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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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aufzunehmen. Sie muss sterben. Sofort.
    Ich hasse sie, ich hasse sie, ich hasse sie, ich hasse sie, ich hasse sie, ich hasse sie, ich hasse sie, ich hasse sie, ich hasse sie..
    Niemand wird mir etwas wegnehmen, nie wieder. Zielen und abdrücken.
    Amelia Sachs stolperte zurück. Die Waffe vor ihr feuerte. Dann noch ein Schuss. Zwei weitere.
    Als sie hinfiel, bedeckte sie den Kopf mit den Armen. Zuerst hatte sie ein taubes Gefühl, dann spürte sie den anwachsenden Schmerz.
    Ich sterbe.. ich sterbe..
    Aber.. aber der einzige Schmerz ging von ihren arthritischen Knien aus, mit denen sie hart auf dem Boden aufgeschlagen war, nicht von den Stellen, an denen sie von den Kugeln getroffen worden sein musste. Sie tastete Gesicht und Hals ab. Keine Wunde, kein Blut. Er konnte sie aus dieser Entfernung nicht verfehlt haben. Doch das hatte er.
    Dann rannte er auf sie zu. Mit kaltem Blick und eisern angespannten Muskeln keuchte Sachs auf und packte die Brechstange.
    Aber er lief an ihr vorbei und schaute nicht mal zu ihr nach unten.
    Was war hier los? Ächzend stand Sachs langsam auf. Ohne das
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    grelle Licht des offenen Wandschranks im Hintergrund konnte sie den Mann nun deutlich erkennen. Es war gar nicht Gordon, sondern John Harvison, ein Detective vom nahen Zwanzigsten Revier, den Amelia kannte. Der Beamte näherte sich mit ausgestreckter Glock vorsichtig dem Mann, den er soeben erschossen hatte.
    Sachs wurde klar, dass Peter Gordon sich von hinten an sie angeschlichen hatte und im Begriff gewesen war, ihr in den Rücken zu schießen. Dabei hatte er Harvison in dem Durchgang zum Schrank offenbar nicht bemerkt.
    »Amelia, bist du in Ordnung?«, rief der Detective.
    »Ja, mir geht's gut.«
    »Sind hier noch andere Bewaffnete?«
    »Ich glaube nicht.«

    Sachs gesellte sich zu Harvison. Wie es aussah, hatten alle seine Kugeln ihr Ziel gefunden; eine war direkt in Gordons Stirn eingeschlagen und hatte zu einer hässlichen Wunde geführt. Blut und Gehirnmasse waren bis auf Prescotts Familiengemälde über dem Schreibtisch gespritzt.
    Harvison war ein stets konzentriert arbeitender Mittvierziger, der für seine Tapferkeit und die Festnahme führender Drogendealer bereits mehrere Auszeichnungen erhalten hatte. Er blieb auch in diesem Moment höchst professionell und sicherte den Tatort, ohne sich von der bizarren Umgebung ablenken zu lassen. Zuerst nahm er Gordon die Glock aus der blutigen Hand, entlud sie und steckte sich Waffe und Magazin in die Jackentasche. Dann schob er auch den Taser beiseite, obwohl es hier wahrscheinlich nicht zu irgendeiner wundersamen Auferstehung kommen würde.
    »John«, flüsterte Sachs und starrte den geschundenen Leichnam des Killers an. »Wie, um alles in der Welt, hast du mich gefunden?«
    »Über Funk kam eine Nachricht an alle verfügbaren Einheiten, dass hier in diesem Haus gerade ein Verbrechen verübt wird. Ich war wegen einer Drogenermittlung nur einen Block entfernt, also habe ich mich gleich auf den Weg gemacht.« Er sah sie an.
    »Die Information stammte von dem Kerl, mit dem du arbeitest.«
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    »Von wem?«
    »Rhyme. Lincoln Rhyme.«
    »Oh.« Die Antwort überraschte sie nicht, ließ die meisten Fragen aber dennoch offen.
    Sie hörten ein leises Keuchen und drehten sich um. Das Geräusch stammte von Jorgensen. Sachs kniete sich neben ihn. »Ruf einen Krankenwagen. Er lebt noch.« Sie übte Druck auf die Schussverletzung aus.
    Harvison nahm sein Funkgerät und gab die Anforderung weiter.
    Gleich darauf stürmten zwei Männer des Sondereinsatzkommandos mit schussbereiten Waffen zur Tür herein.
    »Der Haupttäter ist ausgeschaltet«, teilte Sachs ihnen mit. »Vermutlich war er allein.
    Aber suchen Sie zur Sicherheit trotzdem das ganze Haus ab.«
    »Geht klar, Detective.«
    Harvison und der erste ESU-Cop bogen in einen der vollgestopften Gänge ein. Der andere Beamte hielt inne. »Das ist ein gottverdammtes Spukhaus«, sagte er zu Sachs.
    »Haben Sie so was schon mal gesehen, Detective?«
    Sachs war nicht zu Scherzen aufgelegt. »Suchen Sie mir ein paar Bandagen oder Handtücher. Zum Teufel, unter all dem Krempel muss es doch mindestens ein halbes Dutzend Erste-Hilfe-Kästen geben. Ich brauche etwas, um die Blutung zu stoppen.
    Schnell!«
    FÜNFTER TEIL
    Der Mann, der alles weiß
    Mittwoch, 25. Mai

    Die Privatsphäre und Würde unserer Bürger wird durch bisweilen kaum wahrnehmbare Schritte immer weiter ausgehöhlt. Für sich betrachtet, mag ein solcher Schritt unerheblich erscheinen.

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