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Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Titel: Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Halperin
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Baby lag an meiner Schulter. Diesmal hatten sie sich die Mühe gespart, mir Handschellen anzulegen.
    »Wir kommen nun zur Kreuzung von Yafo-Ben-Yehuda«,
verkündete Shimon jovial wie der Reiseleiter in einem Touristenbus. »Das Herz von Jerusalem. Hier gibt es unzählige Falafel-Stände. Die machen sehr gutes Falafel. Möchtest du, dass wir kurz rausspringen und dir ein Falafel holen?«
    Ich blickte stur geradeaus. Der dritte Soldat, dessen Namen ich nicht kannte, saß auf dem Beifahrersitz neben dem Sergeant.
    »Hast du Hunger?«, fragte Shimon.
    Ja, Shimon. Ich habe Hunger und großen Durst. Für eine kalte Limo würde ich jetzt alles geben. Lass uns kurz rausspringen, Shimon, nur du und ich, und wir holen Falafel und Limo für alle. Und dann bin ich plötzlich weg, und ihr findet uns nicht wieder.
    »Nein«, sagte ich. »Ich habe keinen Hunger.«
    »Was macht sie?«, fragte Shimon.
    Erst war mir gar nicht bewusst, dass er von der Kleinen sprach. Sie rührte sich in ihrer Decke. Kraftlos drückte sie ihren übergroßen Kopf an mich. Das hatte sie noch nie getan.
    »Sie klingt … genau wie eine Katze«, sagte Shimon.
    Ja. Wie eine Katze. Und doch hatte ich das Gefühl, ihr schwaches Miauen käme nicht aus ihrer Kehle, sondern von weiter oben, irgendwo zwischen den riesengroßen schwarzen Augen. Ich verstand nicht, wie das möglich sein sollte.
    »Was will sie?«, fragte Shimon besorgt. »Was braucht sie?«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich. Das Miauen wurde lauter, fast ein Kreischen. Ich spürte etwas Seltsames, etwas Schreckliches in ihrem Schrei. Ich starrte in ihr Gesicht, doch sah ich keinerlei Ausdruck, so wie eine schlecht gespielte Flöte, Geige oder Oboe keinen Ausdruck hat. Der Sergeant drehte sich um. Sein Mund stand offen. Ich kannte diesen Mann. Ich hatte ihn schon irgendwo gesehen. Mir blieb keine Zeit, um nachzudenken, wo.

    »Kannst du nicht irgendwas tun, damit sie diesen Lärm sein lässt?«, fragte Shimon.
    Sie wurde immer lauter. Ich drückte sie an meine Brust und fing an, sie zu streicheln, versuchte, zärtlich zu sein. »Schscht, ganz ruhig …« Der dritte Soldat knurrte irgendwas Hebräisches und hielt sich die Ohren zu.
    Sie klammerte sich nicht an mich und wehrte sich auch nicht. In meinen Armen fühlte sie sich an wie ein Beutel mit Stroh. Doch das Geschrei, das sie von sich gab, war ohrenbetäubend. Es war größer als sie, als wir alle, kam aus der Tiefe, bohrte sich einen Weg nach oben, füllte den Wagen aus und meine Ohren und meinen Verstand, bis ich fast explodierte.
    »Mach, dass sie damit aufhört!«, schrie Shimon. Ich konnte ihn kaum hören.
    »Schscht, schscht, schscht …«, flüsterte ich ihr ins Ohr.
    Der Sergeant sah sich um. Er ließ das Lenkrad los. Eine Sekunde später knallte es.
    Ich weiß nicht, was wir gerammt haben. Wir flogen nach vorn, die Türen gingen auf. Ich hörte Geschrei. Die Stimme des Sergeants war die lauteste unter vielen. Niemand merkte, dass ich aus dem Wagen sprang.
    Und losrannte.
     
    Sie lag in meinen Armen, totenstill. Ihr Atmen schnitt mir in die Brust. Meinen geschwollenen Fuß schleifte ich wie einen Anker hinterher. Ich lief unter grauen Torbogen hindurch, zwischen schäbigen Häusern, von einer engen, verwinkelten Gasse in die nächste, und es gab weder Straße noch Bürgersteig. Faulige Gemüseabfälle schmatzten unter meinen Füßen.
    Eine schmale Stiege zwischen hohen, fensterlosen Bauten führte in eine Gasse hinab. Die Stufen waren hoch, glatt, hart und rutschig, wo zertretene Melonenreste ihren Saft ausbluteten.
Gerade wollte ich hinuntergehen, als ich die Männer bemerkte, die sich am Fuß der Treppe versammelt hatten.
    Etwa ein Dutzend Männer, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Keine einzige Frau. Bleich und bärtig, lange Kaftane, fleckig, weiß wie Fischbäuche mit blassblauen Streifen. Sie beobachteten mich mit ihren dunklen, toten Augen, in denen ich Hass erwartete und doch nur Leere sah.
    Die Väter meines Großvaters.
    Aus halb geöffneten Mündern kam ihr Singsang.
     
    Kha. Kha. Kha …
    … b’shivt’KHA b’veyseKHA
    uvlekht’KHA vaderekh
    uvshokhb’KHA uvkoomeKHA …
    … wenn du in deinem Hause sitzest
oder auf dem Wege gehst,
wenn du dich niederlegst
und wenn du aufstehst
    … sollst du die Gebote Gottes rezitieren und erinnern. Du sollst dich an den mondbeschienenen, aschenen Ufern eines toten Buches und eines gebrochenen Versprechens einfinden und den ewigen Durst mit dem Wasser deiner eigenen Fäulnis

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