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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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dass uns irgendwann die Nummern ausgehen werden, denn wir können fast eine Trillion Codes zuweisen. Eher hat die Menschheit keinen Lebens-raum mehr, als dass SSD ohne Nummern dasteht. Die Codes machen unser System viel sicherer und schneller, als wenn die Datenverarbeitung an einen Namen oder die Sozialversicherungsnummer geknüpft wäre. Außerdem hebt ein Code das menschliche Element auf und entfernt die Voreingenommenheit aus der Gleichung.
    Wir haben unwillkürlich eine Meinung zu Adolf, Britney, Shaquilla oder Diego, auch ohne die Leute zu kennen, einfach nur wegen ihres Namens. Eine Nummer schaltet diese Befangenheit aus. Und steigert die Effizienz. Bitte fahren Sie fort, Mark.«
    »Gern, Andrew. Sobald der Name gegen den Code ausgetauscht wurde, bewertet das Annahmezentrum die Transaktion, entscheidet über ihre Zugehörigkeit und schickt sie an einen oder mehrere von drei getrennten Bereichen - unsere Datenareale. In Areal A speichern wir Daten über den persönlichen Lebensstil. Areal B ist für die Finanzen.
    Dazu gehören Gehaltszahlungen, Bankdaten, Kreditberichte und Versicherungen.
    Areal C umfasst öffentliche und behördliche Akten und Aufzeichnungen.«
    »Dann werden die Daten gereinigt«, übernahm wieder Sterling. »Wir sondern die Fremdkörper aus und vereinheitlichen die Form. In manchen Formularen wird Ihr Geschlecht zum Beispiel mit >W< bezeichnet, in anderen mit >Weiblich<. In wieder anderen Fällen steht da eine Eins oder Null. Wir gleichen das an.
    Und wir entfernen Verunreinigungen - unsaubere Daten. Das können fehlerhafte Angaben sein, zu viele oder auch zu wenige Einzelheiten. Das alles sind Störfaktoren, und Störfaktoren müssen beseitigt werden.« Er klang sehr entschlossen. »Die gereinig-

    ten Daten liegen dann in einem unserer Areale, bis ein Kunde eine Weissagung benötigt.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Pulaski.
    »In den Siebzigerjahren des zwanzigsten Jahrhunderts haben
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    Computerdatenbanken den Firmen nur eine Analyse vergangener Ereignisse gestattet«, erklärte Sterling. »In den Neunzigern wurde es möglich, zu jedem beliebigen Zeitpunkt den aktuellen Stand abzufragen. Das war schon hilfreicher.
    Heutzutage können wir prophezeien, was die Verbraucher tun werden, und unsere Kunden dabei anleiten, dieses Wissen zu ihrem Vorteil zu nutzen.«
    »Dann sagen Sie die Zukunft aber nicht nur voraus«, sagte Sachs. »Sie versuchen, sie zu beeinflussen.«
    »Genau. Aber welchen Grund gäbe es sonst, zu einem Wahrsager zu gehen?«
    Sein Blick war ruhig, beinahe belustigt. Dennoch fühlte Sachs sich unbehaglich und musste an den gestrigen Zwischenfall mit dem Bundesagenten in Brooklyn denken. Es war, als habe 522 genau das getan, was Sterling hier beschrieb: eine mögliche Schieße-rei heraufbeschworen.
    Der Firmenchef wies auf Whitcomb, der daraufhin fortfuhr. »Okay, die Daten, die keine Namen, sondern nur Nummern enthalten, landen also in diesen drei getrennten Arealen auf verschiedenen Etagen in unterschiedlichen Sicherheitsbereichen. Ein Angestellter im Areal für öffentliche Akten kann auf die Daten im Lebensstil- oder Finanzareal nicht zugreifen. Und niemand in irgendeinem der drei Areale hat Zugang zu den Informationen im Annahmezentrum und kann den Namen und die Adresse mit dem sechzehnstelligen Code in Verbindung bringen.«
    »Das hat Tom gemeint, als er sagte, ein Hacker würde in alle Datenareale auf einmal eindringen müssen«, warf Sterling ein.
    »Und unsere Überwachung läuft rund um die Uhr«, fügte O'Day hinzu. »Wir würden sofort wissen, ob jemand unerlaubt versucht hat, eine der Abteilungen zu betreten. Die Person würde sofort entlassen und vermutlich in Haft genommen. Außerdem kann man von den Computern in den Arealen nichts herunterladen -sie haben keine zugänglichen Schnittstellen -, und auch wenn es jemandem gelänge, ein Gehäuse aufzubrechen und ein eigenes Gerät anzuhängen, könnte er es nicht herausschmuggeln. Jeder hier wird durchsucht - jeder Angestellte, Manager, Wachmann, Brandschutzbeauftragte, Hausmeister. Sogar Andrew. Jeder Zugang zu den Datenarealen und dem Annahmezentrum ist mit einem Detek
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    tor für Metall und andere Materialien hoher Dichte ausgestattet -auch die Notausgänge.«
    Whitcomb übernahm. »Und man geht zwangsläufig an einem Magnetfeldgenerator vorbei. Er löscht sämtliche digitalen Datenträger, die man mit sich führt, ob iPod, Mobiltelefon oder Festplatte. Nein, niemand verlässt diese Abteilungen und hat

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