit Adrianna habe ich Arthur angerufen.«
    Rhyme konnte sich an die Unterredung nahezu wortwörtlich erinnern.
    »Warum, Arthur? Verrate mir den Grund.« Ohne Gruß, direkt als Einleitung.
    Eine Pause. Arthurs Atem war zu hören.
    Und obwohl die Untat viele Jahre zurücklag, wusste sein Cousin sofort, was gemeint war. Er fragte nicht, wie Rhyme es herausgefunden hatte. Er versuchte nicht, es abzustreiten oder Unwissenheit oder Unschuld vorzutäuschen.
    Seine Reaktion: Er ging in die Offensive. »Also gut, du willst den Grund wissen, Lincoln?«, hatte er schroff erwidert. »Den kann ich dir sagen. Es war der Preis an Weihnachten.«
    »Der Preis?«, hatte Rhyme verwirrt gefragt.
    »Den mein Vater dir bei dem Quiz an Heiligabend gegeben hat, in

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