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Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Titel: Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Halperin
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    Ich kannte diese Männer. Ich verachtete sie, und für diesen Hass verachtete ich mich selbst – wohl wissend, dass ich die Generationen, aus denen ich erwachsen war, verraten und mich mit dem unvorstellbar Bösen verbündet hatte. Meine Füße zitterten. Ich stand still, stieg nicht hinab, wich nicht zurück.
    Die Kleine erschauerte an meiner Brust.
    Sie gab ein leises Miauen von sich … der Beginn dieses Sirenengeheuls,
das ich nicht noch einmal ertragen konnte. Ich machte kehrt. Ich stieg die Stufen hinauf, gab mir Mühe, nicht auf der Melone auszurutschen. Als ich mich umsah, waren die Männer verschwunden.
     
    Kraftlos ließ ich mich durch die Gassen treiben. Keine Bänke, keine Türschwellen. Nichts, wo man sich hinsetzen und ausruhen konnte. Als ich hinter mir schwere Stiefel hörte, machte ich mir gar nicht erst die Mühe zu entkommen.
    Der kräftige Leib des Sergeants rammte mich, was mich ins Schwanken brachte wie der Wind am Meer. Sein Arm legte sich fest um meine Schulter, und wieder rannte ich, rannte als Teil von ihm und war gar nicht mehr erschöpft. Und auch mein Fuß behinderte mich nicht. Wir rannten schnell, schneller als ich für möglich gehalten hatte, und blieben erst stehen, als wir zu einer belebten Straße kamen.
    Er stand am Bordstein, hielt meinen Arm fest und winkte ausholend mit der anderen Hand. Er rief etwas, sehr laut. Ein Taxi hielt. Er riss die hintere Tür auf, stieß mich hinein und sprang hinterher. Mit dem Fahrer sprach er Hebräisch, schnell. »Hadassah«, hörte ich ihn sagen. »Hadassah.«
    Ich sank auf meinem Sitz in mich zusammen und starrte zwei gigantische Schaumstoffwürfel an, die am Rückspiegel hingen, während ich nach Luft schnappte. »Todah rabah«, sagte ich, sobald ich wieder sprechen konnte. »Vielen, vielen Dank. Todah rabah.«
    Der Sergeant blickte aus dem Fenster. Er stieß einen schweren Seufzer aus. Er sagte: »Ach … nicht der Rede wert. Allerdings  – Mr Shapiro – hätte ich von Ihnen doch eine überschwänglichere Begrüßung erwartet. Schließlich haben wir uns seit unserem kleinen Ausflug nach Miami nicht mehr gesehen, oder?«

KAPITEL 33
    »JULIAN!!!«
    »Schschtscht!« Er platzte fast vor Lachen. Sein Gesicht war puterrot. »So heiße ich jetzt nicht mehr. Schon seit Jahren nicht. Diaspora-Namen sind in dieser Gegend nicht gern gesehen.«
    »Aber wie um alles in der Welt hast du …?«
    »Ich bin jetzt Yehoshua. Oder Joshua, wenn es unbedingt sein muss. So spricht man Yehoshua auf Englisch aus.«
    »Ich weiß.«
    Sein Lachanfall war vorbei. Er lehnte sich zurück. »Ich habe Aliyah gemacht«, sagte er. »Aber das hast du dir bestimmt schon gedacht. Du weißt, was ›Aliyah machen‹ bedeutet, oder?«
    »So nennt man es, wenn man nach Israel einwandert. Richtig?«
    »Absolut richtig. Mea achus, hundert Prozent, wie wir hier sagen. Es bedeutet wörtlich ›aufsteigen‹. Wenn du aufsteigen möchtest, mein Junge, dann solltest du es genauso machen. Hübscher Ausblick von hier oben.«
    Ich ging davon aus, dass er diese letzte Bemerkung bildlich gemeint hatte. Aber es mochte auch wörtlich gemeint gewesen sein. Wir hatten die Straßen der Innenstadt hinter uns gelassen und schlängelten uns hinauf in die öden, braunen Berge um Jerusalem. Deren Hänge flimmerten in der Morgensonne.
    »Julian. Ich meine Yehoshua. Wir müssen über so vieles reden.«
    Er nickte und sagte etwas, das ich nicht verstand. Seine vorstehenden Zähne – wie mir jetzt erst auffiel – gruben sich in seine Unterlippe.

    »Wie kam es, dass du an der Grenze Wache hattest, als ich auftauchte? War das ein Zufall, oder was?«
    »Zufall«, sagte er nachdenklich. Er schien sich etwas zu entspannen, als hätte er erwartet, dass ich ihm eine andere Frage stellen würde – zum Beispiel, wo er an jenem Abend auf dem Flughafen gewesen war –, und jetzt erleichtert merkte, dass ich es nicht tat. »Das wären ja ziemlich viele Zufälle für einen Abend, oder? Aber es gibt Zufälle. Also könnte es tatsächlich Zufall gewesen sein. Was glaubst du?«
    »Spiel keine Spielchen mit mir, Julian. Dafür habe ich keine Kraft mehr. Ich habe zwei Nächte nicht geschlafen. Und du und dein Freund Shimon, ihr wart nicht gerade nett zu mir, wie du dich erinnern wirst.«
    »Nein«, sagte er. »Wohl nicht.«
    »Du und Shimon und dieser Dritte … wie hieß er noch? Irgendwie habe ich seinen Namen nicht so richtig mitbekommen.«
    »Itzig.«
    »Ja, stimmt. Itzig. Witzig. Itzig, der

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