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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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ihnen sprechen. Jetzt gleich, falls möglich.«
    »Gut«, sagte Sterling und nickte beifällig; ihr Vorschlag bedeutete eine einfache
    »Lösung« für eines seiner »Probleme«. Dann wurde ihr etwas klar: Sterling hatte ihr im Verlauf des Gesprächs immer nur ins Gesicht gesehen, nie auf den Körper - im Gegensatz zu den meisten, wenn nicht gar allen anderen Männern, mit denen Sachs zusammentraf. Und geflirtet hatte er auch nicht. Sie fragte sich, ob es einen bestimmten Grund dafür gab. »Darf ich mir die Sicherheitsvorkehrungen der Datenareale mal persönlich ansehen?«
    »Gern. Aber lassen Sie Ihren Pager, Ihr Telefon und Ihren PDA draußen. Und eventuelle Speicherkarten oder USB-Sticks. Falls nicht, werden alle Daten darauf gelöscht. Und man wird Sie durchsuchen, wenn Sie wieder gehen.«
    »Okay.«
    Sterling nickte O'Day zu, der hinaus auf den Flur ging und mit dem ernsten Wachmann zurückkehrte, der Sachs und Pulaski aus dem riesigen Empfangsbereich im Erdgeschoss nach oben begleitet hatte.
    Der Firmenchef druckte einen Passierschein für Sachs aus, unterschrieb ihn und reichte ihn dem Wachmann, der sie bat, ihm zu folgen.
    Sachs war erfreut, dass Sterling ihrer Bitte entsprochen hatte.
    139

    Sie verfolgte mit dem Besuch in den Datenarealen gleich mehrere Ziele. Es würde ihr nicht nur möglich sein, weitere Personen über die Ermittlungen in Kenntnis zu setzen -
    in der Hoffnung, diese würden den Köder schlucken -, sondern sie konnte auch den Wachmann über die Sicherheitsmaßnahmen befragen und verifizieren, was O'Day, Sterling und Whitcomb ihr erzählt hatten.
    Aber der Mann blieb praktisch stumm, wie ein Kind, dem die Eltern verboten hatten, mit Fremden zu reden.
    Sie kamen durch mehrere Türen und Korridore, ein Treppenhaus hinunter und ein anderes wieder hinauf. Schon bald war Sachs völlig desorientiert. Ihre Muskeln zitterten. Die Räumlichkeiten wurden immer begrenzter, schmaler und dunkler.
    Amelias Klaustrophobie kam voll zum Tragen; die Fenster im Grauen Felsen waren schon klein genug, aber hier, in der Nähe der Datenareale, gab es gar keine. Sie atmete tief durch. Es half nichts.
    Sachs warf einen Blick auf das Namensschild des Wachmanns. »John?«
    »Ja, Ma'am?«
    »Was hat es mit den Fenstern auf sich? Sie sind entweder klein -oder überhaupt nicht vorhanden.«
    »Andrew befürchtet, man könnte versuchen, von draußen Informationen zu fotografieren. Zum Beispiel Passwörter oder Geschäftspläne.«
    »Wirklich? Wäre so etwas denn möglich?«
    »Keine Ahnung. Wir werden manchmal angewiesen, die umliegenden Dächer und Fenster zu überprüfen. Bis jetzt hat noch nie jemand etwas Verdächtiges entdeckt.
    Aber Andrew möchte, dass wir es trotzdem tun.«
    Die Datenareale waren unheimliche Orte und allesamt farblich gekennzeichnet. Blau für den persönlichen Lebensstil, Rot für die Finanzen, Grün für die Behördenakten. Es handelte sich um riesige Abteilungen, aber dieser Umstand linderte Amelias Beklem-mung kein bisschen. Die Decken waren sehr niedrig, das Licht trüb und die Gänge zwischen den Computerreihen schmal. Es hing beständig ein Geräusch in der Luft, eine Art tiefes Brummen. Die Klimaanlage lief angesichts der unzähligen Geräte und deren Abwärme auf Hochtouren, aber die Luft war schwül und stickig.
    140
    Sachs hatte noch nie dermaßen viele Computer auf einem Haufen gesehen. Es waren große weiße Kästen, und man hatte sie seltsamerweise nicht mit Ziffern oder Buchstaben gekennzeichnet, sondern mit Abziehbildern von Comicfiguren wie Spider-Man, Bat-man, Barney, dem Roadrunner oder Micky Maus.
    »SpongeBob?«, fragte sie und deutete auf eines der Bilder.
    Zum ersten Mal lächelte John. »Das ist eine weitere Sicherheitsvorkehrung, die Andrew sich ausgedacht hat. Wir lassen online nach allen Texten suchen, die mit SSD
    und innerCircle zu tun haben. Falls dabei der Name unserer Firma und eine Comicfigur wie Karl der Kojote oder Superman genannt werden, könnte das darauf hindeuten, dass jemand sich etwas zu sehr für die eigentlichen Computer interessiert.
    Diese Namen stechen deutlicher hervor, als hätten wir die Geräte einfach nur durch-nummeriert.«

    »Schlau«, sagte sie und fand es irgendwie paradox, dass Sterling es verzog, Menschen zu nummerieren und seinen Computern Namen zu geben.
    Sie betraten das Annahmezentrum, gestrichen in trostlosem Grau. Es war kleiner als die Datenareale und verstärkte Amelias Klaustrophobie noch zusätzlich. Genau wie in den anderen

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