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Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Titel: Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Halperin
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Salat. Du brauchst keine dritte mehr zu schneiden. Und damit – glaube ich – ist das Essen so gut wie fertig.«

KAPITEL 9
    Ich trug die Salatschüssel ins Esszimmer und stellte sie auf den Tisch. Julian folgte mir mit den Kartoffeln, den grünen Bohnen, einem Korb mit Brötchen und schließlich dem Braten. Rochelle und Tom kamen ein paar Minuten später dazu. Sie sagten nichts davon, ob ihr Spiel beendet war und – falls ja – wer gewonnen hatte.
    Julian schnitt das Fleisch. Rochelle entkorkte den Rotwein und schenkte ihn in vier große Gläser. Bezaubernd lächelte sie mich an. »Einer der Vorteile, wenn man Freunde hat, die alt genug sind, dass sie Alkohol kaufen dürfen«, sagte sie.
    Ich fragte mich, wer diese »Freunde« sein mochten. Bestimmt überwiegend Typen. Älter, die schon Dinge erlebt hatten, die ich nur aus Büchern kannte, mit denen ich mich nicht erwischen lassen durfte. Um mich abzulenken, nippte ich an meinem Wein, der unvermutet trocken war. Ich hatte erwartet, dass der Wein süß sein würde wie der, den meine Großmutter beim Passahfest ausschenkte. Ich nippte gleich noch einmal.
    »Nicht so hastig«, sagte Rochelle. »Wir wollen doch nicht, dass du uns beim Essen umkippst. Du wirst noch einen klaren Kopf brauchen, wenn wir rauf auf den Turm gehen, zum Beobachten.«
    »Was werde ich denn beobachten?«, fragte ich.
    »Das wirst du erst wissen, wenn du es beobachtet hast«, sagte sie schelmisch. Sie und Julian lachten.
    »Wir sehen uns den Mond an«, sagte Tom.
    Folge dem Mond. Hatten sie etwa auch einen Anruf bekommen? Ich betrachtete Toms rundliches, todernstes Gesicht. Er hatte recht – ich war ihm noch nie zuvor begegnet. Und dennoch kam er mir irgendwie vertraut vor, aber ich wusste nicht, inwiefern.

    »Auf dem Mond sind Sachen«, sagte er, »die da nicht hingehören. Zumindest nicht den Lehrbüchern nach. Lichter, Schatten. Krater, die zu sehen sind, wenn sie es nicht sein sollten, und es nicht sind, wenn den Karten zu entnehmen ist, dass sie da sein sollten. Wir sehen sie jetzt schon seit Monaten.«
    »Aber …?«
    »Wir sehen nicht alle dasselbe.«
    Was vermutlich mich ins Spiel gebracht hatte. »Habt ihr deshalb schon an M. K. Jessup geschrieben?«, fragte ich. »Ich meine«, fügte ich hinzu, weil Tom mich anstarrte, als wäre ich der größte Vollidiot in ganz Pennsylvania, »ihr solltet wirklich versuchen, mit Jessup Kontakt aufzunehmen. Ich weiß, dass er sich für UFOs und den Mond interessiert. Die Hälfte von Tatsache UFO handelt davon.«
    Tom stieß ein Schnauben aus, schnitt ein großes Stück Fleisch ab und schob es sich in den Mund.
    »Auch in seinen anderen Büchern …«, fing ich an.
    »Ach, Danny«, sagte Rochelle. »Wenn du weißt, wie man Kontakt zu Morris Jessup aufnehmen kann, solltest du es uns wissen lassen. Ich glaube nicht, dass er da, wo er ist, Post bekommt. Und bis jetzt haben sie auch noch nicht herausgefunden, wie man dahin eine Telefonleitung legt.«
    Ich spürte ein Kribbeln auf der Haut. Ich wusste genau, was sie meinte. Seit meinem fünften Lebensjahr lebte ich mit versteckten Hinweisen auf den Tod, die immer dann benutzt wurden, wenn einem die Vorstellung zu naheging und zu schrecklich war, um das Wort laut auszusprechen. »Jessup ist tot?«
    »Seit vier Jahren«, sagte sie. »Genau in diesem Monat. Mama weint immer noch, wenn sie daran denkt.«
    »Hat sich umgebracht«, sagte Tom.
    »Vielleicht«, sagte Julian. »Vielleicht auch nicht.«
    »Er hat sich umgebracht«, bekräftigte Tom. »Seine Frau hatte
ihn verlassen, er fand keinen Verleger für seine Bücher und wollte unbedingt diese Radio-Séance machen. Bei der er im Reich der Toten saß und die versammelte Hörerschaft von WOR versuchte, Kontakt zu ihm aufzunehmen. Alle Schlaflosen in New York schlossen die Augen und murmelten ›Jessup, Jessup, Jessup‹. Allein dafür lohnte es sich schon fast zu sterben.«
    »Du hast das Entsetzen in seinem Gesicht nicht gesehen«, erklärte Rochelle.
    Ich hörte auf zu essen, legte meine Gabel weg. »Du etwa?«
    Sie nickte. »Damals wohnten wir in Coral Gables. In Florida, außerhalb von Miami. Wir kamen gerade zum ersten Mal aus dem Mittleren Osten wieder, Anfang ’58. Daddy kannte Morris durch seine Navy-Verbindungen.«
    »Navy?«, sagte ich. »Was hatte Jessup mit der Navy zu schaffen?«
    »Das Unsichtbarkeitsexperiment«, sagte Rochelle, als müsste ich wissen, wovon sie redete. »Und die kommentierte Ausgabe von Tatsache UFO, die diese

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