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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Sonntag und irgendeines anderen Verbrechens.
    Nun wurde sein Gesicht plötzlich ernst. »Natürlich, Liebling, mach dir keine Sorgen«, sagte er. »Ich passe schon auf.« Er beendete das Gespräch und schaute sich um.
    »Hallo, Sir«, sagte der Portier. »Ich habe Sie im Fernsehen gesehen.«
    Der Professor lächelte zurückhaltend. »Ach, wirklich?« Die Aufmerksamkeit schien ihm peinlich zu sein. »Sagen Sie, können Sie mir verraten, wie ich zur Police Plaza Nummer eins komme?«
    »Das ist gleich dahinten. Ungefähr fünf Blocks von hier. Beim Rathaus. Sie können es nicht verfehlen.«
    »Danke.«
    »Viel Glück.« Der Portier sah eine Limousine kommen und wandte sich ihr zu. Er freute sich, einer Art Berühmtheit begegnet zu sein. Das würde er seiner Frau erzählen.

    Dann rempelte ihn jemand von hinten an, fast schon schmerzhaft. Es war ein anderer Mann, der aus dem Hotel gelaufen kam und sich an ihm vorbeidrängte. Der Kerl drehte sich nicht um und entschuldigte sich nicht.
    »Blöder Hund«, dachte der Portier und blickte dem Mann hinterher, der mit gesenktem Kopf in dieselbe Richtung eilte wie vorher der Professor. Aber der Portier sagte nichts. Wie unverschämt sie auch sein mochten, er musste es sich gefallen lassen.
    Es konnte sich um Freunde von Gästen handeln oder um die Gäste von nächster Woche. Oder sogar um Leute aus der eigenen Verwaltung, die ihn testen wollten.
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    Es einfach wegstecken und den Mund halten. So lautete die Regel.
    Dann dachte der Portier nicht länger über den Fernsehprofessor und das rüpelhafte Arschloch nach, denn die Limousine hielt, und er trat vor, um die Tür zu öffnen. Als die Frau ausstieg, erhielt er einen ziemlich guten Einblick in ihr tiefes Dekollete; das war besser als ein Trinkgeld, das diese Frau ihm ohnehin nicht geben würde, da war er sich hundertprozentig sicher.
    Ich könnte ein Buch darüber schreiben.
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    . Vierunddreißig
    Der Tod ist simpel.
    Ich habe noch nie verstanden, wieso die Leute ihn verkomplizieren. Zum Beispiel in Filmen. Ich bin kein Fan von Thrillern, habe aber schon eine ganze Menge gesehen.
    Manchmal gehe ich mit einer Sechzehnerin aus, aus reiner Langeweile, um den Schein zu wahren oder weil ich sie später töten werde. Wir sitzen dann in einem Kino, was besser ist als ein Abendessen, weil man nicht so viel reden muss. Und ich sehe mir den Film an und denke: Was, um alles in der Welt, geht da auf der Leinwand vor? Wer denkt sich solche verwickelten Methoden aus, jemanden umzubringen?
    Warum sollte man Kabel und Elektronik und umständliche Waffen und Intrigen benutzen, wenn man einfach zu jemandem hingehen und ihn mit einem Hammer in dreißig Sekunden totschlagen kann?
    Simpel. Effizient.
    Und machen wir uns nichts vor, die Polizei ist nicht dumm (und nutzt ironischerweise immer öfter SSD und innerCircle bei ihrer Ermittlungsarbeit). Je komplizierter der Plan, desto größer die Gefahr, dass es Augenzeugen gibt oder dass du etwas hinterlässt, mit dem man dich aufspüren kann.
    Und meine heutigen Pläne für den Sechzehner, dem ich gerade durch die Straßen von Lower Manhattan folge, könnten gar nicht simpler sein.
    Den gestrigen Fehlschlag auf dem Friedhof habe ich inzwischen verdaut und bin wieder frohen Mutes. Ich befinde mich auf einer Mission, und als Teil davon werde ich eine meiner Sammlungen erweitern.
    Während ich meiner Zielperson folge, weiche ich links und rechts den Sechzehnern aus. Ach, sieh sich die einer alle an. . Mein Puls beschleunigt sich. Mir wird ganz schwindlig bei der Vorstellung, dass diese Sechzehner selbst Sammlungen darstellen -
    ihrer Vergangenheit nämlich. Mehr Informationen, als wir erfassen können.
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    Die DNS ist schließlich nichts anderes als eine Datenbank unserer Körper und unserer genetischen Vorgeschichte über einen Zeitraum unzähliger Jahrtausende. Falls man das auf Festplatten speichern könnte, wie viele Daten wären es wohl? Dagegen sähe innerCircle wie ein Commodore 64 aus. Atemberaubend. .
    Doch zurück zu meinem Vorhaben. Ich überhole eine junge Sechzehnerin und rieche ihr Parfüm, das sie sich heute Morgen in ihrer Wohnung auf Staten Island oder in Brooklyn aufgetupft hat. Es war der kümmerliche Versuch, Kompetenz zu verströmen, aber herausgekommen ist bloß billige Anbiederung. Ich nähere mich meiner Zielperson und spüre den tröstlichen Druck der Pistole an meinem Leib. Wissen mag eine Art von Macht sein, aber es gibt auch noch andere, die fast genauso effektiv

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