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Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Titel: Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Halperin
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Zigeuner an das Office of Naval Research geschickt haben.«
    »Dieses Buch hat Rochelle auf dem Autositz gefunden«, sagte Julian. »Neben Jessups Leiche.«
    Autositz? Zigeuner? Unsichtbarkeitsexperiment? Das war mir alles neu, und ich konnte keinerlei Zusammenhang herstellen. Ich muss wohl so ratlos ausgesehen haben, wie ich mich fühlte. »Hallo?«, sagte Tom zu mir. »1943? Philadelphia Navy Yard? Klingelt es da irgendwo?«
    »War da nicht … ?« Ich stocherte in meiner Erinnerung nach etwas, das ich einmal gelesen oder von dem ich vielleicht auch nur gehört hatte. »Gab es da nicht so ein Gerücht über ein Schiff … das man unsichtbar gemacht hat …?«
    »Ein Zerstörer«, sagte Tom. »Ist da aus der Werft verschwunden.
Und plötzlich ist es wieder aufgetaucht, zwei Minuten später, vor der Küste von Norfolk, Virginia. Verstehst du, was ich sage?«
    »Nicht so richtig …«
    »Man kann nicht in zwei Minuten von Philly nach Norfolk kommen!«, sagte Tom laut. Er schien zu verzweifeln, weil ich so langsam war. Geduld war wohl nicht seine Stärke. »Genauso wenig wie man von … ich weiß nicht, von Zeta Reticuli oder sonst wo schnell genug zur Erde kommen kann, dass sich der Trip auch lohnt. Verstehst du jetzt?«
    »Ich vermute … was du sagen willst … ich meine …«
    Tom stieß ein böses, bitteres Lachen aus, fast ein Husten. Am liebsten hätte ich ihn am Schlips gepackt und geschüttelt, bis er damit rausrückte, was er an mir so lächerlich fand.
    »Nein«, sagte ich. »Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon du redest.«
    Ärgerlich schüttelte Tom den Kopf, brach ein Brötchen in der Mitte durch und fing an, es in die Soße auf seinem Teller zu tunken.
    »Danny«, sagte Rochelle überaus geduldig. »Seit 1956 bekam Morris Jessup merkwürdige Briefe von einem Mann, den er nie aufspüren konnte. Es ging um ein Experiment im Navy Yard dreizehn Jahre zuvor, während des Krieges … Aha!« Sie grinste breit. »Wie ich sehe, geht dir ein Licht auf!«
    Nicht wirklich. Aber wenigstens verwirrte sie mich nicht noch mehr. »Sprich weiter«, sagte ich.
    »Der Briefeschreiber klang halb verrückt«, erklärte sie. »Aber eben nur halb, und deshalb war Morris total begeistert. Die meisten Leute, die mit diesem Experiment zu tun hatten, die Männer, die unsichtbar wurden, haben dabei den Verstand verloren. Sie erstarrten, waren wie gelähmt. Manchmal kam es sogar zu Spontanentzündungen. ›Sie brannten achtzehn Tage
lang.‹ Das Ganze war ›die reinste Hölle‹. Das waren die Worte des Mannes in den Briefen. Die reinste Hölle.«
    »›Das Experiment war ein voller Erfolg‹«, sagte Julian. »Du erinnerst dich, Rochelle? ›Nur die Menschen waren nicht zu gebrauchen.‹«
    Rochelle schüttelte sich und verzog das Gesicht. »Ja, Julian. Ich erinnere mich. Das steht in einem der Briefe«, sagte sie zu mir. »Nein, ich weiß nicht, was es zu bedeuten hat. Morris wusste es auch nicht. Aber das ist offenbar eins dieser Dinge, von denen man einfach weiß, dass sie stimmen, auch wenn man dafür nicht den geringsten Beweis hat. Und der Mann behauptete, dafür mehr Beweise vorlegen zu können, als einem lieb sein konnte. Wiederholt bat er Morris, ihn zu hypnotisieren, damit er sich auch an die Einzelheiten erinnerte, die er vergessen hatte. Morris konnte es kaum erwarten. Er dachte, es sei der Schlüssel für die Antischwerkraft. Die Erklärung, wie UFOs fliegen. Wie wir fliegen könnten, wenn wir wollten.«
    Ich dachte an Rosa. Dass sie in letzter Zeit eigentlich nur noch ans Fliegen dachte und wie aufgeregt sie wäre, wenn sie hier bei uns sein könnte. Aber ich freute mich, dass sie es nicht war. Auch wenn ich nicht wusste, warum. Ich sollte wirklich fragen, ob ich mal telefonieren dürfte, um sie anzurufen. »Sieh es mal so«, sagte Tom. »Das Philadelphia-Experiment war für Einsteins einheitliche Feldtheorie das, was Alamogordo für E = mc 2  war. Nur ohne Atompilz.«
    »Und hat er?«, fragte ich Rochelle. »Hat Jessup den Mann jemals hypnotisiert?«
    »Danny, er konnte den Mann nicht mal finden.«
    »Oder vielleicht«, sagte Julian, »haben die ihn gefunden.«
    Er fuhr mit dem Zeigefinger über seine Kehle. Seine Augenbrauen zuckten Groucho-Marx-mäßig auf und ab, genau wie vorhin in der Küche. Nur wirkte es jetzt makaber, beklemmend.
Über die leeren Teller hinweg sah ich Julian an, dann Rochelle, dann Tom. Dann wieder Rochelle. Was genau wollte ich Rosa erzählen, wenn ich sie anrief? Dass ich

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