Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
sind.
    »He, Professor, da tut sich was.«
    »Okay«, entgegnete Roland Bell. Seine Stimme ertönte aus den Lautsprechern im Laderaum des Überwachungswagens, in dem Lon Sellitto, Ron Pulaski und mehrere Beamte des Sondereinsatzkommandos saßen.
    Bell, ein Detective des NYPD, der gelegentlich mit Rhyme und Sellitto zusammenarbeitete, war vom Water Street Hotel zur Police Plaza Nummer eins unterwegs. Er hatte seine typische Jeans, das schlichte Hemd und das Sakko gegen einen zerknitterten Anzug getauscht, denn er spielte die Rolle des fiktiven Professors Carlton Soames.
    Oder, wie er es im gedehnten Tonfall seiner Heimat North Carolina ausgedrückt hatte:
    »Ich spiele für euren Esel die Karotte am Stock.«
    »Wie dicht?«, flüsterte er nun in das Mikrofon an seinem Revers, das ebenso unsichtbar war wie der winzige Ohrhörer. »Er ist etwa fünfzehn Meter hinter dir.«
    »Aha.«
    Bell stand im Zentrum von Lincoln Rhymes Expertenplan, der auf dessen zunehmenden Erkenntnissen über 522 basierte. »Unsere Computerfalle kann ihn nicht täuschen, aber er sehnt sich nach Informationen, das weiß ich. Wir brauchen eine andere Art
    242
    von Falle. Um ihn aus seinem Versteck zu locken, sollten wir eine Pressekonferenz abhalten und verkünden, wir hätten einen Experten engagiert. Dazu stellen wir einen verkleideten Beamten vor die Kameras.« »Glaubst du, er sieht fern?«
    »Oh, er wird die Berichterstattung aufmerksam verfolgen, um festzustellen, wie wir die Ermittlungen angehen, vor allem nach dem Zwischenfall auf dem Friedhof.«
    Zunächst hatten Sellitto und Rhyme sich an jemanden gewandt, der bis zu diesem Zeitpunkt nicht am Fall 522 beteiligt gewesen war - Roland Bell half stets gern aus, wenn gerade kein anderer Auftrag anstand. Dann hatte Rhyme einen Freund an der Carnegie Mellon University angerufen, die er von mehreren Vorträgen kannte und die für ihre Arbeit auf dem Gebiet der Hochtechnologiesicherheit berühmt war. Er erzählte ihm von den Verbrechen, die 522 begangen hatte, und die Leitung der Universität willigte ein, ihnen behilflich zu sein. Ihr Webmaster fügte der Kollegiumsliste auf der Internetseite einen gewissen Dr. Carlton Soames hinzu.
    Rodney Szarnek erstellte einen gefälschten Lebenslauf für Soames und schickte ihn an Dutzende von Wissenschaftsseiten im Netz. Danach schusterte er einen glaubwürdigen persönlichen Internetauftritt des angeblichen Dozenten zusammen.
    Sellitto buchte dem Professor ein Zimmer im Water Street Hotel, organisierte die Pressekonferenz und wartete ab, ob 522 den Köder in dieser Falle schlucken würde.
    Was er anscheinend getan hatte.
    Bell war vor Kurzem aus dem Hotel zum Vorschein gekommen und stehen geblieben, um ein glaubwürdiges, aber vorgetäuschtes Telefonat zu führen. Dadurch verharrte er lange genug im Freien, um ganz sicher die Aufmerksamkeit der Zielperson zu erregen.
    Das Überwachungsteam konnte beobachten, dass ein anderer Mann direkt nach Bell hastig das Hotel verließ und ihm nun folgte.
    »Haben Sie den bei SSD gesehen? Ist er einer der Verdächtigen auf unserer Liste?«, wandte Sellitto sich an Pulaski, der neben ihm saß und auf den Monitor starrte.
    Ungefähr einen Block von
    243
    Bell entfernt hielten sich vier Beamte in Zivil auf; zwei von ihnen trugen versteckte Videokameras.
    Auf den dicht bevölkerten Straßen war es jedoch schwierig, einen Blick auf das Gesicht des Killers zu erhaschen. »Das könnte einer der Techniker sein. Oder nein, der sieht fast wie Andrew Sterling persönlich aus. Oder doch nicht, vielleicht geht er bloß so ähnlich. Ich bin mir nicht sicher. Tut mir leid.«
    Sellitto, der in dem warmen Lieferwagen stark schwitzte, wischte sich das Gesicht ab.
    Dann beugte er sich zu dem Mikrofon vor. »Okay, Professor«, sagte er. »Fünf Zweiundzwanzig kommt näher. Er ist noch ungefähr zwölf Meter hinter dir. Dunkler Anzug, dunkle Krawatte, Aktentasche. Sein Bewegungsmuster lässt auf eine Kanone schließen.« Die meisten Cops, die ein paar Dienstjahre auf dem Buckel haben, können an der Körperhaltung und Gangart eines Verdächtigen erkennen, ob dieser eine verdeckte Schusswaffe trägt.
    »Alles klar«, erwiderte sein wortkarger Kollege, der selbst zwei Pistolen trug und mit beiden Händen gleich geschickt damit umgehen konnte.
    »O Mann«, murmelte Sellitto. »Hoffentlich geht alles glatt. Okay, Roland, bieg jetzt rechts ab.« »Ja.«
    Rhyme und Sellitto glaubten nicht, dass 522 den Professor auf offener Straße erschießen

Weitere Kostenlose Bücher