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Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Titel: Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Halperin
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sagte Shimon. »Ich weiß, was Krankenhaus ist, okay? Ich war schon in Krankenhaus. Du wärst selbst jetzt in Krankenhaus, wenn wir dich nicht gefunden. Tot vielleicht.«
    Ich wusste, was er meinte. Nachdem sie angefangen hatten zu schießen und ich merkte, dass sie auf mich zielten, hatte ich geschrien: »Nicht schießen, ich bin Amerikaner!« Da hörten sie auf. Sie richteten eine Taschenlampe auf mich und leiteten mich damit aus dem Tal. »Jetzt links!«, riefen sie. »Jetzt rechts!« Und mehr als einmal, wenn ich geradeaus gehen wollte: »Nein, nein, nein, nein!«
    »Du trittst auf mokaysh«, sagte Shimon zu mir. »Mokaysh macht BUMMM«, er illustrierte die Gewalt der Explosion, indem er im Korridor stehen blieb und mit den Armen ruderte, »und landest bestimmt in Krankenhaus.«
    Der Sergeant drehte sich um schrie uns an. Ungeduldig winkte er mit dem Arm. Shimon lief weiter. Der Soldat links von mir stieß mich an, damit ich schneller ging.
    »Du kommst aus Krankenhaus«, sagte Shimon, »und hast keine Beine. Und vielleicht auch keine beizim.«
    »Keine beizim?«, fragte ich. »Keine Eier?«
    Das war die einzige Bedeutung, die ich bis dahin für das hebräische Wort kannte.
    Der Soldat links von mir johlte vor Lachen. Auch Shimon lachte.
    »Vielleicht hat er gar keine beizim«, sagte der Soldat links von mir zu Shimon. »Vielleicht begreift er es deshalb nicht.«
     
    »Dein neues Zuhause«, sagte Shimon. »Gefällt es dir?«
    Es war eine winzige, feuchte Zelle, etwa zweieinhalb mal
drei Meter. Sie hatte kein Fenster. Wir waren eine Treppe hinuntergestiegen, als wir in das Gebäude kamen, und befanden uns definitiv unter der Erde. Ein schmales Feldbett ohne Kissen oder Decke drückte sich an eine Wand. In der Ecke gegenüber vom Bett stand ein Eimer, der mit einem Brett bedeckt war.
    Sie nahmen mir die Handschellen ab. Ich taumelte zum Bett und warf mich darauf. Ich war zu erschöpft, um zu stehen. Sie versuchten nicht, mich daran zu hindern.
    »Schlaf gut heute Nacht«, sagte Shimon. »Morgen hast du einen vollen Tag. Es gibt viel zu besprechen.«
    Er stand am Bett, ragte über mir auf. Der Sergeant und der dritte Soldat lehnten an der Wand gegenüber. Mein Kind atmete laut in den Armen des Sergeants.
    »Morgen wirst du uns alles Mögliche erzählen«, fuhr Shimon fort. »Du wirst uns erzählen, was du in Jordanien zu suchen hattest. Wieso du mitten in der Nacht über die Grenze gehst. Woher du dieses … Baby hast.«
    »Ich sage Ihnen doch, ich bin amerikanischer Staatsbürger …«
    »Und wo ist dann dein Pass?«
    Wir hatten dieses Gespräch schon ein Dutzend Mal geführt. »Was ist mit ihr?«, sagte Shimon und deutete auf das Baby. »Ist sie auch amerikanische Staatsbürgerin?«
    Ich antwortete nicht.
    »Ist sie arabisch oder jüdisch oder was?«
    Der Sergeant stöhnte und scharrte mit den Schuhen. Es schien keine Reaktion auf irgendetwas zu sein, was wir gesagt hatten, denn er machte nicht den Eindruck, als hätte er irgendwas davon verstanden.
    »Um herauszufinden, was sie ist«, sagte Shimon, »bräuchten wir vielleicht einen … einen … Wissenschaftler.« Er suchte
nach den richtigen Worten. »Einen Weltraum wissenschaftler. Meinst du nicht?«
    »Nein, nein«, heulte ich. »Sie ist nur ein krankes Kind, mehr nicht. Furchtbar krank, und sie braucht …«
    Doch da knallte schon die Tür.
     
    Am Morgen kamen sie wieder. Shimon rüttelte mich, um mich zu wecken. Das war nicht nötig. Ich hatte überhaupt nicht geschlafen.
    »Dieses Baby«, sagte Shimon. »Es schläft nicht. Stimmt das?«
    »Jetzt schläft sie doch«, erwiderte ich und deutete auf sie.
    »Sie schreit auch nicht. Jetzt nicht, bisher nicht. Ich habe noch nie ein Baby erlebt, das nicht schreit.«
    »Stimmt«, sagte ich.
    »Hast du sie schon mal schreien gehört?«
    »Ich glaube nicht«, antwortete ich.
    »Sag mal …« Er beugte sich nah heran. Ich roch den Kaffee in seinem Atem. Die Augenlider der Kleinen flatterten, doch sie schlug sie nicht auf. »In dieser Welt, aus der sie kommt, schreien die Babys da nicht?«
     
    Draußen hatte sich die Sonne gerade vom Horizont gelöst. Die Morgenluft war frisch, kühl und weich. Sie führten mich zu einem kleinen schwarzen Auto ohne offizielle Kennzeichnung. Man bat mich einzusteigen, stieß mich nicht.
    »Wo bringen Sie mich hin?«, fragte ich.
    Der Sergeant fuhr. Die Art und Weise, wie er mit dem Lenkrad umging, kam mir irgendwie vertraut vor. Ich saß neben Shimon auf dem Rücksitz, und mein

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