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Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Titel: Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Halperin
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in Sicherheit war, dass ich diesen Leuten trauen konnte, dass wir keine Polizei brauchten? War ich mir da sicher?
    »Morris bekam einen Anruf«, sagte Rochelle, »vom Office of Naval Research in Washington. Irgendjemand hatte ihm eine Ausgabe seines Buches Tatsache UFO geschickt. Aber nicht nur das Buch. Die Seiten waren voller Anmerkungen. Drei verschiedene Leute hatten die Anmerkungen für sich selbst und füreinander geschrieben, überall im Text. Es war, als hätten sie Morris’ Buch hin und her gereicht, Passagen unterstrichen, Kommentare geschrieben wie Jetzt ist er nah dran oder manchmal Er versteht es nicht, keiner von den Gaiyars kann es verstehen.«
    »Gaiyars?«
    »Ein Wort, das Zigeuner manchmal verwenden, für Menschen, die keine Zigeuner sind. Deshalb glauben wir, dass sie Zigeuner waren, diese drei Männer. Sie redeten, als wären sie so etwas wie ein Geheimbund, als wüssten sie Bescheid. Über das Unsichtbarkeitsexperiment – dazu hatten sie eine Menge zu sagen – und über die UFOs und alles Mögliche, was wir wissen wollen. Ich meine uns – die SSS. Die Regierung auch, wahrscheinlich. Obwohl sie es nie zugeben würde.«
    »Und das Buch?«, sagte ich. »Hast du es gesehen?«
    »Ja. Ich habe es gesehen.«
    Rochelle schob ihr leeres Weinglas hin und her, als machte sie unsichtbare Notizen auf der Tischdecke. Die Uhr tickte laut im stillen Haus.
    »Wie soll man das erzählen?«, sagte sie mit starrem Blick in ihr Weinglas. »Wir erfuhren von der Dade County Police, dass Morris im Sterben lag. Die meisten Hilfssheriffs waren
Freunde von Daddy. Sie haben ihn an diesem Abend angerufen, gleich nachdem sie Morris im Park gefunden hatten. Es gab sonst niemanden, den sie hätten anrufen können. Seine Frau hatte ihre Sachen gepackt und ihn verlassen. Er lebte allein in dem Haus am Ende unserer Straße. So habe ich Daddy noch nie im Auto erlebt. Auf dem Weg zum Park ist er bestimmt über drei oder vier rote Ampeln gefahren. Ich glaube, bis zu diesem Abend hatte er in seinem ganzen Leben noch nie eine rote Ampel missachtet.«
    »Dein Vater hat dich mitgenommen?« Mir wurde irgendwie unheimlich, als würde mir etwas über die Haut kriechen, in mich hinein, durch mich hindurch. Wie damals, als mein Vater mich …
    »Die Sonne ging gerade unter, als wir am Park ankamen«, sagte Rochelle. »Morris’ Auto stand da, wie ich es schon Millionen Mal vor seinem Haus gesehen hatte. Er saß hinterm Lenkrad, wie immer. Aber er war auf dem Sitz in sich zusammengesunken, tot, mit offenen Augen. Danny, einen solchen Ausdruck in den Augen hast du noch nie gesehen. Er wirkte, als hätte er nach Luft geschnappt. Nun, er hatte tatsächlich nach Luft geschnappt, als man ihn fand. Das erzählte uns der Hilfssheriff. Morris hatte einen Schlauch vom Auspuff durchs Fenster in den Innenraum gelegt und den Motor laufen lassen.«
    »Oder jemand anders hatte es für ihn getan«, sagte Julian.
    Rochelle nickte. »Der Schlauch war angeblich noch da, als wir ankamen. Ich habe ihn aber nicht gesehen. Ich konnte mir nichts anderes ansehen. Nur Morris’ Gesicht. Und das Buch, das neben ihm auf dem Sitz lag.«
    »Das Buch …«, sagte ich.
    »Ja, Danny. Morris’ Tatsache UFO. Ich hatte es ein paar Jahre zuvor gelesen, kurz nach der Veröffentlichung, als ich neun
war und wir in Jerusalem wohnten. Das war so ziemlich alles, was ich in diesen Sommern in Jordanien mit mir anfangen konnte: im Garten sitzen und Bücher aus der Bibliothek des British Council lesen. Und Arabisch und Französisch lernen. Nicht, dass ich keine Freunde zum Spielen gehabt hätte … Und dann lag da genau dieses Buch neben seiner Leiche. Nur dass es eben nicht das gleiche war. Warte – gleich wirst du verstehen, was ich meine. Ich habe es gestohlen.«
    »Du hast was?«
    »Ich war ziemlich geschickt darin, Sachen mitgehen zu lassen, schon damals. Der Hilfssheriff hat nicht aufgepasst. Er brüllte auf Daddy ein. Wozu haben Sie die Kleine mitgebracht?, schrie er immer wieder. Und Daddy hat zurückgebrüllt, es sei wichtig, dass ich dort war, damit ich es sehe, damit ich sehe  …«
    Wozu hast du ihn mitgebracht?, hatte das Bündel auf dem Bett gekrächzt, als mein Vater mich in ihr Zimmer führte – so schwach, aber noch konnte ich sie verstehen –, und ich heulte laut auf … »Ich glaube, ich wäre verrückt geworden«, sagte ich.
    »Vielleicht wärst du das«, erwiderte Rochelle. »Vielleicht bin ich das. Jedenfalls waren Daddy und der Hilfssheriff so

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